Ist beispielsweise der Erwerb von Vereinsanteilen in ökonomischer Hinsicht sinnvoll oder geschieht ein Investment in der Regel aus Interesse an (persönlichem) Prestige?
Quitzau: Es ist hier tatsächlich zwischen Investoren auf der einen Seite und Mäzenen bzw. Gönnern auf der anderen Seite zu unterscheiden. Investoren streben nach finanziellem Profit, also nach einer laufenden Verzinsung oder nach einem Gewinn durch den späteren Weiterverkauf der Anteile. Dabei ist es gar nicht so selbstverständlich, als Investor im Profifußball wirklich Gewinne erwirtschaften zu können – trotz des finanziellen Booms. Mäzene hingegen haben kein primäres finanzielles Interesse. Was ihr Motiv für ein finanzielles Engagement ist, lässt sich von außen nicht sicher beurteilen. Aber Prestige spielt bei vielen wohl eine wichtige Rolle und ist eine Art nicht-finanzielle Belohnung. Es gibt aber auch Mäzene mit einer tiefen inneren Motivation, aus Verbundenheit zu einem Verein oder einer Region Geld ohne Gewinnerwartung oder sonstige Gegenleistungen zu geben.
Wie sehen Gewinnchancen aus, sofern sie überhaupt vorhanden sind?
Quitzau: Investoren können prinzipiell vom Jahresüberschuss eines Klubs profitieren. Es gibt dabei allerdings ein grundsätzliches Problem: Fußballunternehmen funktionieren anders als gewöhnliche Wirtschaftsunternehmen. In der regulären Wirtschaft geht es hauptsächlich darum, den finanziellen Gewinn zu maximieren. Im Fußball hingegen geht es primär darum, sportlich erfolgreich zu sein, ohne dabei in eine finanzielle Schieflage zu geraten. Im Klartext bedeutet dies, dass oft alle Einnahmen gleich wieder in den Spielerkader investiert werden, um gegenüber der Konkurrenz nicht zurückzufallen. Dieses „Wettrüsten“ hat in der Vergangenheit oft dazu geführt, dass trotz erheblicher Erlössteigerungen keine Gewinne erzielt wurden. Die Bundesliga steht dabei übrigens im internationalen Vergleich noch recht gut und solide da. Im Ausland sind trotz noch höherer Einnahmen sogar Verluste an der Tagesordnung.
Eine zweite Möglichkeit ist ein Gewinn durch den Weiterverkauf der eigenen Anteile.
Dietmar Hopp hat sich 1899 Hoffenheim gegönnt | Foto: Simon Hofmann/Bongarts/Getty Images
Welche Hindernisse sehen potentielle Investoren?
Quitzau: In Deutschland ist hier natürlich die 50+1-Regel zu nennen. Investoren möchten im Gegenzug zu ihrem finanziellen Engagement Mitsprachrechte. Da die 50+1-Regel aber eine Mehrheitsbeteiligung externer Investoren verhindert, sind die Mitspracherechte eingeschränkt. Es gibt aber Beispiele dafür, dass externe Geldgeber auch ohne formelle Mitspracherechte erheblichen Einfluss auf die Klubführung nehmen können. Mit gezielte Medien-Interviews zum Beispiel können Investoren von außen massiven Druck erzeugen und die von ihnen gewünschten Veränderungen im Klub herbeiführen.
In dem Zusammenhang schauen wir in die Bundesliga, wie kommen Investoren mit der 50+1 Regelung klar? Und wird es künftig weitere Modelle a la Leipzig geben?
Quitzau: Die 50+1-Regel ist ja dort, wo sie externe Geldgeber störte, schon verwässert worden. Dies wirft Gerechtigkeitsfragen auf, die letztlich dazu führen können, dass die 50+1-Regel irgendwann juristisch überprüft und ggf. abgeschafft wird. Dann wäre die Bundesliga für Investoren natürlich noch interessanter. Ich vermute, dass es in zehn Jahren keinen Bundesligisten ohne Investor mehr gibt. Auch diejenigen, die sich dem bisher aus Überzeugung verschlossen haben, werden unter Druck geraten, wenn immer mehr Konkurrenten durch externe Geldgeber finanziell aufrüsten und sportlich vorbeizuziehen drohen.
Auf der nächsten Seite sprechen wir mit Jörn Quitzau über die Wachstumschancen der Bundesliga und das “Team Marktwert”!