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Lebenswege beim 1. FC Köln: Stefan Oventrop – oder ganz einfach: Ove

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Stefan Oventrop, der die Schuhe noch nicht an den Nagel gehangen, aber beruflich einen äußerst interessanten Weg eingeschlagen hat.

Stefan Oventrop heute | Foto: Inka Englisch

In der Sommerpause arbeitet er an seiner Fitness. „Mein Laktattest zum Ende der Saison war unterirdisch, und deshalb hatte ich die Auflage, Läufe über 120 Minuten zu machen, was ich auch tat“, sagt Stefan Oventrop. „Am Ende der Ferien war ich für meine Verhältnisse richtig fit und wollte zur neuen Saison voll angreifen.“ Im letzten Vorbereitungsspiel bei Renault Brühl bleibt Oventrop bei einem an sich normalen Zweikampf im Rasen hängen und reißt sich das rechte Kreuzband und den rechten Außenmeniskus.

In der auf die Operation folgenden Reha bemerkt der Inhaber der Einrichtung, ehemaliger Physio von Bayer Leverkusen, bei Oventrop körperlich-konditionelle Defizite und schickt ihn zu einem Spezialisten. Der diagnostiziert eine Borreliose. „Am Geißbockheim gibt es ja viel Gebüsch, und beim Ballholen muss ich mir da einen Zeckenbiss eingehandelt haben“, erläutert er. „Die Vermutung war, dass mein Muskelsystem durch die Borreliose so geschwächt war, dass ich mir in einer eigentlich völlig harmlosen Situation eine so schwere Knieverletzung zugezogen hatte.“

Comeback mit Happy-End

Nachdem der Defensivallrounder die Borreliose überwunden hat, kämpft er verbissen gegen die dunklen Gedanken an, die ihn nach dem Kreuzbandriss heimsuchen. Ist dies das Ende einer möglichen Karriere bei den Profis? Er will sich damit nicht abfinden und setzt in der Reha alles daran, körperlich und konditionell in eine möglichst gute Verfassung zu kommen. „Ich habe in der Reha jeden Tag fünf Stunden trainiert und bin zur Vorbereitung in der Winterpause richtig stark zurückgekommen“, erinnert sich Oventrop.

Stefan Oventrop ist in der mittleren Reihe der fünfte Spieler von links | Foto: 1. FC Köln

Das Spiel beim Spitzenreiter VfL Bochum am 5. März 2006 wird dann zum Comeback für ihn. Es hat stark geschneit, der Kunstrasenplatz ist vom Schnee geräumt, der hinter den Toren aufgehäuft worden ist. Beim Stand von 1:1 wird Stefan Oventrop zu Beginn der 2. Halbzeit für seinen besten Kumpel im Team,  Manuel Glowacz, eingewechselt und erzielt in der 67. Minute nach einer Ecke den 2:1-Siegtreffer. „Meine Mannschaftskameraden haben mich vor Freude mit dem Kopf voran in den Schnee gedrückt“, sagt er.

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Auch seine Ausbildung treibt Oventrop voran. Nach einem Realschulabschluss mit der Durchschnittsnote 1,1 und dem Fachabitur auf einer Höheren Handelsschule für Wirtschaft und Verwaltung absolviert er ein Praktikum in der Scouting-Abteilung des FC bei Siggi Marti, dem heutigen Chefscout von Mainz 05.

Ein Pokalsieg ohne Freude

In den weiteren Spielen der Rückrunde spielt die A-Jugendmannschaft des FC gut, schnuppert sogar einige Male an der Tabellenführung, so dass ihr Trainer, Frank Schaefer wenig Grund zu Wechseln in der Stammformation sieht.  Der ehemalige Deutzer kommt zwar auf eine Reihe von Einsätzen, spielt aber nur selten von Anfang an. Am Ende der Saison steht Schaefers Team im Finale um den Mittelrheinpokal, das in Leverkusen gegen die Bayer-Elf ausgetragen wird. Die FC-Jugend gewinnt ihr letztes Saisonspiel 5:0, Jubel und Freude allenthalben, nur Stefan Oventrop ist nicht nach Feiern zumute. Er hat keinen Vertrag mehr.

„Am Abend wurde das Champions-League-Finale zwischen Barcelona und Arsenal übertragen, ich konnte und wollte es mir nicht ansehen“, erinnert er sich. „Ich habe geheult, vor Trauer und vor Wut und war richtig down.“ Der damalige Vizepräsident Jürgen Glowacz, der den Weg des Defensivallrounders schon seit der D-Jugend verfolgt und dessen Zweikampfstärke, Siegeswillen und Einsatzbereitschaft ausgesprochen schätzt, hört von der misslichen Vertragssituation und reagiert. „Sein Argument war, dass man einen Nachwuchsspieler, der sieben Jahren lang Auswahlspieler war und bei seinen Einsätzen zumeist gute Leistungen gezeigt hat, nicht einfach so ziehen lassen könne.“

Schwierige Zeiten in der U23 des 1.FC Köln

Oventrop bekommt einen Einjahresvertrag als Vertragsamateur für die zweite Mannschaft des 1.FC Köln. Deren Trainer, Christoph John, ist von dieser Entwicklung wenig begeistert. „Er sagte mir, ich sei die Nummer 23 im Team, und es würde schwierig für mich werden, auf Einsatzzeiten zu kommen“, erinnert sich Oventrop. „Die Mannschaft war gerade aus der Regionalliga Nord in die Oberliga Nordrhein abgestiegen und John präferierte ältere Spieler wie Carsten Cullmann, Sebastian Zinke, Stefan Schwellenbach und Tobias Nickenig, um in der rustikalen 4. Liga bestehen zu können.“

Das Verrückte in dieser Saison war: Ich spielte gegen belgische und holländische Nationalspieler und bekam regelmäßig gute Kritiken.

Stefan Oventrop ahnt, dass dies möglicherweise seine letzte Chance ist, im Profigeschäft Fuß zu fassen und gibt im Training richtig Gas. Ältere Spieler wie Gustav Schulz und Peter Madsen attestieren ihm gute Trainingsleistungen, allein er wird nicht aufgestellt. „Das Verrückte in dieser Saison war, dass ich Teil der Mannschaft des FC war, die an der internationalen Nachwuchsrunde teilnahm und gegen Mannschaften wie Ajax Amsterdam und Standard Lüttich spielte“, erläutert er. „In diesen Spielen, unter anderem gegen belgische und holländische Nationalspieler, bekam ich regelmäßig gute Kritiken und nahm unter Christoph Daum auch einmal am Training der FC-Profis teil.“

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