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Kampagnen, Kritik und Kumpanei: Sport-Medien im Brennglas der Gegenwart

Eine Studie besagt, dass manche Sportjournalisten sich bereitwillig von Vereinen instrumentalisieren lassen. Auch rund um den 1. FC Köln zeigt sich das – zuletzt speziell in der Kampagne gegen Mitgliederratschef Stefan Müller-Römer. Eine Analyse.

HANOVER, GERMANY - JUNE 12: A fan reads a newspaper prior to the FIFA World Cup Germany 2006 Group E match between Italy and Ghana played at the Stadium Hanover on June 12, 2006 in Hanover, Germany. (Photo by Shaun Botterill/Getty Images)
Foto: Shaun Botterill/Getty Images

Noch ungenierter als Löer rührte “kicker”-Redakteur Frank Lußem die Wahlkampftrommel, um den Konflikt zwischen Mitgliederrat und Vereinsführung auf die Person Stefan Müller-Römer zu reduzieren. In einer bemerkenswert einseitigen Mischung aus Kommentar und Analyse versuchte er den Rechtsanwalt in ein schlechtes Licht zu rücken – von plumpen Anwürfen, Müller-Römer hätte 2017 noch auf den umstrittenen Hoodie bestanden, um nun dagegen zu sein, bis hin zu Unterstellungen, der Mitgliederratschef pflege angesichts seiner Kritik am Vorstand dasselbe Ziel wie die Ultràs in der Südkurve.

Es klang wie eine Abrechnung mit einem unliebsamen Quertreiber, der der Vereinsführung das Leben unnötig schwer macht. Interna aus der Whatsapp-Gruppe des Mitgliederrats, einseitige Interpretation diverser Statements und persönliche Angriffe auf die Integrität der Gremienmitglieder inklusive. Dass Frank Lußem an Toni Schumachers neuestem Buch mitgewirkt hat und dadurch eventuell kein komplett neutraler Beobachter sein könnte, blieb dabei außen vor – der „kicker“-Leser erfuhr es erst gar nicht.

Freundschaften und Verbundenheit spürbar

Der FC-Vizepräsident räumte auf der Mitgliederversammlung dann auch freimütig ein, dass er Lußem zu seinen Freunden zählt. Aber kann Verbundenheit so groß sein, jegliche Form von Ausgewogenheit als Journalist zugunsten einseitiger Berichterstattung über Bord zu werfen? Offensichtlich ja. Viel einseitiger hätte man den gesamten Sachverhalt im “kicker” jedenfalls kaum darstellen können. Lußem ging es offenbar nicht darum, Hintergründe zum Konflikt zwischen dem Vorstand und dem Mitgliederrat zu beleuchten, sondern eine der beiden Seiten zu diskreditieren. Letztlich ein durchsichtiger Schachzug, wie viele effzeh-Mitglieder offensichtlich erkannt hatten.

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Der nächste namentlich bestätigte Schumacher-Kumpel ist Vim Vomland, ein jahrzehntelanger Mitarbeiter der “Bild” und rund um den 1. FC Köln bestens bekannt. Einst im Umfeld von Christoph Daum zu finden war die „Bild“ vor Jahren ein eifriger Verfechter der Overathschen Präsidentschaft – inklusive der üblichen Breitseiten gegen die Kritiker der Vereinsführung um Stefan Müller-Römer. Da verwundert es kaum, dass es ausgerechnet Vomland war, der kurz vor der vor der Mitgliederversammlung eine E-Mail aus dem Gemeinsamen Ausschuss zugespielt bekam, die den Rechtsanwalt diskreditieren sollte.

Und Vomland legte in Zusammenarbeit mit seinem Kollegen Axel Hesse los. Weil der Mitgliederratsvorsitzende im Dezember (als der effzeh noch Erstligist war) nicht für den Transfer Simon Teroddes stimmte, sondern sich enthielt, moserte Vomland: “Terodde zahlt das Vertrauen längst zurück. Seine Best-Marken [sic!] (101 Zweitliga -Tore, zuletzt 16 in 7 Spielen) sprechen für sich. Wo stünde der FC heute ohne seinen Super-Knipser, den Müller-Römer nicht wollte?” Vielleicht besser, vielleicht auch schlechter? Das weiß niemand, auch Vomland nicht. Der weiß dafür noch mehr: “Klar aber auch, dass Veh sauer über die Einmischung des Mitgliederratschefs war und immer noch ist. Zumal er dessen Aussagen als Zweifel an seiner sportlichen Kompetenz ansieht.” Und: “Jetzt wissen endlich alle, warum Veh vor einer Woche so („Der Mann mit dem Doppel-Namen ist unerträglich!”) auf Müller-Römer los ging.”

Foto: Sebastian Bahr

Damit scheint der Fall klar zu sein: Müller-Römer mischt sich permanent bei völliger Ahnungslosigkeit in das Tagesgeschäft ein. Diese Botschaft scheinen Vomland und Hesse mit ihrem Bericht jedenfalls vermitteln zu wollen. Auch sie ließen sich bereitwillig von Vereinsvertretern instrumentalisieren, indem sie die vertrauliche E-Mail mit Wortlaut veröffentlichten. Die Autoren verdeutlichten den Eindruck, dass die “Bild” ein “Kampagnen- und Kampfblatt” ist. Und, bezogen auf die Berichterstattung über den effzeh, eigentlich auch schon immer war. Eines, das seine Buddys schützt und den Rest für alle anderen schuldig spricht.

Die Nachberichterstattung? Teilweise realitätsverzerrend

Die Wirkmacht des 1. FC Köln über die Sportmedien der Stadt scheint derzeit beträchtlich zu sein. Das zeigte sich nicht nur vor der Mitgliederversammlung, sondern auch im Nachgang. Wer vor zwei Wochen vor Ort war und danach so manchen Artikel gelesen hat, musste das Gefühl haben, auf einer anderen Veranstaltung gewesen zu sein. So wurden das unwürdige Auftreten von Toni Schumacher sowie die ständigen Zwischenrufe, der abgelehnte Antrag des Vorstandes oder die Wahl des Mitgliederrats, bei dem sich hauptsächlich vorstandskritische Kandidaten durchsetzen konnten, entweder nur am Rande oder gleich gar nicht erwähnt.

Die knappe Nachberichterstattung zeigte aber auch, wie schnell Journalisten in der Lage sind, ein Thema schnellstmöglich zu beenden, indem sie einfach nicht mehr darüber schreiben. Obwohl die Mitgliederversammlung zu einem selten zuvor da gewesenen Machtkampf hoch geschrieben wurde, las man hinterher in den Medien, die am lautesten trommelten, nur noch wenig darüber. Ob dem ein oder anderen der Ausgang der Wahl nicht gefallen hat?

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