Musterprofi mit großem Ehrgeiz
Koziello galt darüber hinaus sportlich als Musterprofi in Nizza: Nach dem Training war er meistens derjenige, der die Umkleidekabinen abgeschlossen hatte. “Es kommt vor, dass ich später fertig werde, weil ich viel Muskelaufbau mache und auf der Massagebank liege. Das gehört zum Profileben dazu und man muss da durch, um seine Leistung bringen zu können und den Erwartungen gerecht zu werden”, offenbarte er im Gespräch mit “France Football”. Bereits nach seiner Ankunft in Nizza, damals noch als Jugendspieler, wurde ihm von Franck Sale ein hohes Arbeitsethos bescheinigt. “Als ich ihm zu verstehen gegeben habe, dass er zulegen muss, was Gewicht und Ausdauer angeht, hat er mir die Hand geschüttelt und gesagt: ‘Ich werde professionell sein.’ Das hab ich schon oft gehört, aber es war das erste Mal, dass ich einem Jungen aufs Wort geglaubt habe.”
Diese Ehrgeiz führte Koziello dann zu mehr als 100 Spielen für Nizza in etwas mehr als drei Jahren. Sein Förderer Puel verließ den Verein im Jahr 2016, für ihn heuerte mit Lucien Favre ein Altbekannter aus der Bundesliga an. Für den Youngster war dies erst einmal nicht dramatisch, wie er gegenüber “Goal” bestätigte: “Ich war ziemlich zuversichtlich, die Mannschaft war nach wie vor in konstanter Entwicklung und das sah man auch zu Beginn der Saison. Wir haben einen großartigen Trainer verloren, aber einen anderen gefunden. Große Spieler sind gegangen, andere sind gekommen. Selbst wenn die taktische Systeme sich geändert haben, der Spielstil ist immer noch derselbe. Es gab einen Wechsel, ja, aber nur in der Kontinuität”, erklärte Koziello.
Besuch beim Derby gibt den letzten Impuls
Und dennoch: Nachdem er unter Favres Leitung im ersten Jahr noch zu 34 Spielen wettbewerbsübergreifend kam (Nizza erreichte erneut Platz vier, dieses Mal mit Mario Balotelli), sank er zunehmende in der Gunst des Schweizers, was sich in fehlenden Einsatzzeiten seit Herbst manifestierte. Der letzte wirkliche Einsatz datiert vom 29. November, als Koziello eine Stunde gegen Toulouse ran durfte. Seitdem reichte es nur noch zu zwei Kurzeinsätzen in der Liga, am vergangenen Wochenende saß Koziello im Heimspiel gegen Amiens auf der Bank.
Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel wurde Favre befragt, ob er die Tür für einen Transfer seines Mittelfeldspielers schließe, was der Schweizer verneinte. Bei einem guten Angebot, so signalisierte der einstige Coach von Borussia Mönchengladbach und Hertha BSC, sei er gesprächsbereit. Danach ging alles ganz schnell: Koziello weilte bereits am Sonntag in Köln, verfolgte dort das Derby gegen Mönchengladbach und konnte sich von der Stimmung im Müngersdorfer Stadion überzeugen. Am Montag absolvierte er die obligatorischen medizinischen Untersuchungen, bevor am Tag danach sein Transfer endgültig bekanntgegeben wurde.
Vincent Koziello: Has a better pass success rate (94.1%) than any other Ligue 1 player to make 15 or more appearances this season
Full player stats — https://t.co/aWj0qqivRX pic.twitter.com/BqqDIt4BUB
— WhoScored.com (@WhoScored) January 15, 2018
Bleibt nur noch die Frage zu klären, warum ein ehemaliger Shootingstar des französischen Fußballs etwa zwei Jahre nach Beginn des Hypes und zugegebenermaßen der ersten etwas längeren Periode ohne große Erfolgserlebnisse sofort zu einem Tabellenletzten in ein fremdes Land wechselt – und das für die kolportierte Ablösesumme von lediglich drei Millionen Euro. Es ist davon auszugehen, dass viele von Koziellos ehemaligen Kollegen eine Rolle gespielt haben dürften, wenn man bedenkt, wer mit ihm in der U21 gespielt hat. Corentin Tolisso, Jean-Philippe Gbamin, Kingsley Coman, Abdou Diallo, Benjamin Pavard und Jean-Kévin Augustin sind allesamt ehemalige französische Junioren-Nationalspieler, die aus der Heimat über den Rhein in die Bundesliga gewechselt sind – sie alle dürften ihm dazu geraten haben, in eine Liga zu wechseln, in der man sich einerseits sehr für seine Dienste interessiert und in der andererseits der Fußball einen hohen Stellenwert genießt.
>>> “Einfach unbeschreiblich”: Terodde direkt Derbyheld beim 1. FC Köln
Ein Spielertyp, der dem 1. FC Köln fehlt
Dadurch, dass Koziello bei Nizza zuletzt nicht mehr zu seinen Einsatzzeiten kam, hätte man denken können, dass es vielleicht schon den ein oder anderen Interessenten aus Frankreich geben würde – bis auf St. Étienne schien das allerdings nicht der Fall zu sein. Und somit schien es durchaus zu einer realistischen Option zu werden, nach Köln zu wechseln, auch wenn der effzeh momentan auf Rang 18 liegt und mit großer Wahrscheinlichkeit in der kommenden Saison in der zweiten Liga spielt. Lucien Favre wird Koziello bei seiner Entscheidung wohl auch dahingehend unterstützt haben, denn er ist mit der Bundesliga bestens vertraut.
u17 der as cannes vor ein paar jahren
suchbild: wo ist koziello? pic.twitter.com/sOJ4Id7HFS
— Arne (@steinberg_arne) January 15, 2018
Mit dem effzeh spielt Koziello nun in einer Mannschaft, in der gerade im Spiel nach vorne im Übergangsbereich zwischen Defensive und Offensive ein Spielertyp fehlt, der sich gut in den Zwischenräumen bewegt und dort die Ballzirkulation aufrechterhält. Vom Spielerprofil her scheint Koziello genau in den Bedarf zu passen, der beim 1. FC Köln über Jahre missachtet wurde. Prinzipiell ist es dabei egal, ob der Franzose auf der 6, 8 oder 10 eingesetzt wird – wichtig ist, dass er sich mit dem Ball am Fuß um konstruktive Lösungen kümmern kann. Davon wird man sich beginnend mit dem Auswärtsspiel beim Hamburger SV dann hoffentlich überzeugen können – wenn der Hänfling mit dem Engelsgesicht endlich mit dem Geißbock auf der Brust spielt.