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Fankultur

Bundesliga-Stadionpläne: Kölner Olympia-Träume vs. Frankfurter Sozialverträglichkeit

Die Eintracht will “sozialverträglich” das Stadion ausbauen, die Hertha das letzte Wort den Mitglieder überlassen. In Köln läuft’s derweil spürbar anders. Ein Kommentar.

In Frankfurt verfolgt man derweil einen ganz anderen Ansatz. Zusammen mit der Stadt präsentierte die Eintracht kürzlich ihren Anhängern die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie zum Ausbau der Commerzbank-Arena. Statt den bisher 51.500 Zuschauern sollen in Zukunft 61.000 Personen einen Platz im Stadion finden. Dass es dabei nicht nur um schnöde Profitmaximierung durch neue teure Sitzplätze geht, wird schnell deutlich. Die Eintracht plant in Zukunft statt den bisherigen 7.000 Stehplätzen derer 20.000 anbieten zu können. „Fußball für alle“ wolle man so möglich machen, erklärt Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann den Plan. Mit diesem „sozialverträglichen Ausbau“ soll es jungen Fans mit geringem Einkommen möglich sein, ein Fußballspiel der Eintracht zu besuchen, führte Eintracht-Vorstand Axel Hellmann weiter aus. Für die Umsetzung müssten nicht nur Sitzplätze, sondern auch der Logen-Ring in der Nord-West-Kurve dran glauben – ein für die kapitalistische Fußballwelt doch sehr ungewöhnlicher Plan, der angenehm wenig nach Profitorientierung klingt.

COLOGNE, GERMANY - MAY 23: (L-R) Chairman Alexander Wehrle and vice-president Werner Spinner of Koeln smile prior to the Bundesliga match between 1. FC Koelan and VfL Wolfsburg at RheinEnergieStadion on May 23, 2015 in Cologne, Germany.

Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images

Letztere scheint in Köln gleichwohl wichtig zu sein – den Eindruck kann man zumindest bekommen. Nahezu mantraartig wird die wirtschaftliche Notwendigkeit eines größeres Stadions von Präsident Werner Spinner und Geschäftsführer Alexander Wehrle bei jeder sich bietenden Gelegenheit derzeit betont. Die Motivation für die Kölner Pläne scheint nicht unbedingt zu sein, mehr „jungen Fans mit geringem Einkommen“ einen Stadionbesuch zu ermöglichen. Ein dezenter Ausbau im Stile der Eintracht schien in Köln ohnehin von vornherein ebenso wenig ein Thema zu sein, wie eine deutliche Erhöhung der (wenig ertragreichen) Stehplätze jemals die Hauptmotivation für die Vergrößerungspläne gewesen sein dürfte.

“Mehreinnahmen von bis zu 15 Mio. Euro”

In der Domstadt will man lieber direkt eine Kapazität von 75.000 Plätzen erreichen. Warum ein Aus- oder Neubau für den Verein so wichtig ist? „Das würde Mehreinnahmen pro Saison von bis zu 15 Millionen Euro bedeuten”, erklärt Wehrle im Gespräch mit der “Kölnischen Rundschau”. Dass dann vor allen Dingen mehr Fans die Spiele verfolgen könnten, scheint in Köln offenbar nur als positiver Nebeneffekt des Hauptziels namens Gewinnsteigerung eingeplant zu sein.

Gleichzeitig mutet die derzeit laufende Machbarkeitsstudie, ob ein Ausbau des RheinEnergie-Stadions in Müngersdorf möglich wäre, ein wenig so an, als sei sie vom Club nur in Auftrag gegeben worden, um zu beweisen, dass ein Neubau an einem anderen Standort das Beste für alle Beteiligten sei. Schließlich weiß man am Geißbockheim, dass der Ausbau in Müngersdorf das wohl anstrengendste und konfliktreichste aller möglichen Unterfangen wäre – infrastrukturelle Probleme und Krach mit den Anwohnern drohen. Von einer Mitgliederbefragung oder gar Satzungsänderung, damit schlussendlich die Anhänger darüber entscheiden könnten, ob die Geißböcke weiterhin in Müngersdorf oder eben bald in Frechen, Porz oder Hürth kicken werden, hört man in Köln derweil wenig. Lediglich, dass man die Entscheidung  „nicht einsam im Elfenbeinturm“ treffen wolle, ließ Wehrle die Anhänger beruhigenderweise schon einmal wissen.

Merkwürdige Olympia-Fantasie in Köln

Alexander Wehrle ist es auch, der sich kürzlich öffentlich einer merkwürdigen Fantasie hingab: Der Neubau eines für Leichtathletik geeigneten Olympiastadions, das in eine Fußballarena umgebaut werden könne und somit Faktor einer potentiellen NRW-Bewerbung für die Sommerspiele sein könnte, sei “technisch machbar”, erklärte der Kölner Geschäftsführer im “Express”. Dass spätestens dieser abstruse feuchte Traum mit den Wünschen der Kölner Fans nichts mehr zu tun hat, scheint bei den Überlegungen weder aufzufallen, noch eine größere Rolle zu spielen – auch wenn Wehrle erklärt, dass es bei den Planungen in erster Linie immer um den Fußball gehen werde.

Sich leicht größenwahnsinnigen Visionen hinzugeben, scheint beim 1. FC Köln, bei dem die aktuelle Führungsriege zu Dienstbeginn vor ein paar Jahren genau dieses altbekannte Kölner Phänomen bekämpfen wollte und auch erfolgreich damit war, plötzlich wieder erlaubt zu sein. Angesichts des sportlichen Erfolgs und der wirtschaftlich ebenso prächtigen Entwicklung des Clubs in der jüngeren Vergangenheit, ist Bescheidenheit offenbar nicht mehr die oberste Prämisse im Grüngürtel. „Das Geld liegt auf der Straße, nur können wir es nicht einsammeln” bringt Wehrle die offensichtliche Hauptmotivation für die Kölner Zukunftspläne schließlich auf den Punkt. Darum, die “sozial verträglichste” Lösung zu finden, scheint es jedenfalls nicht vorrangig zu gehen.

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