Nein, in diesen besonderen Zeiten ist es ganz gewiss nicht vergnügungssteuerpflichtig, Anhänger des 1. FC Köln zu sein. Die Neuigkeiten über den Verein im Blätterwald sind in der Regel wenig erbaulich. Nicht selten zeugen sie von Sorgen, sportlicher wie wirtschaftlicher Natur, von Krisen, von sportlichem Niedergang und Angst vor finanziellem Ruin. Und dies hat sehr wenig mit einem bösen Willen der schreibenden Zunft, dafür aber umso mehr mit dem Gebaren des Klubs zu tun, der sich einst für das Real Madrid des Westens hielt. Sicherlich, auch die Coronakrise hat ihr nicht unbeträchtliches Scherflein zu der existenzbedrohenden Schieflage der Vereinsfinanzen beigetragen und tut dies noch. Deutlich weniger würde das Gebälk am Geißbockheim allerdings unter den Folgen der Pandemie ächzen, hätte man nicht wie mit dem Füllhorn horrende Summen über Akteure ausgeschüttet, deren sportlicher Ertrag den finanziellen Aufwand nur sehr bedingt rechtfertigen.
Und doch, es gibt sie, die ‘good news’, zwar selten wie Wasser in der Wüste, dafür aber umso willkommener. Die Nachwuchsabteilung der Kölner macht Freude. Die U17 macht sich gut und ist mit einem überzeugenden 5:1-Sieg gegen Rot-Weiß Essen in den Ligapokal NRW gestartet, die U19 nimmt am Konzert der Großen in der UEFA Youth League teil und auch die U21 hat mit dem fünften Tabellenplatz in der Regionalliga West mehr erreicht, als man erwarten konnte. Und hier ist er, der Hoffnungsschimmer, der mögliche Ausweg aus einer ansonsten ausweglos scheinenden Situation. Der Transfer des ehemaligen Nachwuchsspielers Ismail Jakobs zeigt dies auf. Werte schaffen als Ergebnis beständiger Arbeit muss die Lösung sein, kann den Weg ebnen raus aus dem Teufelskreis aus sportlicher Misere und finanzieller Not.
Talente entwickeln – eine Aufgabe mit höchster Priorität für den 1. FC Köln
Talente entwickeln, bis sie Bundesliganiveau erreichen und das Profiteam verstärken können. Und wenn dann Angebote passen, Transfererlöse generieren, erfolgreich sein im eigenen Haus, Krisenbewältigung mit Bordmitteln. Die Erfolge der Nachwuchsförderung beim 1. FC Köln, die fast schon in einem umgekehrt proportionalen Verhältnis zu den infrastrukturellen Bedingungen für die Jugendteams am Geißbockheim stehen, wurden nicht mit teurem Geld erkauft, sondern gründen auf der Arbeit der Mitarbeiter des NLZ der Kölner. Nicht zuletzt verdankt man sie Jugendchefscout Martin Bülles und Trainerpersönlichkeiten wie Martin Heck in der U17, Stefan Ruthenbeck in der U19 und – last but not least – Mark Zimmermann, Cheftrainer der U21.
Mark Zimmermanns Mannschaft konnte in den 40 Pflichtspielen der Saison 2020/21 insgesamt 61 Punkte ergattern bei einem Torverhältnis von 66:55. Damit rangierte man vor den als stärker eingeschätzten Zweitvertretungen von Borussia Mönchengladbach, Fortuna Düsseldorf und Schalke 04. Nicht weniger als 41 Spieler zeugen von den Anstrengungen der Spielzeit, die ihren Tribut in Form zahlreicher Verletzungen forderte und oftmalige Umbesetzungen notwendig machte. Umso höher muss die Leistung des Teams und der fünfte Platz in der Abschlusstabelle bewertet werden. So zeigte sich auch Trainer Mark Zimmerman zufrieden mit der abgelaufenen Saison: “Unsere Jungs haben unter schweren Bedingungen durch die Corona-Pandemie eine gute Saison gespielt. Uns hat zwar in der vergangenen Spielzeit etwas die Konstanz gefehlt, aber die Jungs waren lernwillig, haben verschiedene Systeme gelernt und haben immer ein hohes Maß an Einsatzbereitschaft gezeigt.“
Uns hat zwar in der vergangenen Spielzeit etwas die Konstanz gefehlt, aber die Jungs waren lernwillig, haben verschiedene Systeme gelernt und haben immer ein hohes Maß an Einsatzbereitschaft gezeigt.
Die Offensive profitierte vor allem im letzten Saisondrittel von den guten Leistungen der Youngster Marvin Obuz und Tim Lemperle, die zusammen für 19 Tore und 7 Assists verantwortlich zeichneten. Für Sorgenfalten auf Zimmermanns Stirn sorgten dagegen die Leistungen der Defensive, die in der Saison 2019/20 (bei allerdings nur 29 Spielen) lediglich 29 Tore zugelassen hatte. Hier wirkten sich die vielen verletzungsbedingten Umbesetzungen besonders negativ aus. Auffällig war die Heimstärke der U21, die zu Hause nicht weniger als 43 Punkte einheimsen konnte, während sie auswärts deutlich anfälliger war und sich mit 18 Punkten zufriedengeben musste.
Heidrich: “Wir haben die Situation ganz gut gelöst”
Wichtiger als Punkte und Tore ist in der U21 die Förderung von Talenten und deren Heranführung an die Anforderungen des Seniorenbereiches. Hier machten die Kölner aus der Not eine Tugend. So kamen nicht weniger als 11 Akteure der U19, die ihre Saison abbrechen musste, in der U21 zum Einsatz und erhielten so wertvolle Wettkampfpraxis. “Ich denke, wir haben die Situation ganz gut gelöst, indem wir in der U21 viel Spielpraxis an die jungen Jahrgänge verteilt haben”, erläuterte Matthias Heidrich, der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums des 1. FC Köln.
Eine ganze Reihe der U19-Spieler nutzte diese Spielpraxis in der U21, um auf sich aufmerksam zu machen und gerieten in den Fokus der Profiabteilung. So nahmen Tim Lemperle, Marvin Obuz, Jens Castrop, Meiko Sponsel und Philipp Wydra im Sommer 2021 an der gesamten Saisonvorbereitung der Profis teil und sind Beispiel für die Verzahnung von U19, U21 und Profimannschaft.
Wer verließ die U21?
Auch vor der Spielzeit 2021/22 kam es wieder zu der U21-typischen Fluktuation im Kader der Zweitvertretung des 1. FC Köln. So verließen nicht weniger als neun Akteure den Verein. Vier Spieler zog es in die 3. Liga. Torwart Julian Krahl hütet in der neuen Saison das Tor des Drittliga-Aufsteigers FC Viktoria Berlin, Mittelfeldspieler Tim Sechelmann wechselte zum 1. FC Magdeburg, der in der letzten Saison nach Uerdingen ausgeliehene Innenverteidiger Leon Schneider zieht es für ein Jahr zu den Würzburger Kickers, während Stürmer Oliver Issa Schmitt für zwei Jahre an den SC Verl ausgeliehen wurde.
In die Regionalliga zog es das Trio aus Kasra Ghawilu (Holstein Kiel II, Nord), Max Klump (BFC Dynamo Berlin, Nordost) und Florian Zorn (Fortuna Düsseldorf II, West), während Außenstürmer Vincent Geimer sich dem Mittelrheinligisten 1. FC Düren anschloss und Mittelstürmer Lucas Musculus zukünftig für Eintracht Hohkeppel in der Landesliga die Fußballschuhe schnürt.
Was man sonst noch über die U21 des 1. FC Köln vor der neuen Saison wissen muss