Folge uns
.

Kurz & Knapp

Was macht eigentlich Toni Polster? – “Die Leute sahen in mir immer einen Kölner!”

Er war einer der besten Stürmer in der jüngeren Geschichte des 1. FC Köln, mittlerweile ist er Trainer in seiner österreichischen Heimat – dort haben wir Toni Polster für ein kurzes Gespräch erwischt.

Foto: Bernd Lauter/Bongarts/Getty Images

Anton „Toni“ Polster stürmte von 1993 bis 1998 für den 1. FC Köln in der ersten Bundesliga. In 150 Bundesligaspielen erzielte „Toni Doppelpack“ 79 Tore und war 1998 auch für Österreich bei der WM in Frankreich dabei – und ja, auch da hat der heute 56-Jährige getroffen. Wir haben dem Vollblutstürmer auf die Schnelle ein paar Fragen über den Fußball von heute und seine Zeit in Köln gestellt.

Hallo Toni! Wie geht es dir aktuell? Ist dir schon langweilig zuhause?

Es geht mir den Umständen entsprechend gut! Es fehlt zurzeit schon viel. Das gemütliche Zusammensitzen, meine Kinder, das Training mit der Wiener Viktoria, die Spiele, der Fußball generell…

Glaubst du, dass die Corona-Krise den Profi-Fußball nachhaltig verändern wird?

Nicht wirklich, denn die Vereine mit den besten finanziellen Möglichkeiten werden auch weiterhin die besten Spieler verpflichten können.

Schauen wir ins Jahr 1993 zurück. Wie kam damals der Transfer zum effzeh zustande und welche Vereine waren noch an dir dran?

Ich war bei Rayo Vallecano und in Spanien ein wertgeschätzter Spieler. Allerdings bekam ich zwei Jahre kein Geld und hatte es satt, ständig um mein Gehalt betteln zu müssen. Die Optionen waren ein Wechsel zurück nach Italien, zur Wiener Austria oder eben zum 1. FC Köln. Der FC hat mich dann doch sehr gereizt.

Toni Polster am Ball für den 1. FC Köln | Foto: Bernd Lauter/Bongarts/Getty Image

Welcher war dein allerbester effzeh-Moment?

Einen besonderen Moment gab es nicht. Die Gesamtsituation war einfach schön. Egal ob nach guten oder schlechten Spielen, die Leute haben mich immer geliebt. Sie sahen in mir immer einen Kölner!

79 Tore für den 1. FC Köln sind dir gelungen. Welches war für dich das emotionalste und welches das schönste Tor?

Ich habe sie alle geliebt, es wäre unfair eines hervorzuheben.

Was fällt dir spontan ein wenn du an das alte Stadion in Köln-Müngersdorf denkst?

Dass die Laufbahn ein Stimmungskiller war, sonst wäre noch mehr Nähe zu den Fans möglich gewesen.

Welche waren für dich die prägendsten Personen in deiner Zeit in Köln?

Eher die unterschätzten, die nicht so im Rampenlicht standen. Higl, Greiner, Sturm, Held, Illgner – sie alle hatten das Herz am richtigen Fleck. Cullmann war auch ein ganz Großer, sonst waren viele Blender dabei.

Hast du noch Kontakt zu Ex-Kollegen von damals?

Ja, zu Heldt, Higl und Greiner. Aber leider nur sehr wenig.

Aber es gab auch schlechte Momente in Köln. Kleiner Scherz: Das waren jene, als du gesungen hast. Mit „Toni, lass es polstern” bist du 12 Wochen in den österreichischen Charts platziert gewesen. Wie kam es damals zur Zusammenarbeit mit den „Fabulösen Thekenschlampen“?

Man hat mir das Lied vorgeschlagen und ich hatte spontan nach längeren Überlegungen zugesagt.

Toni Polster heute | Foto: Dennis Grombkowski/Bongarts/Getty Images

Ein weiteres Highlight war dein „Blitzgneißer“-Interview. War der Reporter nach deiner Aussage sauer oder hat er es mit Humor genommen?

Eher mit Humor.

Zweiter in der Torschützenliste der spanischen Liga 1991, Über Jahre ein gefürchteter Stürmer in der Bundesliga und Rekordtorschütze der österreichischen Nationalmannschaft: Wenn ein Mann deiner damaligen Klasse heute zurückblickt und die Zeit damals mit heute vergleicht: Bist du aufgrund dessen, dass es damals eine sehr strenge Ausländerregelung gab, neidisch auf die Kicker von heute? Wäre der Toni Polster der 90er heute bei einem Spitzenclub?

Mit Sicherheit wäre ich bei Atletico, Real oder Bayern gelandet, das wäre nicht zu verhindern gewesen. Allerdings mit nur zwei Ausländern pro Klub war es unmöglich.

Wie intensiv verfolgst du heute noch die Spiele des 1. FC Köln und welches war dein letztes Spiel, das du live im Stadion gesehen hast?

Ich sehe alle Spiele, aber live war ich leider schon lange nicht mehr da. Ich bin ja Trainer und am Wochenende normalerweise dann selbst im Einsatz.

Welcher Offensivspieler war ab den 2000er Jahre der Beste? Podolski, Novakovic, Modeste oder doch ein anderer?

In Summe war es Poldi! Er war der talentierteste und ziemlich konstanteste Spieler auf einem sehr hohen Niveau.

Wie bereits erwähnt, bist du Trainer der Wiener Viktoria in der dritten österreichischen Liga. Wie läuft es sportlich?

Perfekt! Wir sind als Aufsteiger nach einem schlechten Start auf dem sechsten Platz und waren zur Unterbrechung seit acht Spielen unbesiegt.

Über den Autor: Mario Friedl kommt aus Oberösterreich und ist seit 1993 Fan des 1. FC Köln. Gründe dafür sind Bodo Illgner und Toni Polster. Noch heute fiebert der 38-Jährige bei jedem Spiel mit.

Mehr aus Kurz & Knapp

.