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Lebenswege beim 1. FC Köln: Rocco Kühn: “Sprintwerte wie Andy Möller, aber ‘ne Ausdauer wie ming Oma!”

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Rocco Kühn, der 1993 von Frank Schaefer aus Dresden zum Nachwuchs der Geißböcke geholt wurde und zu den größten Nachwuchshoffnungen gehörte.

Die A-Jugend des 1.FC Köln 1994/95 Rocco Kühn mittlere Reihe ganz re. Foto: Hans Alfred Roth

Er tut dies, schweren Herzens zwar, schlussendlich aber mit Überzeugung und aus Verantwortung Mutter und Kind gegenüber. 1996 kommt die Tochter Marie zur Welt, Rocco Kühn ist gerade 20 geworden. Er schließt seine Lehre zum Zimmermann erfolgreich ab, Beruf und Familie füllen Rocco Kühns Leben so aus, dass der Fußball darin zunächst keinen Platz mehr findet.

Neuanfang bei Yurdumspor und beim SC West

1997 bekommt er ein Angebot des PSI Yurdumspor Köln, einem aufstrebenden Bezirksligisten, der einiges Geld in die Hand nimmt, um möglichst bald höherklassig zu spielen. Der Aufstieg gelingt, in der darauffolgenden Saison in der Landesliga erzielt Rocco Kühn 35 Tore.

„Danach konnte ich mir die Vereine im Kölner Amateurbereich aussuchen,“ erzählt der frühere Torjäger. Auch ein Profiverein zeigt Interesse, der türkische Erstligist Antalyaspor, zu dem die Verantwortlichen von Yurdumspor gute Kontakte haben. Rocco Kühn winkt ab. Seine junge Familie hat sich gerade in Köln eingelebt, der Wechsel in die Türkei wäre da kontraproduktiv.

Stattdessen wechselt er zum SC West Köln. „Der Verein war damals gerade in die Verbandsliga aufgestiegen und hatte noch einmal eine Menge Geld investiert, um den erneuten Aufstieg, diesmal in die Oberliga Nordrhein zu schaffen.“ Rocco Kühn trifft hier auf ehemalige Mannschaftskameraden vom 1. FC Köln wie Christoph Fleck, Sascha Bauer, Volker Ahrens und Klaus Voike und auf Dirk Hebel, heute mit Volker Struth Geschäftsführer von SportsTotal, der größten Spielerberatungs-Agentur im deutschsprachigen Raum.  „Das war eine Truppe, die von den Einzelspielern mit zum Besten gehörte, was es im Kölner Amateurfußball damals gab,“ erinnert sich Kühn.

Doch die Mannschaft startet schlecht, findet sich gar im Tabellenkeller wieder; Mike Reinartz, der Trainer, der ihn zum SC West geholt hat, wird in der laufenden Saison durch Harald Konopka, Mitglied des Double-Teams des 1. FC Köln, abgelöst, jedoch auch er kann den Abstieg nicht verhindern. Viele Spieler verlassen den Verein, Rocco Kühn aber bleibt. Der SC West kann sich in der nächsten Saison auch dank Trainer Joti Stamatopoulos wieder stabilisieren, der später unter anderem den griechischen Erstligisten Panionos Athen trainiert und von 2001 bis 2006 als “Hausmeister Joti” im DSF-Fußball-Jugendmagazin Fujuma Fußballtricks erklärt.

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Ausbildung bei der Feuerwehr und erste Abschiede vom Fußball

Inzwischen ist Kühns zweite Tochter, Nora, auf die Welt gekommen. Um der mittlerweile vierköpfigen Familie größere finanzielle Sicherheit zu verschaffen, hat sich der frühere Dresdener beruflich umorientiert und eine Ausbildung bei der Berufsfeuerwehr begonnen, mit der Perspektive, städtischer Beamter zu werden. Die Belastung durch die auch körperlich anspruchsvolle Ausbildung, durch Training und Wettkampf wird für den jungen Familienvater auf die Dauer zu viel. Zum Saisonende verlässt Rocco Kühn daher den Verein und nimmt seinen vorläufigen Abschied vom Fußball.

Rocco Kühn, Berufsfeuerwehr Köln                                                                 Foto: privat

Für den früheren FCler vergehen einige Jahre ohne Fußball, bevor er 2005 einen Anruf von Mike Reinartz, seinem ehemaligen Trainer beim SC West bekommt, der inzwischen den B-Ligisten VFL Sürth trainiert. „Er fragte mich, ob ich nicht wieder Lust hätte, ein bißchen zu kicken,“ erzählt Kühn. Der frühere Jugendnationalspieler verhilft den Sürthern zum Aufstieg in die Kreisliga A, bevor er seinem Trainer zu Beginn der Saison 2006/07 zum Landesligisten RSV Urbach folgt.

Dort bleibt der Erfolg allerdings aus, der Verein ist zudem knapp bei Kasse. „Ich war einer der Besserverdiener in der Mannschaft,“ erinnert sich Kühn. „Kurz vor Weihnachten bekam ich einen Anruf vom Club, in dem mir gesagt wurde, dass man mir so viel Geld nicht mehr bezahlen wolle, ich könne deshalb den Verein verlassen.“ Er hört zum zweiten Mal mit dem Fußball auf.

Erfolgreiche Zeiten beim FC Pesch

Nach nur einem Jahr juckt es ihn allerdings wieder in den Füßen. Die Kölner Trainerlegende Kurt Maus, sein ehemaliger Trainer bei Yurdumspor, holt ihn zum FC Pesch, der in der Landesliga in arge Abstiegsnöte geraten ist. Auch Rocco Kühn kann den Abstieg in die Bezirksliga nicht verhindern, ihm gefällt es jedoch im Verein. Zur Saison 2008/09 übernimmt Karl Slickers das Traineramt und baut mit wenigen älteren Spielern und vielen jungen Spielern eine neue Mannschaft auf. In der darauffolgenden Saison liegen die Pescher zur Winterpause klar auf Aufstiegskurs, wozu Rocco Kühn mit seinen 19 bis dahin erzielten Toren nicht unwesentlich beigetragen hat.

Die Fahrten quer durch Köln von seinem Wohnort Deutz nach Pesch, die Anstrengungen von Training, Wettkampf und Beruf zehren an seinen Kräften, und so beschließt er, zum Winter 2009 die Fußballschuhe endgültig an den Nagel zu hängen. „Irgendwie hat aber Deutz 05 eine Nase daran bekommen,“ berichtet er. „Sie haben mir ein gutes Angebot gemacht, zudem konnte ich die kurze Strecke zum Training nun mit dem Fahrrad zurücklegen.“ Er informiert den FC Pesch über das Deutzer Angebot, der Verein lässt ihn schweren Herzens zum Ligakonkurrenten ziehen. „Die Verantwortlichen in Pesch haben sich dabei absolut top mir gegenüber verhalten,“ betont Kühn.

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