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Ehrentribüne

Lebenswege beim 1. FC Köln: Daniel Chitsulo – Fußballer zwischen zwei Welten

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs sprach mit Daniel Chitsulo, der aus Malawi den Sprung ins Rheinland wagte und hier neben privatem Glück auch Marco Reus als Freund fand.

Daniel Chitsulo in der Saison 2005/06 Foto: imago images/Eduard Bopp

Geboren ist Daniel Chitsulo am 7. März 1983 in Zomba, Malawi. In der ehemaligen Hauptstadt der Präsidialrepublik Malawi verlebt er mit sechs weiteren Geschwistern eine Kindheit, in der er früh lernt, mit einfachen Mitteln sein Leben zu bewältigen. „Den Ball mussten wir uns selber basteln, aus Einkaufstüten, die wir mit allem möglichen stopften“, erinnert er sich. „Das hat unserer Freude am Fußballspielen aber nicht geschadet. Im Gegenteil. Nach der Schule ging es raus auf die Straße, wo wir mit den Nachbarskindern bis abends dem Ball hinterherjagten.“

Malawi Housing United wird sein erster Fußballverein, in der U14 des Klubs findet der damals 13jährige schnell seine Idealposition als zentrale Sturmspitze. Durch den Beruf des Vaters bedingt zieht die Familie in die heutige Hauptstadt des Landes, Lilongwe. Dort besucht Chitsulo die Bwaila Secondary School und vertritt die Schule auch auf dem Fußballfeld. Bei einem Spiel der Schulauswahl sieht ihn Hardly Mumba, der damalige Manager von CIVO United, einem Klub, der in der Premier Division beheimatet ist.

Daniel Chitsulo (stehend 4. v. links) mit CIVO United im Jahr 1999 Foto: Daniel Chitsulo

Mit 16 Torschützenkönig der Premier Division

Der junge Stürmer wird sofort in der ersten Mannschaft des Vereins eingesetzt – und überzeugt. Er erzielt Tor um Tor und wird mit 16 in seiner ersten Saison Torschützenkönig der höchsten Liga des Landes. In der nächsten Saison wiederholt er dieses Kunststück. Malawi hat einen neuen Torjäger!

Ein anderer Torjäger, den es schon in ganz Jungen Jahren nach Europa verschlagen hatte, ist das Vorbild des jungen Ostafrikaners: Samuel Eto’o. Der Rekordtorschütze der Nationalelf Kameruns und Afrikas viermaliger Fußballer des Jahres, der die Champions League sowohl mit dem FC Barcelona als auch mit Inter Mailand gewinnen konnte, hat den nur zwei Jahre jüngeren Chitsulo mit seiner fußballerischen Klasse fasziniert. „Seine Geschmeidigkeit, seine schnellen Bewegungen und sein Torinstinkt waren einzigartig“, schwärmt der malawische Internationale noch heute. „Er war nicht groß wie Ibrahimovic oder ein Brecher wie Benzema, aber trotzdem lehrte er den besten Abwehrreihen der Welt das Fürchten.“

Samuel Eto’o (Inter Mailand) in der Saison 2009/10  Foto: Jasper Juinen/Getty Images

Chitsulos viele Tore wecken das Interesse der Malawi Football Association, die ihn in die U17-Auswahl des Landes beruft. In zwei Länderspielen trifft er mit Malawi auf Sambia. Das erste Spiel geht noch 0:4 verloren, auf einheimischen Boden gelingt der Auswahl jedoch ein 3:0-Sieg. Alle drei Tore schießt – Daniel Chitsulo.

Unter den Zuschauern befindet sich auch Manfred Hoener, der deutsche Trainer der Nationalmannschaft Malawis. Er ist begeistert von dem jungen Torjäger, von seiner enormen Schnelligkeit, seiner ausgezeichneten Technik – und seiner Kopfballstärke. Dank seiner außergewöhnlichen Sprungkraft überspringt der nur 1,70 Meter große Stürmer regelmäßig seine deutlich größeren Gegenspieler an diesem Tag und ist von ihnen kaum zu verteidigen. Hoener zögert nicht und beruft Chitsulo in den Kader der A-Nationalelf, die vor einem wichtigen WM-Qualifikationsspiel gegen Burkina Faso steht.

Der junge Internationale weckt das Interesse des FC

Grenzenlose Freude erfüllt den erst 17jährigen Offensivakteur und auch Stolz, als er zum ersten Mal das Trikot der „Flames“, wie die Nationalelf Malawis genannt wird, überstreift. Das Spiel endet 1:1, das Tor für Malawi schießt erneut Daniel Chitsulo. Hoener hat immer noch gute Kontakte in Deutschland, über einen mit ihm befreundeten Spielerberater vereinbart er für seinen Schützling ein Probetraining beim 1. FC Köln.

Ewald Lienen und auch Christoph John, Coach der Amateure des FC, sind zugegen, als der junge Malawier im Juli 2000 am Geißbockheim fußballerisch auf Herz und Nieren geprüft wird. Sie zeigen sich angetan von dem, was sie gesehen haben. Einem Vertrag scheint nichts mehr im Wege zu stehen. Beim Medizincheck offenbart sich jedoch ein Problem. Eine Schambeinentzündung wird diagnostiziert, deren Heilung schwer zu prognostizieren ist.

Daniel Chitsulo (Nr. 10) vor seinem ersten A-Länderspiel gegen Burkina Faso im Jahr 2000 Foto: Daniel Chitsulo

Die Ärzte raten den FC-Verantwortlichen zur Vorsicht. Anstatt des erhofften Profivertrags muss sich Daniel Chitsulo mit einem Amateurvertrag zufriedengeben, der zwei Spielzeiten in der A-Jugend vorsieht mit einer Anschlussvereinbarung für die zweite Mannschaft des 1. FC Köln. Der frischgebackene Nationalspieler Malawis ist enttäuscht, unterschreibt jedoch schlussendlich die Vereinbarung. „Ich hatte damit gerechnet, einen Vertrag für die Profis zu bekommen“, sagt er. „Das war schon ein Rückschlag für mich.“

Schwierige Eingewöhnung in Köln

Chitsulo findet ein neues Zuhause bei Anne und Willi Peter, die das Jugendhaus des FC in Weiler-Volkhoven leiten. Anne Peter organisiert einen Sprachunterricht für den jungen Stürmer und berät ihn auch in vertraglichen Angelegenheiten. Ihr ist es dann auch später zu verdanken, dass der Vertrag mit seinem ersten Spielerberater aufgelöst wird. „Das war, als Andreas Rettig Manager beim FC war“, erzählt Chitsulo. „Ich bin mit Frau Peter zu ihm hin und habe ihm den Vertrag vorgelegt. Rettig hat dann sofort dafür gesorgt, dass der Vertrag aufgehoben wurde.“

Die ersten Jahre beim 1. FC Köln – mit Podolski bei den Amateuren – mit Malawi gegen Nigeria

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