Der Sonntag wird definitiv in die Geschichtsbücher des 1. FC Köln eingehen: Läuft auf der Mitgliederversammlung alles nach Plan, dann haben die „Geißböcke“ ein neues Präsidium um den ehemaligen Bitburger-Manager Werner Wolf. Nach ziemlich turbulenten Jahren würde dies einen personellen Neustart beim Bundesliga-Aufsteiger bedeuten, der die Zukunft des Vereins prägen kann. Beendet wäre dann auf jeden Fall die Amtszeit von Toni Schumacher und Markus Ritterbach, die seit 2012 den Club als Vizepräsidenten führten. Der einstige Kopf des effzeh-„Dreigestirns“, Werner Spinner, war bereits im März nach in- wie externen Querelen von Bord gegangen.
Vor allem deshalb liegen bewegte Monate hinter dem 1. FC Köln – unter anderem mussten Kandidaten für den neuen Vorstand gefunden und vorgestellt werden. Über die Suche nach neuen Gesichtern für den Club, das Aus für Schumacher und Ritterbach, über die Reaktionen der FC-Mitglieder und über die Situation vor der Mitgliederversammlung sprechen wir mit Carsten Wettich, der als Mitgliederratsvorsitzender das Gremium anführt, das den noch zu wählenden Vorstand vorgeschlagen hat.
Herr Wettich, die Mitgliederversammlung des 1. FC Köln steht vor der Tür, am Sonntag soll ein neuer Vorstand gewählt werden. Überwiegt bei Ihnen die Anspannung ob der Wichtigkeit der Veranstaltung oder doch die Vorfreude?
Die Vorfreude überwiegt. Die Mitgliederversammlung ist die wichtigste Vereinsveranstaltung im Kalender. Der Mitgliederrat hat lange auf diesen Tag hingearbeitet, in einem ausführlichen Findungs- und Entscheidungsprozess ein Vorstandsteam gesucht und letztlich auch gefunden. Jetzt freuen wir uns darauf, das Trio den Mitgliedern zu präsentieren und sie darüber entscheiden zu lassen.
Was steht für den Mitgliederrat bis zur Mitgliederversammlung am Sonntag in der Kölnarena denn noch an?
Nicht mehr viel. Persönlich muss ich noch meine Reden zum Jahresbericht des Mitgliederrats und zum Wahlvorschlag fertigstellen. Ansonsten sind wir in meinen Augen gut aufgestellt. Am vergangenen Freitag gab es am Geißbockheim das abschließende Treffen zur Vorbereitung der Mitgliederversammlung, an dem ich für den Mitgliederrat teilgenommen habe. Das ist von den zuständigen Mitarbeitern alles professionell organisiert.
Wie bereits erwähnt, soll die Mitgliederversammlung ein neues Vorstandsteam, das der Mitgliederrat vorgeschlagen hat, ins Amt wählen. Ist das für das Gremium im Allgemeinen und Sie als Vorsitzenden im Speziellen eine besondere Situation?
Für uns als Gremium ist es sicherlich etwas Besonderes, da sich zum ersten Mal ein neues, vom Mitgliederrat ausgewähltes Vorstandsteam zur Wahl stellt. Für mich hat sich die Situation insoweit verändert, dass ich infolge der Entsendung von Stefan Müller-Römer in den Vorstand erstmals als Mitgliederratsvorsitzender auf der Bühne sitzen und neben dem Jahresbericht des Gremiums den Wahlvorschlag begründen werde.
“Sie haben sich in unseren Augen gut geschlagen.”
Das Trio um Werner Wolf ist seit der Nominierung im Mai auf Bewerbungstour gegangen, um sich den Mitgliedern und Fans des 1. FC Köln vorzustellen. Hat sich dabei der Eindruck des Mitgliederrats bestätigt?
Auf jeden Fall. Die Drei haben sich in den letzten Wochen breit vorgestellt. Vom Mitgliederstammtisch im Karnevalsmuseum über diverse Fanclub-Veranstaltungen und Stammtische bis hin zur AG Fankultur: Ihnen und uns war wichtig, den Fans und Mitgliedern schon weit vor der Mitgliederversammlung die Chance zu geben, das Trio und ihr Programm kennenzulernen. Sie haben sich in unseren Augen gut geschlagen, auch wenn das für die drei eine neue Situation war. Ich bin nach wie vor absolut überzeugt davon, dass die Nominierung von Wolf, Sauren und Sieger die beste Entscheidung für unseren Verein ist.
Wie fällt die Resonanz aus, die der Mitgliederrat von den FC-Mitgliedern und FC-Fans erhält?
Wir bekommen ganz überwiegend sehr positives Feedback. Vieles davon bestätigt das, was wir als Mitgliederrat uns zuvor gedacht, aber auch erhofft haben: Die inhaltlichen Qualitäten werden gelobt, die Sachlichkeit und klaren Meinungen zu Themen, der wirtschaftliche Sachverstand und die Expertise zu den anstehenden Großprojekten. Wir merken außerdem, dass der Wunsch nach Einigkeit im Verein groß ist – und da wird der Schritt zu einem neuen Vorstand um Werner Wolf als vermittelnder Person als wichtig und richtig angesehen.
Wie lief die Suche nach den Kandidaten überhaupt ab? Kam das Trio auf Sie zu und sagte „Wir wollen der neue Vorstand des 1. FC Köln sein“?
Nein, so lief es natürlich nicht. (lacht) Es war ein strukturierter Findungs- und Entscheidungsprozess, der sich über mehrere Monate erstreckt hat. Wir haben uns um den Jahreswechsel herum intensiv mit einem Anforderungsprofil für den Vorstand beschäftigt. Was brauchen wir für ein Vorstandsteam? Was sollten die Kandidaten für fachliche Qualitäten haben, welche Persönlichkeiten wollen wir an der Spitze des Vereins? Davon ausgehend haben wir uns auf die Suche nach den drei Personen gemacht, die dieses Profil erfüllen und zusammen ein gutes Team ergeben.
Haben Sie auch mit dem alten Vorstand gesprochen?
Wir haben bereits frühzeitig mit Werner Spinner gesprochen, auch mit Markus Ritterbach gab es ein Gespräch. Weitere Gesprächsangebote von uns gab es ebenfalls. Der alte Vorstand wollte allerdings den Aufstieg abwarten und bis dahin nicht mit uns sprechen. Wir haben das akzeptiert, den Dreier aber auch erklärt, dass wir diesen Zeitpunkt für zu spät halten und auch mit anderen Kandidaten sprechen werden. Unabhängig davon gab es trotzdem Gespräche von Mitgliedern der Findungskommission mit Mitgliedern des Vorstands. Der Rücktritt von Werner Spinner hat die Situation dann noch einmal verändert und uns darin bestätigt, den Findunsprozess früh angegangen zu sein. Damit gab es ja kein Vorstandsteam mehr, das als solches noch einmal hätte antreten können. Am Ende gab es auch noch jeweils ein Treffen der Findungskommission mit Toni Schumacher und Markus Ritterbach.
“Wichtig war uns definitiv der Teamgedanke.”
Aufgrund der Gesprächsabsage des amtierenden Vorstands kamen andere Kandidaten ins Spiel?
Nein. Die Findungskommission, also Engelbert Faßbender, Walther Boecker und ich sowie Stefan Müller-Römer bis zu seiner Entsendung in den Vorstand, hat nicht nur deshalb mit weiteren Kandidaten gesprochen. Wir als Mitgliederrat haben uns bewusst breit aufgestellt, um möglichst das beste Team für unseren Verein zu finden. Auf diesem Weg wollten wir Viele mitnehmen. Deshalb war die Findungskommission im regelmäßigen Austausch mit den Vorsitzenden des Beirats und des Aufsichtsrats. Wir wollten bei der Suche nicht im eigenen Saft schmoren, sondern einen möglichst breit getragenen Vorschlag erarbeiten. Das ist uns dann auch gelungen. Nachdem ich den Vorschlag dem Beirat und dem Aufsichtsrat der KGaA in einer gemeinsamen Sitzung vorgestellt hatte, haben sich die beiden Gremien auch öffentlich hinter unseren Vorschlag gestellt.
Worauf hat die Findungskommission des Mitgliederrats bei ihrer Suche besonders Wert gelegt?
Wichtig war uns definitiv der Teamgedanke. Vor sieben Jahren sind drei Personen isoliert nach einem Anforderungsprofil je Position ausgewählt worden. Das hat man meines Erachtens über die Jahre hinweg, aber vor allem im abgelaufenen Geschäftsjahr deutlich gemerkt. Wir wollten daher ein Team finden, das die benötigten fachlichen Qualitäten hat, aber auch menschlich gut zusammenpasst. Die Zeit um den Rücktritt von Werner Spinner hat uns noch einmal vor Augen geführt, wie wichtig der Teamgedanke ist. Fachlich war uns vor allem die wirtschaftliche Erfahrung wichtig. Mit dem Ausbau des Geißbockheims und der Prüfung einer möglichen Erweiterung des Stadions stehen für den FC große Projekte an. Dabei soll der neue Vorstand seine Expertise einbringen, um die Pläne bewerten und vorantreiben zu können. Darüber hinaus sollte eine hohe Verbundenheit mit dem FC vorhanden sein. Und die Persönlichkeitsprofile müssen stimmen. Das sind hohe Anforderungen, gerade deshalb sind wir froh, ein Team gefunden zu haben, das dieses Profil erfüllt. Das Team ergänzt sich fachlich und menschlich sehr gut.
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