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Lebenswege beim 1. FC Köln: Jörg Gerlach – Fußballer von der Bundesliga bis zur Kreisliga D

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs sprach mit Jörg Gerlach, der einst Horst Heldt vorgezogen wurde und von der Bundesliga bis zur Kreisliga D alles spielte.

Jörg Gerlach heute | Foto: privat

In der darauffolgenden Saison übernimmt Erich Rutemöller das Traineramt bei der „Zwoten“. Jörg Gerlach ist inzwischen Leistungsträger der Mannschaft, ordnet das Spiel seines Teams im Mittelfeld – und schießt Tore. Am 4. März 1990 kommt der 1. FC Bocholt ins Franz-Kremer-Stadion. „Wir gewannen 4:1, mir gelang fast alles, zudem schoss ich zwei Tore“, erinnert er sich. „Das war wohl mein bestes Spiel.“

Die Verantwortlichen des 1. FC Köln sehen das wohl ähnlich, denn wenige Tage später sitzt er im Büro von Geschäftsführer Wolfgang Schänzler. „Er bot mir einen Zwei-Jahresvertrag als Vertragsamateur an“, erzählt Gerlach. „Das erste Jahr bei den Amateuren, das zweite Jahr bei den Profis.“ Er schmunzelt. „Das war ein sogenannter Schubladenvertrag. Unterschrieben wurden solche Verträge von den Spielern, zunächst aber nicht vom Vorstand oder der Geschäftsführung. Deswegen legte der Verein sie in eine Schublade, von wo man sie dann erst herausholte und die Unterschrift leistete, wenn es für den Club opportun war.“

Training und Spiel bei den Profis

Er hält kurz inne. „Ich sah meine Chance. Ein Jahr bei den Profis! Also unterschrieb ich.“ Seit dem 1. April 1990 nimmt Jörg Gerlach zusammen mit seinem Teamkollegen Günter Baerhausen recht regelmäßig am Training der Profis teil. Kabine und Trainingsplatz teilen sie sich mit FC-Größen wie Bodo Illgner, Thomas Häßler oder Pierre Littbarski. „Gerade diese drei waren unheimlich nett und aufgeschlossen“, erinnert er sich. „Sie sagten uns, wir sollten ganz locker bleiben und uns keinen Kopf machen, wenn uns mal ein Fehler unterlief!“

Foto: imago images/kicker/Eissner

Am 12. Mai 1990 ist es dann soweit. Jörg Gerlach kommt zu seinem ersten Bundesligaeinsatz. Nach seiner Einwechslung erzielt Manfred Binz das 2:1. In den verbleibenden drei Minuten werfen die Kölner alles noch vorne, Gerlach übernimmt Sturms Mittelstürmerposition, der Ausgleich will jedoch nicht gelingen. Im Gegenteil: Einen schnellen Konter nutzt Jörn Andersen zum 3:1-Endstand.

Mit den Profis auf Tour in den USA

Einige Tage später gehört er zum FC-Tross, der sich nach Kalifornien aufmacht, um dort vier Freundschaftsspiele zu absolvieren. Die Nationalspieler des FC bereiten sich derweil auf die WM in Italien vor. Im ersten Spiel gegen das brasilianische Team von Vasco da Game in San José wird Gerlach kurz vor Schluss eingewechselt. Nach einem 2:2-Unentschieden gewinnt der FC das anschließende Elfmeterschießen 7:6.

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Zwei Tage später sieht der blonde „Zehner“ von der Bank aus zu, wie das ebenfalls ohne seine Nationalspieler angetretene Real Madrid den FC mit 1:0 besiegt. Gegen die Nationalelf Mexikos kommt Jörg Gerlach wiederum zwei Tage später eine Halbzeit lang zum Einsatz. „Die Mexikaner traten mit Hugo Sanchez an“, erinnert er sich. „Das war schon ein erhebendes Gefühl, gegen einen solchen Weltstar zu spielen.“

Hugo Sanchez | Foto: Bongarts/Getty Images

Zum Abschluss der Tour treten die Kölner vor 40 000 Zuschauer, die ins Los Angeles Memorial Coliseum geströmt sind, gegen eine US-Auswahl an. Jörg Gerlach wird in der 60. Spielminute für Horst Heldt eingewechselt und hilft mit, den 5:1-Sieg des FC im Olympiastadion der Spiele von 1932 und 1984 zu sichern.

Als Testspieler bestreitet Dario Decoud, argentinischer Stürmer von Racing Club Buenos Aires, alle vier Spiele und erhält zur allgemeinen Überraschung einen Vertrag bei den Kölnern. „Wir haben uns alle gewundert, denn sein Können war recht überschaubar“, sagt Gerlach. „Er hat dann in der nächsten Saison einige Einsätze bei den FC-Amateuren gehabt, ist aber auch dort nicht positiv aufgefallen. Für die Profis hat er kein Punktspiel bestritten und ist in der Winterpause nach Argentinien zurückgekehrt.“

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Gut einen Monat später brechen stürmische Zeiten am Geißbockheim an: Christoph Daum wird entlassen. „Ich habe aus der Zeitung davon erfahren“, berichtet der frühere Auswahlspieler. „Natürlich habe ich diese Entscheidung bedauert, denn der Bundesligaeinsatz und die Tour in die USA mit den Profis waren für mich ein Hinweis darauf, dass er mich auf der Rechnung hatte.“

Stürmische Zeiten auch bei den FC-Amateuren

Erich Rutemöller verlässt die „Zwote“ und trainiert nun die Profis des 1. FC Köln, Jörg Gerlach kehrt zu den FC-Amateuren zurück. Auch dort hat ein neuer Übungsleiter das Training übernommen: Bernd Krauss, 22-facher österreichischer Nationalspieler, als offensiver Außenverteidiger jahrelang bei Borussia Mönchengladbach auf der rechten Seite unterwegs.

Abstieg und Aufstieg mit den FC-Amateuren

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