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Vorspiel

Partizan Belgrad – der Gegner des 1. FC Köln ist Stammgast in Europa

Am späten Donnerstagabend trifft der 1. FC Köln im Gruppenspiel der Conference League zu Hause auf Partizan Belgrad, ein Team, das enorm offensivstark und torgefährlich ist. Die regelmäßige Teilnahme an europäischen Wettbewerben bescherte den Schwarz-Weißen zudem jede Menge internationale Erfahrung.

Svezotar Markovic (Partizan Belgrad) im Zweikampf mit Joe Bryan (OGC Nizza). (Foto: ANDREJ ISAKOVIC/AFP via Getty Images)

Selbst im funzeligen Licht des Brüsseler Heysel-Stadions war die Jubelschar der Spieler in den schwarz-weißen Trikots zu erkennen. Sie sprangen, tanzten, fuchtelten mit ihren Armen und scharten sich um Velibor Vasović, der sein Team an diesem 11. Mai 1966 im Endspiel um den Europapokal der Landesmeister in der 55. Spielminute mit 1:0 in Führung geschossen hatte – und das gegen den hohen Favoriten, Real Madrid.

Partizan Belgrad hatte als erste osteuropäische Mannschaft das Finale dieses prestigeträchtigen Wettbewerbs erreicht und konnte die Partie gegen die weißgekleideten Spanier erstaunlich offen gestalten – bis zur Führung. Dann machten die Crno-beli, die Schwarz-Weißen, den Fehler, sich zu weit in die eigene Hälfte zurückzuziehen. Real nutzte dies aus, und gewann nach Toren von Amancio und Serena mit einem 2:1-Sieg die Partie und damit auch die begehrte Trophäe – zum sechsten Mal seit Beginn des Wettbewerbs.

Schon bald zerstreute sich Partizans Team in alle Windrichtungen. Den treffsicheren Angreifer Milan Galić zog es zu Standard Lüttich, seinen Sturmkollegen Vladica Kovačević nach Frankreich zum FC Nantes, den Sieger der Torschützenliste, Velibor Vasović, zu Ajax Amsterdam. Und der Torwart dieser Mannschaft, ein Klassemann, vielfacher Nationalspieler und Mitglied der Weltauswahl, die 1963 England 1:2 unterlag, der wechselte in die Bundesliga zum 1. FC Köln – Milutin Šoškić. Von 1966 bis 1971 gehörte er dem Profikader der Kölner an und hätte ganz gewiss deutlich mehr als die 79 Pflichtspiele für die Domstädter absolviert, wären da nicht die beiden komplizierten Wadenbeinbrüche gewesen, die er sich 1968 und 1969 zuzog, kurioserweise jeweils in Partien gegen den 1. FC Kaiserslautern.

Milutin Šoškić, von 1966 bis 1971 in Diensten des 1. FC Köln (Photo by William Vanderson/PNA/Fox Photos/Hulton Archive/Getty Images).

Pokalsieger wurde er mit den Geißböcken 1968 nach einem 4:1 im Finale gegen den VfL Bochum – und hätte dies beinahe in seinem aller letzten Spiel für den 1. FC Köln wiederholt, der sich erst in der Verlängerung des Finales 1971 mit 1:2 den Münchener Bayern geschlagen geben musste. Auf der Linie und in der Strafraumbeherrschung gleichstark ist er zudem als untadeliger Sportsmann im Gedächtnis geblieben. Vor wenigen Wochen verstarb er 84jährig in Belgrad, wohin er nach vielen Jahren in den USA zurückgekehrt war.

Šoškić war jedoch beileibe nicht der einzige Spieler mit einer Vergangenheit bei Partizan Belgrad, der seine Fußballschuhe für den 1. FC Köln schnüren sollte. Die tiefsten Spuren hinterlassen hat dabei wohl Zlatko Čajkovski, den alle Welt aufgrund seiner geringen Körpergröße nur Tschik (serbokroat. Čik, „(Zigaretten-)Stummel“) nannte. 1955 wechselte der rechte Außenläufer mit Weltklasseformat zunächst als Spieler zu den Geißböcken, kam jedoch mit Trainer Hennes Weisweiler nicht zurecht, der immer wieder Mängel in Čajkovskis Defensivverhalten anmahnte. Er verließ die Kölner im November 1957, nur um 1961 zurückzukehren – diesmal als Trainer.

Mit begeisterndem Offensivfußball sollte dem 1. FC Köln nun das gelingen, was ihm 1960 noch verwehrt worden war, der Effzeh holte am Ende der Saison 1961/62 die langersehnte Deutsche Meisterschaft durch einen 4:0-Endspielsieg über den 1. FC Nürnberg. Franz Kremers Lebenstraum hatte sich erfüllt. Auch im nächsten Jahr führte Čajkovski die Kölner ins Endspiel, wo sie Borussia Dortmund 1:3 unterlagen. Danach trennten sich die Wege, der temperamentvolle Trainer ging zu Bayern München, holte mit seinem Team den Europapokal der Pokalsieger und kehrte nach einigen weiteren Stationen von 1973 bis Ende 1975 nach Köln zurück, jedoch ohne an frühere Erfolge anknüpfen zu können.

Cologne's Serbian midfielder Milos Jojic (L) and Schalke's German defender Thilo Kehrer vie for the ball during the German football Cup DFB Pokal round of sixteen match FC Schalke 04 vs FC Cologne in Gelsenkirchen, western Germany, on December 19, 2017. / AFP PHOTO / Patrik STOLLARZ / RESTRICTIONS: ACCORDING TO DFB RULES IMAGE SEQUENCES TO SIMULATE VIDEO IS NOT ALLOWED DURING MATCH TIME. MOBILE (MMS) USE IS NOT ALLOWED DURING AND FOR FURTHER TWO HOURS AFTER THE MATCH. == RESTRICTED TO EDITORIAL USE == FOR MORE INFORMATION CONTACT DFB DIRECTLY AT +49 69 67880 / (Photo credit should read PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images)

Milos Jojić  (Foto: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images)

Zu den Spielern mit Partizan-Vergangenheit gehörte auch Milos Jojić, von 2015 bis 2018 beim Effzeh, oder Zoran Tosic, der  – ausgeliehen von Manchester United – die Kölner Fans mit seinen Dribblings von Januar bis Mai 2010 begeisterte. Und schließlich war da auch noch Srdjan Čebinac, der in der Saison 1965/66 zum 1. FC Köln wechselte, nach einem erfolgreichen Probetraining, das er und nicht – wie es gerne fälschlicherweise kolportiert wird – sein bekannterer Zwillingsbruder Zvezdan am Geißbockheim absolvierte. Wie Šoškić vor ihm, zog er sich einen komplizierten Beinbruch zu, der nicht mehr als drei Bundesligaeinsätze zulassen sollte, bevor Čebinac die Geißböcke nach nur einem Jahr wieder verließ.

Dem Ausbildungszentrum von Partizan, das im Belgrader Stadteil Zemun gelegen ist und in Anlehnung an Milanello, dem Trainingszentrum des AC Mailand, Zemunelo genannt wird, entstammen nach wie vor großartige Talente wie Nicola Milenković, Dušan Vlahović oder Filip Stevanović, die mittlerweile die Fans des AC Florenz, von Juventus Turin und Manchester City begeistern.

Stammgast in Europa, eine enorm torgefährliche Offensive und Schwächen in der Abwehr

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