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Volker Struth: Der Kölner König einer undurchsichtigen Branche

Der bekannteste deutsche Spielerberater Volker Struth ist einer der Großen im Geschäft –
beim effzeh berät er ganze acht Spieler. Etwas viel, oder nicht?

Struth und Hebel
Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images

Der Wille zu mehr Transparenz ist wohl eher Marketing

Struths Ansinnen, seiner Branche endlich so etwas wie Transparenz und Reputation zu verleihen, findet Ausdruck in seinem Engagement in der Deutschen Fußballspieler-Vermittler Vereinigung (DFVV). Diese wurde bereits im Jahr 2007 gegründet. Anfang 2016 unterzeichneten DFL, DFB und DFVV ein “Memorandum of Understanding”, in dem festgelegt wurde, dass die “Qualität und die Transparenz der Spielervermittlung und -beratung in Deutschland nachhaltig zu erhöhen” sei, wie es auf der Webseite des DFB heißt. Die Kooperation zielt ferner auf Folgendes ab: “Ziele des weiteren Austauschs über interessen- und praxisgerechte wirtschaftliche und rechtliche Regelungen für die Zusammenarbeit zwischen Klubs, Vermittlern und Verbänden sind unter anderem die gemeinsame Erarbeitung von Qualitätsstandards und Verhaltensregeln, die der Transparenz, der Vertragsstabilität, der Integrität des sportlichen Wettbewerbs und dem Schutz von Minderjährigen dienen sollen.”

Toni Kroos und Entourage mit Volker Struth (ganz rechts) | Foto: Sascha Steinbach/Bongarts/Getty Images

Klingt ja erstmal gut – was ist dann aber mit dem Vertragswerk von Toni Kroos, einem weiteren Struth-Kunden? Die Unterschrift unter den Vertrag bei Real Madrid gilt als das Lebenswerk des Kölner Beraters, dessen Kunde laut dem Buch “Football Leaks” 14,5 Millionen Euro pro Jahr verdient. Die Autoren des Buches wollten mit Struth darüber sprechen – der drohte allerdings mit rechtlichen Schritten. Wo war die Transparenz da plötzlich hin? Kleine Ergänzung: Bis Oktober 2018 soll sich laut den Recherchen von “Football Leaks” das Honorar für Struth auf fünf Millionen Euro erhöhen, die Real Madrid nach Köln überweist – als kleines “Dankeschön” für die Vertragsverlängerung des Mittelfeldspielers. Doch kommen wir zurück zu Struths Transparenz-Kampagne.

Spielerberater müssen keine Lizenz mehr erlangen

Grundlage dieser Entwicklung ist die Tatsache, dass seit dem Jahr 2015 durch das FIFA-Reglement vorgegeben wird, dass Spielervermittler nur noch registriert werden und keine Lizenz der Verbände mehr erhalten müssen. Dass damit unlauteren Geschäftspraktiken Tür und Tor geöffnet wurden, fiel den Verantwortlichen in Deutschland also vergleichsweise schnell auf. Mit der Unterzeichnung des Memorandums verpflichteten sich die großen Spielerberatungs-Agenturen in Deutschland also zu mehr Transparenz. Neben “SportsTotal” sind in diesem Zusammenhang noch “Rogon” (von Roger Wittmann), “ProProfil” und “arena11” zu nennen, die den Markt weitestgehend unter sich aufteilen. Interessanterweise gibt es in Deutschland allerdings nur 1500 Menschen, die als Profifußballer ihr Geld mit dem Sport verdienen können – die unfassbar große Summe der Agenturen und Berater zeigt also, dass hier ein erhebliches Gewinnpotenzial vorzuliegen scheint. Dementsprechend werden bereits in unteren Ligen junge Spieler von Beratern in ihrer “Karriereplanung” unterstützt.

Diesen Akteuren ist der Fußball an sich egal. Hauptsache, sie können ihr Geschäft machen.

Zuletzt geriet die Branche wieder in Misskredit, als die Veröffentlichungen von Football Leaks aufzeigten, in welchem Ausmaß Spielerberater kriminell agieren, um sich möglichst viel Geld in die eigenen Taschen zu stecken. Versinnbildlicht wurde die gesamte Entwicklung im Transfer von Anthony Modeste nach China, an dem neben dem effzeh auch noch weitere Parteien verdienten. Damit wurde wieder offenkundig, was viele schon seit Jahren denken dürften: Das Geschäft ist nicht durchschaubar, die Spieler werden aufgrund des hohen wirtschaftlichen Interesses wie Ware von Ort zu Ort geschoben in der Hoffnung, eine möglichst große Rendite dabei herauszuschlagen.

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Steffen Schneekloth, mittlerweile Präsident beim Zweitliga-Aufsteiger aus Kiel, wirkte 20 Jahre in der Branche, bevor er vor Kurzem ausstieg. Im Interview mit “Sportbuzzer” legt er dar, woran das System Profifußball aus seiner Sicht krankt: “Dem Fußball öffnen sich durch das ständig steigende TV-Geld immer neue Dimensionen. Das lockt Profit-Macher und Investoren. Diesen Akteuren ist der Fußball an sich egal. Hauptsache, sie können ihr Geschäft machen.”

Schneekloth: “Es gibt heute mehr als 500 Berater”

Dass die Nachfrage dabei nicht zwingend gewachsen sei, ist für Schneekloth ebenfalls klar: “Fakt ist: Heute gibt es allein in Deutschland mehr als 500 tätige Berater oder solche, die sich so nennen. Darunter finden sich auch ehemalige Klempner, Schrotthändler, Diskotheken-Betreiber, Pizzabäcker und Fanartikel-Verkäufer! Dabei ist die Anzahl der zu betreuenden Fußballspieler in diesem Zeitraum nahezu unverändert geblieben.” Ein zentrales Problem liegt laut dem ehemaligen Berater darin, dass Leute wie Struth nicht ausschließlich auf Seiten des Spielers aktiv sind und auch nicht von diesen bezahlt werden. “In der Realität wird der Berater jedoch von dem Verein honoriert, der mit dem Spieler den Arbeitsvertrag schließt. Das passiert, indem zwischen Berater und Verein eine vertragliche Hilfskonstruktion gewählt wird, der zufolge der Verein den Berater beauftragt, ihm einen Spieler zu vermitteln, der die sportlichen Anforderungen für die angedachte Position erfüllt.”

Dass es sich dabei um eine clevere Art und Weise handelt, Geld hin und herzuschieben, ist für Schneekloth offensichtlich, wie er betont: “(…) von einer Vermittlung kann nicht die Rede sein, da der Verein ja bereits im Vorfeld wegen des betreffenden und ihm bekannten Spielers den Berater kontaktiert hat. Diese Art der Vertragsgestaltung dient ausschließlich der Legitimation der vereinbarten Provisionszahlung an den Berater”. In der Branche sind zehn Prozent des Brutto-Jahres-Gehalts eines Spielers durchaus üblich.

Vertragsverlängerung von Horn: 300.000 Euro Provision für Struth?

Ginge man davon aus, dass Timo Horn beim effzeh mittlerweile drei Millionen Euro pro Jahr verdient, ergäbe sich für “SportsTotal” eine Rendite von 300.000 Euro – einzig und allein durch die Vertragsverlängerung des Keepers. Inwiefern diese Summe in Relation zum Arbeitsaufwand der Berater steht, lassen wir die Leserinnen und Leser selbst beantworten. Im Manager Magazin ist zu lesen, dass “SportsTotal” jedes Jahr einen niedrigen achtstelligen Betrag umsetzt, der zu 90 Protent von den Klubs kommt. Die satten jährlichen Gewinne polstern das Eigenkapital auf. Struth beschäftigt mittlerweile mehr als 20 Leute, die sich um das Wohlergehen der kickenden Kunden kümmern – einige dieser Kunden leben und spielen in Köln.

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