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Ehrentribüne

Lebenswege beim 1. FC Köln: Rocco Kühn: “Sprintwerte wie Andy Möller, aber ‘ne Ausdauer wie ming Oma!”

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Rocco Kühn, der 1993 von Frank Schaefer aus Dresden zum Nachwuchs der Geißböcke geholt wurde und zu den größten Nachwuchshoffnungen gehörte.

Die A-Jugend des 1.FC Köln 1994/95 Rocco Kühn mittlere Reihe ganz re. Foto: Hans Alfred Roth

In seinem letzten Spiel für den FC Pesch trifft er ausgerechnet auf Deutz 05. Seine Mannschaftskameraden sind über den Wechsel informiert. „Wir vereinbarten eine besondere Jubelzeremonie für den Fall, dass ich ein Tor erzielen würde,“ erinnert sich Kühn. Gesagt, getan, wenige Minuten vor Schluss erzielt er den Siegtreffer. „Ich bin zur Eckfahne gerannt, habe mich als erster hingesetzt und den ‘Busfahrer’ gemacht mit der gesamten Mannschaft als ‘Fahrgäste’ dahinter,“ schmunzelt er noch heute.

Landesliga mit Deutz 05 – Europameister mit der Berufsfeuerwehr

In der zweiten Saisonhälfte geht er für Deutz auf Torejagd, einem Verein mit familiärer Atmosphäre, bei dem er sich sehr wohl fühlt und mit Stefan Oventrop auf einen ehemaligen FCler trifft. In der Saison 2010/11 gelingt Deutz 05 unter Trainer Raphael Gilberg sogar der Aufstieg in die Landesliga. Rocco Kühn ist mit seinen 35 Jahren inzwischen der „Alte“, dessen Erfahrung und Können im Kampf um den Klassenerhalt in der Saison 2011/12 wichtig sind, der aber auch merkt, dass es ihm immer schwerer fällt, der Schnelligkeit junger Abwehrspieler Paroli bieten zu können.

Er beschließt am Ende der Saison aufzuhören. Im letzten Saisonspiel trifft er mit den Deutzern auf den Siegburger SV. „Deren Trainer war Markus Korek, mit dem ich in der A-Jugend des FC zusammengespielt habe,“ erinnert er sich. „Damit schloss sich der Kreis von meinen Anfängen als 16jähriger beim 1. FC Köln bis hin zum Abschied in Deutz.“

Er sagt Lebewohl zum Vereinsfußball, für die Berufsfeuerwehr jagt er aber noch ein bißchen länger dem runden Leder hinterher. „Es gibt eine deutsche Nationalelf der Berufsfeuerwehr“, erläutert er. „Für diese Mannschaft habe ich 2004 mein erstes Spiel bestritten und bin zweimal Europameister geworden.“ Er trinkt an seinem Kaffee. „2005 fand die Endrunde im irischen Cork statt. Im Endspiel besiegten wir dort England nach Elfmeterschießen, 2009 war Rotterdam der Austragungsort, und auch im Finale dort war wieder England unser Gegner; wir gewannen erneut im Elfmeterschießen, wobei es mir vergönnt war, den entscheidenden Strafstoß zu verwandeln.“

Bis 2013 läuft er für dieses Team auf, das aus Feuerwehrleuten besteht, die von der Bezirksliga bis zur Regionalliga Fußball spielen bzw. gespielt haben. Dann ist auch dort endgültig Schluss.

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Die Bilanz einer Karriere und privates Glück

Wie sieht die Bilanz seiner Fußballkarriere aus? „Ich habe durch den Fußball viele Menschen kennengelernt und mit tollen Jungs zusammen gekickt,“ sagt er. „Die Länder, die ich durch den Sport bereisen durfte, die Spiele in der DFB-Auswahl, die Erfahrung, bei einem großen Club wie dem 1. FC Köln gespielt zu haben, all dies kann mir niemand nehmen.“

Rocco Kühn zog einst aus, um sich im Westen den Traum, Profi zu werden, zu erfüllen. Dass ihm dies nicht vergönnt gewesen ist, geschah nicht ganz ohne sein Zutun. Aber, wie es scheint, hat er seinen Frieden geschlossen damit. Mittlerweile ist er heimisch geworden in Köln; hier hat er seinen Freundeskreis, arbeitet in einem abwechslungsreichen wie verantwortungsvollen Beruf. „Ich bin gelassener geworden,“ sagt er und lächelt.

Entscheidenden Anteil daran hat wohl sein privates Glück, das er in der Millionenstadt am Rhein gefunden hat, bei seiner zweiten Frau Stefanie, einer Urkölnerin, und ihrer gemeinsamen Tochter Emma, die seit ihrer Geburt vor vier Jahren Mitglied beim 1. FC Köln ist und die schon mehrmals den Wunsch geäußert hat, mit ihren Eltern ein Heimspiel des FC zu besuchen.

Die Atmosphäre im RheinEnergieStadion wird Emma gefallen, die vielen kölschen Lieder, die Anfeuerung durch die Fans; vielleicht ist ihr auch das Glück beschieden, ein gutes Spiel des FC zu sehen. Nur, wenn Stadionsprecher Michael Trippel die Zuschauer mit den Worten „Willkommen in der schönsten Stadt Deutschlands“ begrüßt, wird sie ein leichtes Kopfschütteln ihres Vaters feststellen. Die schönste Stadt Deutschlands – für Rocco Kühn ist dies Dresden und wird es immer bleiben.

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