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Lebenswege beim 1. FC Köln: Tobias Nickenig – Big Nick, Abwehrkante mit Ballgefühl

Der Lebensweg des Tobias Nickenig: Aus dem Rheinland zum Club seiner Träume, dem 1. FC Köln, harte Arbeit, Verletzungen, eine ereignisreiche Karriere. Nach Erfolgen im Jugendbereich verpasst er den ganz großen Durchbruch in der Bundesliga, spielt in Osnabrück und Aue und wird schließlich Sportdirektor in Thailand. Auch heute noch arbeitet Tobias Nickenig im Fußball-Geschäft.

Tobias Nickenig im Testspiel gegen den FC Grenchen vor der Saison 2006/07 (Foto: imago/Geisser)

Es dauert bis zur Rückrunde der Saison 2004/05, bis er wieder einsatzfähig ist, zeigt dann jedoch in den verbleibenden 14 Begegnungen, dass Trainer Christoph John wieder mit ihm rechnen kann. Er ist inzwischen zum Innenverteidiger umgeschult worden und glänzt dort mit seiner Zweikampfhärte, seiner Kopfballstärke und einem guten Spielverständnis. Dies bleibt auch anderen Vereinen nicht verborgen und, da sein Vertrag ausläuft und sich der FC vornehm zurückhält, hört sich Nickenig die Angebote interessierter Vereine an. Angebote der Zweitligisten Braunschweig und Osnabrück trudeln ein und auch Bayer Leverkusen streckt erneut seine Fühler nach dem talentierten Abwehrspieler aus. „Bayer bot mir an, bei der Ersten zu trainieren und bei der Zweiten Mannschaft zu spielen“, erläutert Nickenig. „Der FC bekam Wind davon, besann sich und gab mir einen Profivertrag.“

Der frühere Andernacher wähnt sich am Ziel, er hat das geschafft, wovon er als kleiner Junge beim Besuch der Saisoneröffnung am Geißbockheim immer geträumt hat, er ist nun Profi bei seinem Herzensverein, dem 1. FC Köln. Doch er muss bald erfahren, dass dort nicht alles Gold ist, was glänzt. Die Saisonvorbereitung unter Trainer Uwe Rapolder ist hart, bisweilen brutal. Die Mannschaft startet gut in die Saison, doch auf einen 2:1-Heimsieg gegen Borussia Mönchengladbach folgt eine Niederlage nach der anderen. Rapolder spürt den wachsenden Druck und setzt verstärkt auf erfahrene Kräfte, was Nickenigs Hoffnung auf Profieinsätze ein jähes Ende bereitet. Er trainiert zwar bei der Ersten, zu Spielpraxis kommt er jedoch nur bei den Amateuren.

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Harte Lehrjahre im Profikader des 1. FC Köln

Vor der Winterpause trennt sich der Verein von Rapolder und verpflichtet Hans-Peter Latour als seinen Nachfolger. Auch unter „Pudi“, wie er in der Schweiz genannt wird, reicht es für Nickenig nicht zu Einsätzen bei den Profis und doch nimmt er eine deutlich positivere Atmosphäre beim Training der Profis wahr. „Latour war ein völlig anderer Trainertyp als Rapolder“, erklärt er. „Während Rapolder mitunter sehr laut werden konnte, war Latour ein ruhiger, sehr angenehmer, ja fast väterlicher Coach, der beim Team sehr gut ankam.“ Den drohenden Abstieg in die 2. Liga kann jedoch auch der frühere Trainer der Grasshoppers aus Zürich nicht verhindern.

Tobias Nickenig im Zweikampf mit Lukas Podolski (Foto: imago/Eduard Bopp)

Schon während der Saisonvorbereitung beim Trainingslager in der Schweiz merkt Nickenig, dass er sich mit seinen Leistungen nicht mehr vor seinen Mitspielern verstecken muss und rückt näher an die Mannschaft heran. Mehrere Berufungen in den Spieltagskader sind Ausdruck dieser Entwicklung, zu Einsätzen bei den Profis kommt es jedoch zunächst nicht. Nach gutem Start gelingt den Kölnern in den letzten sechs Ligaspielen unter Latour kein Sieg mehr. Der Verein entlässt den Trainer, Holger Gehrke und Frank Schaefer übernehmen das Traineramt vorerst. „Das erste Ligaspiel unter den Beiden war in Freiburg“, erzählt Nickenig. „Und ich hatte da schon Signale wahrgenommen, dass ich dort zum Einsatz kommen würde. Als es wieder nur zu einem Platz auf der Bank reichte, war ich schon sehr enttäuscht.“

„Ich wollte raus aus dem FC-Umfeld, weil ich den Eindruck verspürte, als Eigengewächs wie der Lehrling in einer Firma wahrgenommen zu werden.“

Nach einigem Hin und Her und damit verbundenem Medienrummel übernimmt schließlich Christoph Daum das Traineramt – und verschafft Nickenig bei der 1:3-Pokalniederlage gegen Eintracht Frankfurt die ersten Einsatzminuten bei den Profis. Trotzdem reift in ihm der Wunsch nach einer Luftveränderung. „Ich wollte raus aus dem FC-Umfeld, weil ich den Eindruck verspürte, als Eigengewächs wie der Lehrling in einer Firma wahrgenommen zu werden“, sagt er. „Die Sportfreunde Siegen, die gerade aus der 2. Liga abgestiegen waren, meldeten sich bei mir. Mir gefiel das Angebot, der FC einigte sich mit den Siegenern auf eine halbjährige Leihe.“

Nickenig im Zweikampf mit Naohiro Takahara beim DFB-Pokalspiel in Frankfurt am 19.12.2006 (Foto: imago/MIS)

In der grünsten Großstadt Deutschlands trifft er bei den Sportfreunden auf Trainer Ralf Loose und Mitspieler wie Gaetano Krebs, Peter Nemeth und David Ulm. Nickenig wird schnell zum Stammspieler in der Innenverteidigung der Siegener und bestreitet zwölf Partien für die Sportfreunde. „Die Zeit hat mir ausgesprochen gut getan“, erinnert er sich. „Vor allem für mein Selbstbewusstsein war die Leihe wichtig, weil ich in Siegen als Leistungsträger wahrgenommen wurde und nicht mehr nur als die Kadernummer 18 oder 19. Zudem besuchten Christoph Daum und sein Assistent Roland Koch regelmäßig Spiele der Siegener, so dass auch der Kontakt zum FC weiterbestand.“

Erste Einsätze bei den Profis

Zur Saison 2007/08 kehrt der großgewachsene Abwehrspieler gestärkt und voller Tatendrang ans Geißbockheim zurück zu einer Mannschaft, die das große Ziel, den Aufstieg in die 1. Liga, trotz Startrainer Daum verpasst hat. Nickenig spürt in der Saisonvorbereitung, dass er leistungsmäßig ganz nahe an die erste Elf der Kölner herangerückt ist. Eine Zerrung verhindert noch seinen Einsatz beim ersten Saisonspiel bei St. Pauli, doch am dritten Spieltag ist es dann so weit. Im Heimspiel gegen Alemannia Aachen gibt der frühere Jugendnationalspieler sein Heimdebüt vor 50 000 Zuschauern – allerdings zunächst auf einer ungewohnten Position.

„Ich war Rechtsfuß, spielte jedoch auf der linken defensiven Außenbahn“, berichtet er. „Mir war das jedoch völlig egal, ich hätte mich auch ins Tor gestellt. In der zweiten Halbzeit spielte ich dann Innenverteidiger”, so Nickenig. Er geht die Begegnung recht verhalten an, bemüht, nur keine Fehler zu machen. „Nach einer Viertelstunde wurde einer unserer Eckbälle abgewehrt und Mirko Casper zog unwiderstehlich auf außen davon. Ich nahm die Verfolgung auf, erreichte ihn nach 20 Metern und grätschte ihn ab. Sofort ging ein beifälliges Raunen durch das Publikum, ich wusste in dem Moment, ich war angekommen.“

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