Folge uns
.

Ehrentribüne

Lebenswege beim 1. FC Köln: Hermann Knöppel – “Geh’ rein und kümmer’ Dich um den Breitner!”

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Hermann Knöppel, der 17 Jahre lang und in etwa 500 Spielen für den 1. FC Köln aktiv war.

Hermann Knöppel in Aktion | Foto: privat

Die „Zwote“ des FC nimmt als Mittelrheinpokalsieger am DFB-Pokal teil und wird in der 1. Runde dem Hamburger SV zugelost. Für 40 000 DM verkaufen die Kölner ihr Heimrecht an den HSV, und so macht sich Knöppel mit seinen neuen Mannschaftskameraden auf die Reise in die Stadt an der Alster. „Die Hamburger Morgenpost titelte den Artikel über uns mit der Schlagzeile ‘Die Kölner Amateure kommen nach Hamburg, um gegen den HSV zu spielen und auf St. Pauli zu bummeln’,“ erzählt er. „Der HSV hatte eine Bombenmannschaft mit Nogly, Kaltz, Memering und Volkert,“ erinnert sich Knöppel. “Das Pokalspiel war mein erster Einsatz für die Amateure, und ich spielte direkt gegen Buffy Ettmayer. Wir schlugen uns aber mehr als achtbar und verloren lediglich 4:0.“ Er schmunzelt. „Die Morgenpost schrieb am nächsten Tag, dass wir seit Jahren das beste Spiel einer Amateurmannschaft gegen den HSV abgeliefert hätten.“

Stammspieler bei den FC-Amateuren

Zu den Neuzugängen der FC-Amateure in der Saison 1975/76 zählen Bernd Steegmann, Otmar Kuhrt und ein knochenharter junger Außenverteidiger, der an der Sporthochschule studiert – Christoph Daum. „Christoph war kein brillanter Fußballer, er kam sehr über seinen Kampf und seinen Willen,“ berichtet Knöppel. „Wenn er allerdings über Fußball redete, fiel schon damals seine analytische Herangehensweise an das Spiel und sein gutes taktisches Verständnis auf.“

Die Saison 1976/77 lässt sich gut für Hermann Knöppel an. Der junge Innenverteidiger hat sich einen Stammplatz gesichert und tut einen für seine spätere berufliche Laufbahn entscheidenden Schritt. Am 15. September 1976 fängt er bei der Baden-Automaten-Derigs GmbH, einem Großhandel für Spielautomaten, an, deren Inhaber, Franz Derigs, zugleich Mitglied im damaligen Sportbeirat des 1. FC Köln ist.

Auch interessant
Lebenswege beim 1. FC Köln: Frank Ploeger – oder wie ein Traum zerplatzte

Das junge FC-Team sichert sich durch einen Sieg im letzten Saisonspiel beim VfL Köln 99 die Mittelrheinmeisterschaft und qualifiziert sich für die Endrunde um die Deutsche Amateurmeisterschaft, wo sie allerdings gegen den hessischen Vertreter, SSV Dillenburg, ausscheidet.

Im erweiterten Kader des Double-Teams

Trainerlegende Hennes Weisweiler ist inzwischen zum FC zurückgekehrt, und bei der Suche nach vereinseigenen Talenten gerät auch Hermann Knöppel in das Blickfeld des knorrigen Übungsleiters. Er findet Gefallen an der kampfbetonten, zugleich aber auch fairen Spielweise des ehemaligen Nümbrechters und holt ihn in den erweiterten Profikader der Saison 1977/78. „Ich wurde von meinem Arbeitgeber freigestellt und für die Zeit bei der Geißbock-Gaststätten-GmbH beschäftigt,“ erläutert der frühere Jugendnationalspieler. „Zur Saisonvorbereitung fuhren wir in die Sportschule Grünberg, wo ich schnell einen Eindruck davon bekam, wie hart das Training bei den Profis war. Ich hatte mein Zimmer im ersten Stock, musste aber abends immer den Aufzug dorthin nehmen, da ich die Treppe nicht mehr hochkam.“

Die Trainerbank, v.r.n.l.: Trainer Weisweiler, Assistent Wolfgang Weber, Assistent Hannes Löhr, Mannschaftsarzt Dr. Alfons Bonnekoh.

Foto: Edition Steffan

Der engere Profikader bestreitet während des Trainingslagers einige Freundschaftsspiele gegen unterklassige Mannschaften. „Der Stamm spielte diese Begegnungen recht locker herunter, während die sechs, sieben Spieler des erweiterten Kaders in Grünberg blieben und von Co-Trainer Rolf Herings noch einmal extra hart im Training ‘rangenommen wurde,“ erinnert sich Knöppel. „Die Folge war, dass wir im am nächsten Tag im Training mit bleischweren Beinen nur hinterherlaufen konnten.“

Auch nach Grünberg gehört Hermann Knöppel weiter zum erweiterten Kader der ersten Mannschaft, der am Ende dieser Saison das Double gelingt. An ein Freundschaftsspiel in Bitburg erinnert er sich besonders gut: „Ich spielte neben Wolfgang Weber, meinem absoluten Vorbild als Innenverteidiger, und stellte mich laufend falsch zu meinem Gegenspieler. Nach einigen Minuten platzte „Bulle“ Weber der Kragen, und er raunzte mich an: ‘Du musst so stehen, und dann übernehme ich!’ Ich war damals sehr dankbar für diesen Hinweis und habe in der Zeit unwahrscheinlich viel von ihm gelernt.“

Hermann Knöppel spielt weiter für die Amateure, nimmt auch an deren Abschlusstraining teil, trainiert aber unter der Woche mit dem Profikader. In den Übungseinheiten mit der damals besten Mannschaft Deutschlands gibt er alles, merkt aber, dass es für ihn nicht nur fußballerisch schwer wird, mitzuhalten. „Auch die jüngeren Spieler wie Konopka, Glowacz, Herbert Hein und Herbert Neumann waren ja drei, vier Jahre älter als ich und dementsprechend frecher und selbstbewusster,“ gesteht er. „Ich war zurückhaltend und auch etwas schüchtern, mir fehlte das nötige Selbstvertrauen, weil ich auch erkennen musste, dass diese Spieler einfach eine Nummer besser waren.“

Auf der nächsten Seite: In der Bundesliga gegen die Bayern

Seite 3 von 8

Mehr aus Ehrentribüne

.