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Ehrentribüne

Lebenswege beim 1. FC Köln: Hermann Knöppel – “Geh’ rein und kümmer’ Dich um den Breitner!”

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Hermann Knöppel, der 17 Jahre lang und in etwa 500 Spielen für den 1. FC Köln aktiv war.

Hermann Knöppel in Aktion | Foto: privat

Demgegenüber kann er dem Videobeweis nicht viel abgewinnen. „Durch ihn wird massiv ins Spiel eingegriffen, und nicht selten geschieht dies viel zu lange nach der fraglichen Spielsituation. Zudem fällt auf, dass im Vergleich zu den bei Europa- und Weltmeisterschaften eingesetzten Videoschiedsrichtern deren deutsche Pendants entschieden größere Probleme bei der Bewertung von strittigen Szenen haben.“

“Die perfekte Ballverarbeitung bei höchster Geschwindigkeit ist wohl der deutlichste Unterschied zum Fußball der 70er und 80er Jahre.”

Wie schätzt er die Qualität des heutigen Fußballs ein? „Es ist faszinierend zu sehen, wie besonders in guten Mannschaften der Ball millimetergenau von Mitspieler zu Mitspieler gepasst wird. Die perfekte Ballverarbeitung bei höchster Geschwindigkeit ist wohl der deutlichste Unterschied zum Fußball der 70er und 80er Jahre.“ Er hält kurz inne. „Die Ursache dafür ist meines Erachtens in der völlig veränderten Trainingsgestaltung zu suchen. Heute legt man viel größeren Wert auf Spritzigkeit, Schnelligkeit und perfekte Ballbehandlung. Wir haben zu unseren Zeiten in erster Linie Kondition gebolzt.“

Er trinkt einen Schluck Apfelschorle. „Als Jugendlicher war ich Oberbergischer Meister über 100 Meter. Nach einigen Jahren Training beim FC hatte ich einiges von meiner Sprintfähigkeit verloren, konnte aber dafür zwei Stunden am Stück laufen.“

Einmal FC – immer FC

Welche Beziehung hat er heute zum FC? „Ich treffe mich jedes Jahr mit den Ehemaligen der 81er Meistermannschaft“, sagt er. „In der Vergangenheit sind wir Amateure ja gelegentlich etwas stiefmütterlich behandelt worden, deshalb war ich freudig überrascht, als ich mit einigen Mitspielern zur großen Feier des 70jährigen Vereinsjubiläums ins Coloneum eingeladen wurde.“ Er schmunzelt. „Erstaunt war ich auch, als ich erfuhr, dass das Foto der Jubelszene mit Dieter Müller und mir nach dem Tor beim BVB Teil des Köppe-Quiz in der aktuellen FC-App ist.“ Auch familiär gibt es noch eine Verbindung zum FC. „Mein Sohn und meine Schwiegertochter sind glühende FC-Fans und Dauerkartenbesitzer, der vier Monate alte Enkel Jannes ist auch schon Mitglied beim FC. Wenn interessante Gegner nach Müngersdorf kommen, nehmen sie den alten Herrn schon mal mit ins Stadion.“

Vom Geißbockheim gehen wir hinüber zum Franz-Kremer-Stadion, um ein paar Fotos zu machen. Eine Jugendmannschaft des FC beendet gerade ihr Training, das Klacken der Stollen ihrer Fußballschuhe auf dem Beton hallt durch das Stadionrund. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Hermann Knöppel die Szenerie in sich aufnimmt, das fröhliche Stimmengewirr der Nachwuchsspieler, die ruhigen Anweisungen der Trainer, den Platz, auf dem er jeden Meter Boden aus seiner langen Zeit beim FC genauestens kennt.

„Der FC ist schon noch ein Stück von mir,“ sagt er später, als wir zum Waldparkplatz schlendern. “Einmal FC – immer FC.” Dreiundvierzig Jahre beim selben Arbeitgeber, 17 Jahre beim FC, fast 500 Spiele für den Verein, Deutscher A-Jugend-Vizemeister, Deutscher Amateurmeister, Mannschaftskapitän. Zurückhaltend, diszipliniert, bodenständig. Hermann Knöppel ist bei sich geblieben und hat auf die ihm eigene Art sein Stück FC-Geschichte geschrieben.

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