Die Vorfreude auf den Europapokal war bei den Fans riesig. War das bei den Spielern ähnlich festzustellen, dass sie heiß sind auf die sechs internationalen Partien?
Mengeler: Total. Die Freude war damals schon da – aber im Nachhinein eigentlich sogar noch mehr. Bei den Begegnungen waren sie fokussiert, wie im Grunde bei einem Spiel gegen Hannover oder Stuttgart. Die Jungs kriegen bei einem Europapokal-Duell auch ehrlich gesagt nicht viel mit von der Stadt. Aber jetzt, wo sie den Bildband in der Hand haben, da kommt im Nachhinein heraus, wie besonders das für sie war.
In den sozialen Netzwerken haben die Spieler ihren Bildband mächtig beworben. Haben Sie da gemerkt, dass da etwas Engeres entstanden ist und die Jungs das Buch als etwas Besonders wahrnehmen?
Mengeler: Ja, das definitiv. Als ich gepostet habe, dass der Bildband fertig ist, kamen viele Nachrichten der Spieler, wie gespannt sie darauf sind. Dominique Heintz hat mir beispielsweise vier- oder fünfmal geschrieben, dass er sich sehr auf den Bildband freut. Als ich ihn ihm dann persönlich überreicht habe, war er richtig happy. Das zog sich dann durch den Kader – vor allem bei den Spielern mit vielen Einsatzzeiten.
Wie Lukas Mengeler zum effzeh-Fan wurde
Bei all den geschilderten Emotionen: Wie schwer war es Sie als Fotograf, in den entsprechenden Situationen die Konzentration aufs für Sie Wesentliche zu legen?
Mengeler: Was natürlich geholfen hat, ist die Tatsache, dass ich vorher kein richtiger FC-Fan war. Ich fand den Club immer sympathisch, aber Fan war ich eben nicht. Das hat sich mittlerweile geändert, aber zu dem Zeitpunkt hat das wirklich geholfen. Ich habe mich beim Tor in London beispielsweise natürlich auch gefreut – aber vor allem darüber, dass ich im richtigen Moment am richtigen Ort war. Ich saß auf der Bank des Funktionspersonals, direkt neben der Spielerbank, dadurch konnte ich schöne Fotos mit sensationellen Emotionen der Spieler machen. Schwerer war es eher in den negativen Momenten, die richtige Balance zwischen Nähe und Distanz zu finden.
Foto: Lukas Mengeler
Sie waren über die Partien hinweg sehr nah an Mannschaft und Verein dran. Gab es auch Momente, wo sie dachten, eigentlich lieber einen anderen Blickwinkel auf das Geschehen zu haben?
Mengeler: Doch, das muss ich schon zugeben. Im Nachhinein würde ich das ein oder andere gern etwas anders machen. Ich habe oft Glück gehabt, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen bin – zum Beispiel war ich gegen Borisov in der Südkurve und habe Bilder von den Fans machen können, als zwei Tore gefallen sind. Das sind auch sehr schöne Eindrücke gewesen. In London hätte ich sicher die Zeit vor dem Spiel gerne noch genutzt, um mehr von den Emotionen in der Stadt mitkriegen und festhalten zu können. Aber es war schwer, die richtige Balance zwischen den intimen Einblicken der Mannschaft und den emotionalen Momenten der Fans zu finden. Es war nicht immer beides möglich.
“Eines Tages” keine Konkurrenz zu “Nur einmal nach Europa”
Haben Sie da ihre Priorität schnell auf die Nähe zum FC-Team gelegt? Oder war das für Sie keine leichte Entscheidung?
Mengeler: Das war schon ein Konflikt für mich, weil ich beides interessant fand. Ich habe dann aber den Fokus auf die Mannschaft, weil es das in dieser Form nicht gab. Diese Einblicke hinter die Kulissen – das war für mich dann einen Tick wichtiger. Beim Heimspiel gegen Borisov habe ich dann auch Sebastian Bahr kennengelernt, der den Bildband „Nur einmal nach Europa“ erstellt und dabei viel die Fans begleitet hat. Da war ich wirklich happy, weil ich wusste, dass ich mich auf die Mannschaft konzentrieren kann und es trotzdem genug schöne Bilder von den Fans gibt.
Dadurch dass es nächste Saison in die 2. Liga geht, wird der Europapokal noch einen Ticken besonderer, für Spieler wie für Fans.
Also haben Sie das Projekt ihres Kollegen gar nicht so sehr als Konkurrenz aufgefasst, sondern eher als willkommene Ergänzung?
Mengeler: Genau. Ich freue mich auch total, dass das mit „Nur einmal nach Europa“ so hervorragend gelaufen ist. Beide Bildbände sind eben unterschiedlich: Bei mir liegt der Fokus auf der Mannschaft, bei ihm auf den Fans. Deswegen sehe ich da keine Konkurrenz, sondern tatsächlich als sehr willkommene Ergänzung.
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