Am Montag hat der 1. FC Köln unter der Leitung von Neu-Trainer Markus Anfang das Training für die kommende Zweitliga-Saison aufgenommen. Unser Autor war vor Ort.
Wenn das Wetter als gutes Omen herangezogen werden kann, dann liegen vor dem 1. FC Köln sonnige Zeiten: Rechtzeitig zum Trainingsauftakt des Bundesliga-Absteigers präsentierte sich der Himmel über dem Geißbockheim in bester Laune und ließ die knapp 1.000 angereisten Fans, die sich ein erstes Bild von ihren „Geißböcken“ machen wollten, mit der Sonne um die Wette strahlen. Die verkorkste Vorsaison mit dem sechsten Abstieg der Vereinsgeschichte ist abgehakt, der Fokus in der Domstadt gilt ganz eindeutig dem angepeilten direkten Wiederaufstieg.
„Es bringt nichts, über die Vergangenheit zu reden. Wir haben eine klare Aufgabe für die neue Saison“, betonte Markus Anfang schon zuvor in seiner ersten Pressekonferenz als FC-Trainer. Beim Laktattest am Montagmorgen hatte der neue Hoffnungsträger an der Seitenlinie die Mannschaft erstmals kennengelernt, nach einer kurzen Besprechung und dem Mittagessen lud der ehemalige Coach von Holstein Kiel sein Team am Nachmittag dann zum lockeren Aufgalopp über 75 Minuten. „Jeder hat die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Erst einmal müssen wir aber unsere Spielidee in die Mannschaft transportieren“, erklärte der gebürtige Kölner, der bei seinem neuen Arbeitgeber direkt in die taktische Arbeit einsteigen will. „Wir wollen von hinten raus Fußball spielen, immer Lösungen haben, dominant sein“, umschrieb der 44-Jährige seine Spielidee.
Armin Veh über die Favoritenrolle des 1. FC Köln
Ähnlich zielstrebig wie der Kölner Trainer äußerte sich auch sein Vorgesetzter. „Der Hamburger SV und wir sind die Favoriten. Dem müssen wir uns stellen. Ob wir es am Ende auch schaffen, ist aber eine andere Frage. Dafür muss vieles passen“, sagte FC-Sportgeschäftsführer Armin Veh, der seit Ende des letzten Jahres die Geschicke bei den „Geißböcken“ leitet. Die Favoritenrolle scheinen die Kölner von Beginn an annehmen zu wollen, wenngleich vor der kommenden Zweitliga-Saison noch einige Fragezeichen über dem FC zu schweben scheinen.
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Auch der einstige Bundesliga-Coach (u.a. VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt) beschwor einen Neuanfang beim Absteiger, der die vergangene Spielzeit abgeschlagen als Tabellenletzter beendete. „Mit dem heutigen Tag ist die letzte Saison abgehakt“, ließ Veh demonstrativ wissen und sieht seinen Club bestens gerüstet für die anstehende Aufgabe: „Wir besitzen schon jetzt einen konkurrenzfähigen Kader, könnten aber auch noch einmal auf dem Transfermarkt nachlegen“, erklärt der 57-Jährige und schob hinterher: „Ich glaube, dass die Mannschaft besser als in der vergangenen Saison ist.“
Neuzugänge alle am Start
Das sollen vor allem die Neuzugänge garantieren: Ein halbes Dutzend Spieler hat Veh verpflichtet, um Abgänge von Leistungsträgern wie Leonardo Bittencourt (1899 Hoffenheim), Dominique Heintz (SC Freiburg) und Yuya Osako (Werder Bremen) zu kompensieren. Lasse Sobiech, Rafael Czichos, Benno Schmitz, Matthias Bader, Niklas Hauptmann und Louis Schaub heißen die Hoffnungsträger, die nun den Geißbock auf der Brust tragen. Insbesondere der kopfballstarke Innenverteidiger Sobiech, der ablösefrei vom FC St. Pauli nach Köln wechselte, soll die zuletzt wacklige FC-Defensive stabilisieren.
Auch der routinierte Abwehrhüne sieht die ambitionierten Ziele seines neuen Vereins als Aufforderung zu einer guten Saison: „Es gibt immer viel Druck, das ist in Köln nicht anders. Wir können damit umgehen. Die Favoritenrolle nehmen wir sehr gerne an, wir wollen hier sehr erfolgreich sein“, betont der 27-Jährige, der den ersten offiziellen Arbeitstag in Köln sichtlich genoss: „Ich bin herzlich aufgenommen worden. Ein, zwei Jungs kenne ich ja schon, das vereinfacht das Ganze natürlich. Ich freue mich auf einen Club mit viel Tradition und tollen Fans.“
Timo Horn: Nach Verbleib noch mehr Sympathieträger
Die Anhänger der Kölner zeigten zum Trainingsauftakt, dass auch sie die verkorkste Vorsaison abgeschüttelt haben und mit neuer Motivation den Verein auch in der 2. Bundesliga unterstützen wollen. Die Sympathien flogen dabei besonders einem zu: Torwart Timo Horn, der trotz hochkarätiger Angebote seinen Vertrag beim FC verlängerte und damit ein wichtiges Zeichen setzte. „Joot, dass do noh he bes“ (Gut, dass du noch hier bist), bekam das umworbene Eigengewächs der „Geißböcke“ mehrfach von den Fans zu hören, als er Autogramme schrieb und für Bilder posierte.
Diese Zuneigung will der 25-Jährige auch auf dem Rasen zurückzahlen. „Wir müssen von Beginn an hochkonzentriert zu Werke gehen. Wir wollen aufsteigen, dafür müssen wir hart arbeiten. Die 2. Bundesliga wird für uns kein Selbstläufer, gegen uns werden alle extrem motiviert sein“, weiß der ehemalige U21-Nationaltorhüter um die Ausgangslage, aber auch um die Qualität der Kölner Mannschaft: „Wir haben eine gute Truppe zusammen, haben gute Jungs, die hungrig sind, dazu bekommen. Es geht in die richtige Richtung.“
Jonas Hectors Fehlen ist laut Anfang kein Problem
Das empfanden auch die FC-Fans beim lockeren Aufgalopp ihrer „Geißböcke“, mussten aber zum Trainingsauftakt auf den prominentesten Spieler verzichten. Jonas Hector weilt aktuell mit der Nationalmannschaft bei der WM in Russland, wird je nach Abschneiden vielleicht sogar erst kurz vor dem Saisonauftakt in der 2. Bundesliga zurück bei seinem Verein sein. Für den Kölner Coach Markus Anfang ist das kein Grund zur Sorge: „Jonas ist nicht umsonst Nationalspieler, er kann Sachen schnell umsetzen. Ein positives Erlebnis wie die Weltmeisterschaft kann dazu noch für zusätzlichen Schwung sorgen“, unterstreicht er. Positive Erlebnisse, die will der 1. FC Köln nach dem schwierigen Vorjahr nun in der 2. Bundesliga feiern. Das sonnige Gemüt inklusive passendem Wetter hatten sie jedenfalls beim Trainingsauftakt schon am Start.
Dieser Text erschien zuerst auf bundesliga.com.