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Lebenswege beim 1. FC Köln: Frank Ploeger – oder wie ein Traum zerplatzte

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Frank Ploeger, dessen Traum von einer Profikarriere früh platzte – etwas aus sich gemacht hat er trotzdem.

Frank Ploeger heute | Foto: privat

Frank Ploegers Karriere nimmt mit dem Wechsel zum FC und mit der Umschulung vom Libero zum Innenverteidiger gehörig Fahrt auf. Er wird zunächst in die Kreisauswahl berufen, dann in die Mittelrheinauswahl; und nur wenige Zeit später erhält er eine Einladung des DFB. Trainer Bernd Stöber nominiert ihn für das Länderspiel der U16-Nationalmannschaft in Israel. „In diesem Spiel wurde ich in der 2. Halbzeit eingewechselt“, erinnert sich Ploeger. “Ich trug den Adler auf der Brust, ein Kindheitstraum wurde wahr. Dieses Glücksgefühl war allerdings vermischt mit der Furcht, ausgerechnet in meinem ersten Länderspiel Fehler zu machen und dann nie mehr zur Nationalelf eingeladen zu werden.“ Diese Sorge erweist sich als unbegründet, denn für den Kölner folgen nach dem ersten Länderspieleinsatz noch sechzehn weitere.

Deutscher Meister mit der B-Jugend des 1.FC Köln

Die B-Jugend des 1.FC Köln wird in dieser Saison Mittelrheinmeister und nimmt an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft teil. Schaefers Schützlinge schalten Hannover 96 und Bayer Uerdingen aus, bevor es zum nach einem 3:0-Heimsieg zum Halbfinalrückspiel zum SC Siemensstadt nach Berlin geht. „Unsere Eltern haben einen Bus gemietet und sind alle mitgefahren. Sie haben die ganze Tribüne in Berlin rot und weiß geschmückt und haben uns angefeuert ohne Ende“, erinnert sich der heutige Kirchheimer. Die 0:1-Niederlage kann durch den klaren Hinspielsieg verschmerzt werden und bedeutet den erstmaligen Finaleinzug einer B-Jugendmannschaft des 1. FC Köln. Dementsprechend wird gefeiert, Konfettiregen inklusive.

Ich trug den Adler auf der Brust, ein Kindheitstraum wurde wahr.

Im Endspiel, das im Franz-Kremer-Stadion ausgetragen wird, ist der VfB Stuttgart klarer Favorit. Mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung und tollem Kampf gelingt es der jungen Geißbockelf, die Schwaben 2:1 zu besiegen und damit die Meisterschale nach Köln zu holen. „Wir sind alle über uns hinausgewachsen, jeder Einzelne hat um jeden Zentimeter gekämpft. Die Freude und der Jubel nach dem Schlusspfiff waren unbeschreiblich“, denkt Ploeger an diesen besonderen Moment zurück.

Das Granatkin-Turnier in Leningrad und ein Profivertrag

Sofort zu Beginn der Saison 1990/91 erkämpft er sich als Jungjahrgang einen Stammplatz in der A-Jugend des FC und spielt sich in das Blickfeld von Junioren-Bundestrainer Rainer Bonhof, der ihn in den Kader für das renommierte Granatkin-Turnier in Leningrad beruft – zusammen mit Spielern wie Dimo Wache, Jens Nowotny, Carsten Ramelow und Bernd Schneider. Auch wenn unter Michail Gorbatschow Glasnost und Perestroika zu einer Öffnung der Sowjetunion dem Westen gegenüber geführt haben, sind die Sicherheitsvorkehrungen für die DFB-Auswahl äußerst streng. „Wir durften das Hotel nicht verlassen“, erläutert der heutige Geschäftsmann. „Private Ausflüge waren strengstens verboten.“

Rainer Bonhof im DFB-Gewand | Foto: Bongarts/Getty Images

Auf dem Programm steht lediglich eine Besichtigungstour der historisch so bedeutenden Stadt, die an einem großen Markt endet, auf dem die Spieler Souvenirs und Kleinigkeiten für zu Hause erwerben, Trainer Rainer Bonhof sich jedoch als Kaviarliebhaber entpuppt und sich einen beträchtlichen Vorrat der begehrten Delikatesse zulegt. „Bei der Zollkontrolle vor dem Rückflug stutzten die russischen Beamten zunächst, winkten den Trainer dann aber doch samt seiner Mitbringsel durch“, erinnert sich Ploeger.

Sportlich ist die Turnierteilnahme für den jungen Kölner ein voller Erfolg, er kommt bei allen drei Spielen zum Einsatz, gegen die Türkei und die Sowjetunion sogar über die vollen 90 Minuten. Der damalige Sportdirektor des 1.FC Köln, Udo Lattek, ist Teil der deutschen Delegation und ist von der Leistung des früheren Ehrenfelders anscheinend angetan, denn Ploeger bekommt wenige Zeit später einen Dreijahresvertrag, der ein weiteres Jahr in der A-Jugend, ein Jahr als Vertragsamateur und ein Jahr als Profi des 1. FC Köln umfasst. Da er noch nicht volljährig ist, begleitet ihn sein Vater zum Vertragsabschluss und setzt seine Unterschrift ebenfalls unter das Arbeitspapier.

Endspielniederlagen

Im Kampf um die Mittelrhein-Meisterschaft muss sich die A-Jugend des FC in der Saison 1990/91 den Konkurrenten aus Leverkusen geschlagen geben, dafür werden sie aber Mittelrhein-Pokalsieger und nehmen an den Spielen um den DFB-Junioren-Vereinspokal teil. Borussia Mönchengladbach wird mit einem 7:0 geradezu deklassiert und nach weiteren Siegen gegen Hertha 03 Zehlendorf und Hannover 96 wird das Finale erreicht, das erneut im heimischen Franz-Kremer-Stadion stattfindet und in dem der FC Augsburg auf die jungen Geißböcke wartet. Frank Ploeger erinnert sich: „Wir haben sehr schnell durch Tore von Roland Brandt 2:0 geführt und wähnten uns schon als sichere Sieger. Das war fatal, denn die Augsburger drehten das Spiel und gewannen 3:2“.

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Die Enttäuschung über die Finalniederlage ist jedoch schnell überwunden, zumal sich der FC für die neue Saison die Dienste von Carsten Jancker sichern kann, der von Hansa Rostock in die Domstadt kommt. „Er war eine Granate, eine richtige Maschine vorne drin und erzielte Tor um Tor für uns“, schwärmt Ploeger noch heute. „Er hat ja dann auch eine Weltkarriere gemacht – nur leider nicht beim FC“, bedauert er.

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