Folge uns
.

Ehrentribüne

Lebenswege beim 1. FC Köln: Michael Loch – als der Flow verloren ging

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs sprach mit Michael Loch, der nach seinem Ende bei den “Geißböcken” sein Glück im Berufsleben fand und dem FC als Fan noch verbunden ist.

Im Vordergrund: Michael Loch | Foto: privat

Er vermisst die Unterstützung seitens seines Trainers, Martin Siegbert, und hat das Gefühl, dass man nicht mehr an ihn glaubt beim FC. Eine willkommene Abwechslung, um den Kopf etwas frei zu bekommen, bietet sich Michael Loch, als er im Frühjahr 2000 mit der Mittelrheinauswahl auf eine zehntägige Reise in die USA geht, eine Belohnung für den zweiten Platz beim letztjährigen Länderpokal. Die Luftveränderung tut Michael Loch gut, und er trägt sich in jeder der drei Partien in die Torschützenliste ein. Beim 2:0-Sieg gegen Tucson United trifft er, beim 6:1 gegen eine Auswahl von Las Vegas gelingt ihm ein Doppelpack und auch dem 8:1-Sieg gegen eine Auswahl von Arizona steuert er einen Treffer bei.

Das Hochgefühl, doch wieder an seinen alten Leistungen angeknüpft zu haben, verfliegt schnell. Nach der Rückkehr ans Geißbockheim findet sich Michael Loch in den verbleibenden Partien der A-Jugend des 1. FC Köln zumeist auf der Ersatzbank wieder. Der frühere Leistungsträger ist zum Ergänzungsspieler geworden. „Mit dieser Situation bin ich nicht gut zurechtgekommen,“ räumt er ein. Und doch ist es ein Schock, als ihn Martin Siegbert eines Tages beiseite nimmt und ihm mitteilt, dass sein Weg beim FC zu Ende ist. „Es war ein Gefühl, als ob man im Vollsprint gegen eine Wand rennt,“ erinnert sich Michael Loch.

Wechsel nach Bonn und Siegen und eine zukunftsweisende Entscheidung

Zur Saison 2000/01 wechselt er zur A-Jugend des Bonner SC, die in der neugebildeten A-Junioren-Regionalliga West spielt. Hier trifft er auf Gordon Addai, seinen Mannschaftskameraden in der Mittelrheinauswahl. Die ehemaligen Bundeshauptstädter finden sich sehr bald im unteren Tabellendrittel wieder, und auch Michael Loch kann nicht verhindern, dass das Team schlussendlich absteigt.

Auch interessant
Lebenswege beim 1. FC Köln: Hermann Knöppel – "Geh' rein und kümmer' Dich um den Breitner!"

Zur neuen Saison wird der ehemalige Jugendnationalspieler vom Südregionalligisten Sportfreunde Siegen verpflichtet, wo er dem Perspektivkader unter Trainer Ingo Peter angehört und zumeist für die zweite Mannschaft in der Verbandsliga zum Einsatz kommt. Michael Loch trägt seinen Teil dazu bei, dass der Zwoten der Aufstieg in die Oberliga gelingt. Auch schulisch gibt es Grund zur Freude, er verlässt das Gymnasium in Nümbrecht mit bestandenem Abitur.

Wenig später trifft er eine zukunftsweisende Entscheidung. Er nimmt ein BWL-Studium in Siegen auf und ordnet dem angestrebten Universitätsabschluss auch den Fußball unter, der bis dahin zentraler Lebensinhalt für ihn war. Fortan schnürt er die Fußballschuhe nur noch aus Freude am Sport und um einen kleinen Nebenverdienst zum Studium zu haben.

Michael Loch schließt sich zu Beginn der Saison 2003/04 dem Landesligisten SpVg Olpe an, wo er in einigen Spielen als Rechtsaußen eingesetzt wird, zumeist aber als defensiver Mittelfeldspieler aufläuft. Zur Saison 2005/06 wechselt er zum VfL Hamm in die Oberliga Südwest. Inzwischen hat er die Selektionsklausuren im Studium bestanden und kann sich wieder verstärkt dem Fußball widmen. In Hamm spielen zudem einige Jugendfreunde; mit einem der damaligen Spieler, Mehmet Ümit, ist er bis heute befreundet. „Mit Mehmet spielte ich bereits in Nümbrecht auf dem Bolzplatz, bevor mein Vater mich im Verein angemeldet hat,“ erläutert er.

Nach einem erneuten Wechsel zurück zur SpVg Olpe bekommt er vor der Saison 2007/08 ein Angebot der Sportfreunde Siegtal, einem Bezirksligisten, der von einem kleinen Textilunternehmen gesponsert wird. Dort wird ihm eine berufliche Zukunft in Aussicht gestellt, und da sein Studium sich langsam dem Ende zuneigt, unterschreibt er einen Zweijahres-Vertrag bei den Siegtalern.

Schneller Aufstieg bei der Glawe GmbH und der Abschied vom Fußball

Kurz vor Ende der darauffolgenden Saison muss er jedoch feststellen, dass die Vereinbarungen seitens des Sponsors nicht eingehalten werden, und er wechselt zurück zu seinem Heimatverein, der SSV Homburg-Nümbrecht, in die Kreisliga A. Er nutzt die Zeit dort, um seine Diplomarbeit zu verfassen und schließt sein Studium als Diplom-Kaufmann ab.

Als Assistent der Geschäftsleitung beginnt Michael Loch 2010 seine berufliche Laufbahn bei der Glawe GmbH in Köln, die für ihn seitdem seine berufliche Heimat darstellt. „Die Glawe GmbH ist im Bereich der Unternehmensvermittlung tätig und hat sich auf beratende Berufe wie Rechtsanwälte, Steuerberater und Patentanwälte spezialisiert,“ erläutert Loch. „Wir helfen den Kanzleiinhabern bei deren Nachfolgeplanung und bringen sie mit potentiellen Nachfolgekandidaten zusammen. Wir moderieren die Verhandlungen bis zum erfolgreichen Abschluss.“

Vor der Saison 2010/11 erhält Michael Loch einen Anruf seines ehemaligen Co-Trainers bei der Mittelrheinauswahl, Dieter Herhaus. „Er betreute damals die 2. Mannschaft von Germania Windeck und fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, seine junge Truppe als erfahrener Spieler zu führen,“ erzählt er. Der ehemalige FC‘ler verbringt zwei Spielzeiten bei den Windeckern, bevor 2012 seine Karriere recht abrupt endet. „Mein damaliger Vorgesetzter fiel krankheitsbedingt aus, und so übernahm ich 2012 zunächst kommissarisch die Geschäftsführung des Unternehmens“, erzählt er.

Michael Loch heute Foto: Michael Loch

Es ist für ihn ein Sprung ins kalte Wasser, die neue Aufgabe nimmt ihn ganz in Anspruch. Er merkt, dass die Situation in der Firma eine riesige Herausforderung, gleichzeitig aber auch eine große Chance ist. „Ich habe das erste Jahr maximal vier Stunden pro Nacht geschlafen und musste mich vor den Kunden und Mitarbeitern beweisen respektive behaupten. Somit konnte ich den Beruf und Fußball nicht mehr unter einen Hut bringen und habe am Ende der Saison 2011/12 die Fußballschuhe von jetzt auf gleich an den Nagel gehängt. Doch den Flow, der mir im Fußball verloren gegangen war, fand ich nun im Beruf wieder. Die Unternehmensvermittlung ist zu meiner Leidenschaft geworden.“

Auf der nächsten Seite Erfolgreicher Unternehmer und FC-Fan mit einem reflektierten Blick auf den heutigen Fußball

Seite 3 von 5

Mehr aus Ehrentribüne

.