Es kommt zur Wiederauflage von “Hogesa” und “Kögida” hängt sich hinten dran. Die Kölner, und damit auch die Effzeh-Fans, sollten sich dagegen stellen. Ein Kommentar.
Ein Jahr ist es nun her, dass 4.500 Menschen unter dem skurrilen Namen „Hooligans gegen Salafisten“ in Köln aufliefen und „demonstrierten“. Da die Polizei die Veranstaltung im Vorfeld vollkommen unterschätzt hatte, endete der Aufmarsch in Straßenschlachten. Diese Bilder dürften den meisten Kölnern noch genauso präsent sein, wie die damalige mediale Diskussion über die Gefahr, die von Salafisten wohl ausgehen könnte. Welche wunderbare Fügung für die Mischung aus Hools, Rechtsradikalen und Pegida-Anhängern. Denn unter der Deckung des aktuellen allgemein-gesellschaftlichen Feindbildes ließ es sich gut auf harmlos machen. Doch harmlos ist „Hogesa“ nicht gewesen.
Am heutigen Sonntag soll die Wiederauflage folgen. „Köln 2.0“ nennt sich die Veranstaltung dieses Mal. Und eigentlich wollten die Organisatoren durch die Innenstadt marschieren. Daraus wird nichts, doch auf dem Barmer Platz in Deutz darf eine Kundgebung abgehalten werden. Und aus welcher Richtung der Wind weht, ist nun noch deutlicher zu spüren. „Kögida“, also der lokale Ableger der Pegida-Bewegung, hat kurzfristig ebenfalls für Sonntag eine Versammlung angekündigt.
Ein Jahr später sind vorgeschobene, konkrete Feindbilder offenbar nicht mehr notwendig, um sich öffentlich seinem Nationalismus hinzugeben, tumbe Reden zu schwingen, Ängste zu schüren und den nahenden Untergang zu predigen. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Grundsätzlich darf man das. Aber man muss nicht gut finden, was in diesen zwölf Monaten mit unserem Land passiert ist. Was damals die Salafisten waren, scheinen nun die Flüchtlinge zu sein. „Die einzige Drohung, die dem Deutschen Angst einjagt, ist die des sinkenden Umsatzes“, hat Heinrich Böll, ein großer Sohn dieser Stadt, einmal gesagt. Und es scheint, als hätte er damit nicht ganz Unrecht gehabt.
Nachvollziehbar ist die Angst vor Flüchtlingen ohnehin nicht. Ob es nun 700.000 oder zwei Millionen werden. Es sind zum ganz überwiegenden Teil Menschen, die aus besseren Gründen als Umsatzverlust Angst hatten. Die einen schweren Weg auf sich genommen haben, um Leid zu entgehen. Deutschland kann und sollte diese Menschen mit offenen Armen aufnehmen, ihnen Chancen geben – ob sie aus Rio kommen, aus Damaskus oder Rom. Et bliev nix wie et wor. Wir leben hier schließlich vergleichsweise im verdammten Paradies.
Was das alles mit Fußball zu tun hat, wird mancher einwenden. Dass Politik im Sport, im und rund um das Stadion nichts zu suchen habe, wird ein anderer sagen. Doch zum einen ist „Köln 2.0“ nach wie vor eine Hooligan-Veranstaltung und damit durchaus innerhalb des naheliegenden sozial-politischen Kontextes. Zum anderen findet der Spuk hier vor Ort statt. Der effzeh ist viel gerühmt für die sagenhafte Verbindung zwischen dem Klub und seiner Stadt. Und die rühmt sich gerne für ihre Weltoffenheit, für ihre Toleranz, dafür, dat he jede Jeck anders es. Es sind die Werte, die Köln zu dem machen, was es ist. Der Verein und seine Anhänger sind ein Teil davon.
Und auch wenn der 1. FC Köln bis zum Erscheinen dieses Artikels nicht auf eine effzeh.com-Anfrage bezüglich eines Statements reagiert hat, dürfte angesichts des Engagements in Sachen Flüchtlingshilfe, das der Klub in den letzten Wochen gezeigt hat, klar sein, auf welcher Seite der Geißbock heute steht. Dass eine Veranstaltung wie „Köln 2.0“ nur kurz nach dem rechtsterroristischen Anschlag auf die neue Oberbürgermeisterin Henriette Reker stattfinden darf, ist Demokratie. Die Polizei erwartet für Sonntag erneute Ausschreitungen seitens der Ex-Hogesa-Teilnehmer. Doch Demokratie ist auch, wenn wir, die Effzeh-Fans, die Kölner heute ein klares Zeichen setzen, wer in diesem Land die lautere Stimme hat und wer nach wie vor die polternde, „besorgte“, nationalistische Minderheit ist. Und es hoffentlich auf ewig bleibt.
Refugees welcome!