Nach der WM ging es der mittlerweile 26 Jahre alte Fußballer motiviert in seinem neuen Verein an. Doch hier hatten sich mittlerweile die Voraussetzungen geändert, denn einige Führungspersonen waren ausgetauscht worden, unter anderem diejenigen, die auf Littbarski gesetzt hatten. In der Mannschaft gab es dazu einige Mitspieler, die gegen Litti stichelten, insbesondere der französische Europameister von 1984, Luis Fernández, tat sich dabei hervor. Sportlich lief es eher schlecht, auch wenn Littbarski heute gerne erzählt, das es menschlich eher in Ordnung war, so wurde die Sehnsucht nach dem, was er in Köln zurückgelassen hatte, doch mit der Zeit immer größer.
In Köln hatte sich derweil ebenfalls einiges geändert. In der Saison 1986/87 war Georg Keßler nach schwachem Beginn vom Trainerneuling Christoph Daum abgelöst worden. Zusätzlich hatte sich Toni Schumacher per Enthüllungsbuch aus der Mannschaft und aus dem Verein geschrieben. Neue Namen wie Schumachers Nachfolger Bodo Illgner, Thomas Allofs, Morten Olsen, Jürgen Kohler oder auch Armin Görtz waren im Team zu finden.
Auch Pierre Littbarski wurde vom neuen starken Mann im Verein, Udo Lattek und natürlich von Trainer Christoph Daum nach Köln zurück gelockt. Die Aussicht auf den „neuen FC“ ließ den eh bereits abreisebereiten Profi dann schwach werden. Mit seinem eigenen Geld, finanzierte Litti seinen Transfer sogar zu einem gewissen Teil per Darlehen vor. Die triumphale Rückkehr gipfelte beim ersten Spiel gegen Uerdingen in einen Sieg, natürlich gekrönt durch einen Treffer des zurückgekehrten, verlorenen Sohns.
„Die schönste Phase als FC-Profi“
Littbarski selbst bezeichnete seine ersten drei Jahre nach der Rückkehr immer als seine schönste Zeit beim 1. FC Köln. Und ja, es wurde in der Tat eine besondere Epoche. Pierre Littbarskis Comeback beim FC löste endgültig alle Verspannungen, dazu blühte Supertalent Thomas „Icke“ Häßler neben seinem Berliner Mentor auf und es folgte die fußballerisch wohl beste Phase seit langem. Diese war aber nicht nur dem „blauen Pullover“ zu verdanken, den Udo Lattek, zu dieser Zeit technischer Direktor beim FC, ungewaschen und ungeschlagen fast drei Jahreszeiten tragen durfte und damit sein nächstes Umfeld geruchstechnisch erfreute.
Letztlich reichten die Daum-Jahre nicht zu einem Titel, sie wurden dennoch legendär, weil sich Christoph Daum so dermaßen für den FC ins Zeug legte, dass er selbst vor den großen Bayern nicht zurückschreckte und sich im Aktuellen Sportstudio vor einem Millionenpublikum mit Bayerns Uli Hoeneß und dessen Trainer Jupp Heynckes fetzte. Am Ende aber holten die Bayern den Titel, für den 1. FC Köln unter Daum und seinem wichtigsten Profi Littbarski standen ein dritter Platz und zwei Vizemeisterschaften.
Häßler und Littbarski, unterstützt vom kämpferischen Kapitän Stefan Engels, waren in der Lage, fast alle Gegner zu dominieren und man zeigte viel Überraschendes, technisch Hochstehendes. Der FC überzeugte schlicht und auch innerhalb der Mannschaft stimmte es, da hatte auch Littbarski aufgrund seines verbindenden Charakters einen hohen Anteil.
Wieder Europapokal-Halbfinale … zum letzten Mal
Auch in Europa sorgten Littbarski und Co. für Furore, Siege gegen Glasgow Rangers oder gegen die bockstarke Mannschaft von Roter Stern Belgrad gehören zu den Highlights. Insbesondere das Belgrad-Spiel bleibt unvergessen, als man eine 0:2 Hinspiel-Niederlage in Köln durch ein 3:0 wettmachte. Man erreichte alsdann das Halbfinale gegen Juventus Turin, doch trotz des ordentlichen Hinspiel-Ergebnisses (eine knappe 2:3-Niederlage), schafft es der FC in Köln nicht, das eine Tor zu schießen, was gereicht hätte, um ins Finale einzuziehen. Es blieb gegen die wie üblich abwehrstarken Italiener beim 0:0. Wieder einmal hatten die “Geißböcke” ein großes Finale nur knapp verpasst. Typisch FC!
Am 8. Juli 1990 wurde Deutschland Weltmeister und es war auch ein großer Tag für den Jubilar, aber auch für den 1. FC Köln, der erstmals gleich vier Weltmeister auf einmal stellen konnte. Pierre Littbarski hatte es in seinem dritten Anlauf endlich geschafft und fast wäre er auch zum Siegtorschützen geworden. Sein Alleingang im Finale zu Beginn der zweiten Halbzeit führte fast zum 1:0, nur weniger Zentimeter strich der Ball nach seinem Flachschuss am Pfosten vorbei. Doch dank Brehmes Elfmeter reichte es auch so zum Titel.
Die Bilder von Pierre Littbarski, Thomas Häßler und Bodo Illgner sowie dem auf der Bank sitzenden Paul Steiner mit dem WM-Pokal sind wohl der letzte große FC-Erfolg, wenn es auch die Nationalmannschaft betraf. Jedenfalls hat seit diesem denkwürdigen Tag kein FC-Spieler jemals wieder eine relevante Trophäe in die Höhe gehalten. Thomas Häßler verließ nach dem WM-Finale den Verein Richtung Juventus Turin, Trainer Daum wurde bereits in Italien auf ungeschickt-trampelige Art und Weise im DFB-WM-Quartier entlassen.
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