Ende Februar 1993 löst Jerat Jörg Berger als Trainer der Profis ab, und Gerd Daun übernimmt die Amateure. Am Ende landet das Team auf einem neunten Tabellenplatz. Die junge Mannschaft hat Perspektive. Doch genau diese Perspektive ist es, die Jörg Gerlach für sich persönlich vermisst. Zwar ist er Mannschaftskapitän und Stammspieler, doch er weiß, dass ihm der Sprung zu den Profis nicht mehr vergönnt sein wird.
„Ich wollte weg“, sagt er. „Der Bonner SC war interessiert und machte mir ein finanziell lukratives Angebot. Ich konnte dort mehr verdienen, als man mir als Profi beim FC gezahlt hätte.“ Er hält einen Moment inne. „Außerdem wollte ich nach langer Zeit mal wieder in einer 1. Mannschaft spielen, die auch mediales Interesse weckte. Das tat der Bonner SC, jeden Montag standen wir auf Seite 1 im Bonner General-Anzeiger.“
In der Erfolgsspur beim Bonner SC
Er trifft bei den Bonnern auf alte Teamkameraden aus FC-Zeiten, wie Willi Deutschmann, Rainer Thomas und Björn Rehm, mit dem er vor vielen Jahren in der D-Jugend der Kölner die Fußballschuhe geschnürt hatte. In der Saison 1993/94 erreichen die ehemaligen Bundeshauptstädter, die von Peter Nover trainiert werden, einen guten sechsten Tabellenplatz in der Oberliga Nordrhein, der gleichzeitig die Qualifikation für die neugegründete Regionalliga West/Südwest bedeutete.
Die Neuzugänge des Bonner SC 1993/94 J. Gerlach untere Reihe 1. v. re. Foto: privat
In der Saison 1994/95 gehört mit Peter Müller ein weiterer ehemaliger FC-Spieler zum Kader des Bonner SC – und Max Lunga. Der Nationalspieler Simbabwes ist von Dynamos FC Harare an den Rhein gewechselt. Den Transfer eingefädelt hat John Viol, der spätere Präsident der Bonner, der als Mineralienhändler mehrere Bergwerke in Simbabwe besitzt. „Max war ein toller Typ, immer gut drauf“, erinnert sich Gerlach. „Mit ihm verstand ich mich von Anfang an blendend, auch wenn sein Deutsch damals noch ausbaufähig war.“
Die Spielstärke der neugebildeten Liga ist hoch, fasst sie doch die besten Amateurmannschaften aus dem Westen und Südwesten zusammen. Und so geraten die Bonner denn auch mitten rein in den Kampf um den Klassenerhalt. Im April 1995 müssen sie nach Höhenberg zu Preußen Köln, die in noch ärgeren Abstiegsnöten als die Schützlinge von Peter Nover sind.
Jörg Gerlach beim Bonner SC | Foto: privat
Jörg Gerlach sorgt mit seinem fünften Saisontreffer für einen hart erkämpften 1:0-Sieg, und weitere vier Siege aus den folgenden fünf Spielen verschaffen den Bonnern mehr als nur etwas Luft im Abstiegskampf. Der ehemalige FCler kommt auf stattliche zehn Saisontore und trägt damit maßgeblich zum Klassenerhalt bei. Parallel dazu hat Jörg Gerlach sich auf seine Prüfung zum Installateur- und Heizungsbauermeister vorbereitet, die er 1995 erfolgreich besteht.
Wechsel zum SV Baesweiler und der Abschied vom Fußball
Ein schlechter Saisonstart in der darauffolgenden Spielzeit führt dazu, dass Peter Nover zunächst durch zwei Übergangstrainer und schließlich durch Hans Kodric ersetzt wird, dessen Verpflichtung wiederum auf den neuen Präsidenten der Bonner, John Viol, zurückgeht. „Viol war vorher Geldgeber beim VfL Rheinbach und hat nach seinem Wechsel ins Präsidentenamt Kodric aus Rheinbach zum BSC gelotst“, erläutert Gerlach. „Der neue Trainer ließ mich Linksaußen spielen, was gar nicht meine Position war. Gerd Daun hat Wind davon bekommen, dass ich in Bonn nicht mehr glücklich war, und hat mich in der Rückrunde zum Oberligisten SV Baesweiler geholt.“
Auf der nächsten Seite: Karriereende in Baesweiler – Comeback in der Kreisliga