Die osthessische Heimat gab ihm während seiner Zeit bei Rapid auch den nötigen Rückhalt. Schaub ist niemand, der das Spektakel in der Metropole liebt, vielmehr zog er es vor, 20 Minuten außerhalb von Wien zu leben und so dem ganz großen Rummel zu entgehen. Das schafft er auch durch Besuche in der Heimat: Sein Halbbruder Fabian spielt beim Hessenligisten Buchonia Flieden und ist dort so etwas wie die Identifikationsfigur schlechthin – mit Louis verbindet ihn ein starker linker Fuß.
Linksfuß mit Tordrang: Ein guter Ersatz für Bittencourt oder Osako
Ein weiterer Wesenszug der Schaubs bezieht sich auf deren zurückhaltende und bescheidene Art – sein ehemaliger Trainer Zoran Barisic beschreibt ihn mit den Worten „Vorzeige-Schwiegersohn, super erzogen, Top-Charakter“. In einem Gespräch mit dem Vereinssender von Rapid bekundete Schaub, dass Geld ihm nicht sonderlich wichtig sei – das Wichtigste sei der Fußball. Nun denn, in Köln wird Schaub sicherlich nicht schlechter verdienen als in Wien, sein Vertrag beim effzeh läuft bis 2022. Für den Linksfuß besteht nun die Möglichkeit, erstmals – abgesehen von den internationalen Heldentaten – auch außerhalb Österreichs auf sich aufmerksam zu machen.
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Beim 1. FC Köln bieten sich für ihn auf den ersten Blick dafür ideale Möglichkeiten: Schaub ist Linksfuß, variabel in der Offensive einsetzbar und torgefährlich. Dadurch, dass der effzeh sich gerade kadermäßig ein wenig runderneuert, dürfte Schaub in der kommenden Saison eine wichtige Rolle zukommen. Durch die Abgänge von Bittencourt und Osako werden mehrere Planstellen frei, von denen der 23-Jährige einige besetzen kann.
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Vorstellbar wäre ein Einsatz als hängende Spitze hinter Simon Terodde, auch ausweichende Bewegungen auf den rechten Flügel gehören zu seinem Repertoire. Mit seinem starken linken Fuß könnte er von dort aus durch Dribblings Aktionen initiieren und Mitspieler einsetzen. Für den Bundesliga-Absteiger wird es in der 2. Liga vermehrt darauf ankommen, selbst das Spiel zu machen – mit dem Wintertransfer Vincent Koziello hat Geschäftsführer Armin Veh bereits einen guten Vorgriff getätigt.
Insgesamt ein sinnvoller Transfer für den 1. FC Köln
Louis Schaub dürfte auf dem Feld ein wenig weiter vorne zum Einsatz kommen und erfüllt dabei ein Anforderungsprofil, das man zuletzt vergeblich suchte. Während auf der rechten Seite vorrangig Konterspieler wie Zoller oder Clemens agierten, fehlte von dort aus ein wenig der Einfluss auf das gesamte Spiel – dadurch, dass Schaub als kreativer Spieler gilt, könnten von dort in Zukunft also mehr Impulse ausgehen.
Der Weggang von Leonardo Bittencourt reißt natürlich eine Lücke auf die linke Seite, auf der dann vielleicht einer der eben angesprochenen Rechtsfüße zum Einsatz kommen könnte – oder ein weiterer Neuzugang. Auf jeden Fall ist es Armin Veh und Frank Aehlig gelungen, mit Louis Schaub für eine kolportierte Ablösesumme von etwas mehr als drei Millionen Euro einen gestandenen und trotz jungen Alters erfahrenen Offensivakteur zu verpflichten, der dem 1. FC Köln in der 2. Liga auf Anhieb weiterhelfen dürfte.