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Geißbockheim

Rückblick auf die Saison des 1. FC Köln (3): Sportliche Pflichterfüllung ohne Kür

Der 1.FC Köln überzeugt auf dem Platz diese Saison gemessen an den eigenen Ansprüchen viel zu selten – auch wenn das große und einzige Saisonziel mit dem Aufstieg erreicht wurde.

Foto: Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images

Betrachtet man die Saison des 1.FC Köln in der Saison 2018/19 oberflächlich, so erblickt man einen letztlich ungefährdeten Aufstieg, der vorzeitig am 32. Spieltag in Fürth eingetütet werden konnte. Ein wenig unterfütternde Statistik: Mit 63 Punkten hat man nach 34 Spieltagen komfortable sechs Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz, zudem traf man sensationelle 84-mal ins gegnerische Tor, alleine Simon Terodde schoss rekordverdächtige 29 Tore in 33 Spielen. Hinzu kam die Auferstehung von Jhon Cordoba.

>>> Zweiter Teil des Saisonrückblicks: Vorentscheidung bei der Mitgliederversammlung

Schaut man jedoch genauer hin, schießen einem einige Fragezeichen in den Kopf: Ganze neun Spiele wurden verloren. Unter Peter Stöger waren es in der Aufstiegssaison 2014 lediglich vier. Und man bekam 47 Gegentore eingeschenkt, das sind genau so viele wie beispielsweise Erzgebirge Aue kassiert hat. 2014 waren es lediglich 20.

Eine Saison mit “Spitzelaffäre” und drei Krisen

Auch abseits dieser sportlichen Kennziffern kommen einem zuerst drei Krisen, einige verstörend unbeholfene Auftritte und wenig individuelle Entwicklung des Kaders in Erinnerung. Trotz Aufstieg und Meisterschaft! Insbesondere im Mittelteil der Saison gab es neben vielen ungefährdeten und zum Teil auch schön herausgespielten Siegen sportliche Dürrephasen, die letztlich sogar Trainer Markus Anfang sein Amt trotz Tabellenführung kosten sollten. Im Kader war die Stimmung ebenfalls nicht so gut, wie man sich das von einem Aufsteiger eigentlich erwartet hätte.

Foto: Thomas Eisenhuth/Bongarts/Getty Images

Hinzu kam eine vermeintliche, vom Boulevard so genannte “Spitzelaffäre” in der Kabine, eine sich ewig ziehende Transferposse um Anthony Modeste und ein Trainergespann, welches es sich mit der Mannschaft grundlegend verscherzte. Eine Saison, der man das Prädikat “besonders wertvoll” verleihen möchte, war die Spielzeit 2018/19 also ganz bestimmt nicht. Durch die immer mal wieder eingestreuten sportlichen Offenbarungseide lag auch ein ständig vernehmbares Grundrauschen über der Saison. Selten gab es Gewissheit darüber, ob das nächste Spiel auch gewonnen werden würde. Kurzum: Nicht nur auf der administrativen Ebene, sondern auch im sportlichen Bereich war die abgelaufene Saison für den Fan eine enorm anstrengende.

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Dabei begann die Spielzeit mit zehn Punkten aus den ersten vier Spielen auf dem Papier gut, auch das 9:1 in der ersten Pokalrunde beim BFC Dynamo kann man in die Kategorie “souverän” einstufen, auch wenn man zwischendurch 0:1 zurücklag. Die Taktik von Anfang war im Spätsommer zwar noch weit davon entfernt das von Dominik Drexler versprochene „Bessermacher“-System zu sein. Aber der neue Trainer ließ auch früh wissen, dass das Team das Gewinnen nach der Abstiegssaison erst neu lernen müsse. Eine irgendwie diskutable Ansicht, nach dem Vorjahresdesaster aber keine ganz unlogische.

Nie den Nimbus der Unbesiegbarkeit ausgestrahlt

Erste fundamentale Risse im Glauben an das System gab es ausgerechnet beim munteren 5:3-Auswärtssieg am Millerntor im September. Ein vogelwildes Spiel, in welchem der FC aus einem 0:2 Rückstand ein zwischenzeitliches 4:2 machte, das Spiel dabei aber nie unter Kontrolle bekam und erst mit dem 5:3 in der 96. Minute endgültig für sich entscheiden konnte. Offensiv lief es. Der zunächst noch zögerlich gestellten Frage, wie man die Defensive stabilisieren wolle, blieb Anfang jedoch bereits im September eine Antwort schuldig. Die fand er im übrigen bis zu seiner Entlassung im April nicht mehr. Als es eine Woche nach dem Spiel in Hamburg in einem ähnlich wildem Spiel gegen den SC Paderborn bei der 3:5-Niederlage für jeden erkennbar viel zu oft hinter Timo Horn einschlug, wurden die Fragen an den Trainer schließlich erstmals lauter.

Nach drei mehr oder weniger überzeugenden Siegen in Sandhausen, zuhause gegen Ingolstadt und in Bielefeld krachte das Gebilde im Heimspiel gegen den Tabellenletzten aus Duisburg Anfang Oktober vorerst in sich zusammen: Mit einfachsten Mitteln wie frühem Pressing schaffte es der MSV im ersten Spiel von Neu-Trainer Torsten Lieberknecht die Kölner Offensive aus dem Spiel zu nehmen und in Müngersdorf verdient mit 2:1 zu gewinnen.

Foto: Oliver Hardt/Bongarts/Getty Images

Das 4-1-4-1-System von Anfang war fortan endgültig dechiffriert, nach weiteren äußerst dürftigen Leistungen in Kiel (1:1) und zuhause gegen Heidenheim (ebenfalls 1:1) sowie einem etwas unglücklichem Ausscheiden im Pokal gegen Schalke kam es zum vorläufigen Tiefpunkt beim Spitzenspiel in Hamburg. Die “Geißböcke” verloren mit 0:1 und ließen so ziemlich alles vermissen, was es braucht, um im Profifußball bestehen zu können. Entsprechend polterte Armin Veh nach der Partie: „Das Spiel war einfach grottenschlecht“ oder “Ich kann nur sagen, dass man so nicht spielen kann. Und dass man, wenn man aufsteigen will, etwas ändern muss, was das anbelangt“ kritisierte der Kölner Geschäftsführer drauf los. Von einer Entwicklung des Anfangschen Systems konnte kaum mehr die Rede sein, folgerichtig wurde es zum nächsten Spiel (auf wessen Initiative auch immer) beerdigt.

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