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Ehrentribüne

Lebenswege beim 1. FC Köln: Gregor Kapitza – Vom Aschenplatz zur Nationalelf

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Gregor Kapitza, in dessen Leben Fußball eine große Rolle spielt – und der immer noch Verbindungen zum Geißbockheim hat.

Im Wembley-Stadion, Gregor Kapitza in der hinteren Reihe 6. von rechts Foto: privat

Nach der Saison 2006/2007 bleibt er in der Verbandsliga, wechselt aber zum SF Troisdorf. Der Verein hat nur sehr beschränkte finanzielle Mittel zur Verfügung und befindet sich den größten Teil der Saison 2007/2008 im Kampf um den Klassenerhalt, den er aber schlussendlich mit viel Kampf sichern kann.

In diesen Jahren treibt der frühere Erbacher auch seine berufliche Weiterbildung voran und nimmt beim Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverband ein bankinternes Studium auf, das er als Bankfachwirt abschließt.

Freude am Fußball beim SC Brühl

2008 geht er zum Verbandsligaaufsteiger SC Brühl und bleibt dort bis 2014. „Es war eine schöne Zeit; wir hatten eine prima Truppe, die mit viel Begeisterung, Freude und Spaß Fußball spielte“, erinnert sich Kapitza. In Brühl trifft er zudem mit Stefan Oventrop, Nicola Kaiser, Thomas Frohn und Marcel von Hees auf junge Spieler, die wie er die Fußballschuhe für den 1.FC Köln geschnürt hatten. Er ist einer der wenigen älteren Spieler und wird Kapitän der Mannschaft, die sich ohne große finanzielle Unterstützung sehr beachtlich in der Verbandsliga schlägt und in der Saison 2011/12 sogar den 3. Platz in der Abschlusstabelle belegt.

Zur Saison 2014/15 wechselt der ehemalige Jugendnationalspieler zum Verbandsligisten FC Hürth, wird aber von Verletzungen geplagt und kann nur in wenigen Spielen eingesetzt werden. Zur Winterpause der Saison 2015/16 nimmt er das Angebot des Vereins an, als zusätzlicher Trainer die zweite Mannschaft zu betreuen, die zu der Zeit einen Spitzenplatz in der Kreisliga A belegt. Tatsächlich gelingt dann auch der Aufstieg in die Bezirksliga, wo er zusammen mit Trainer Markus Sabel, den er aus seiner Zeit beim SC Brühl sehr gut kennt, dafür sorgt, dass viele junge Spieler aus der A-Jugend integriert und weiterentwickelt werden, die sie zusammen mit den älteren Akteuren zu einer starken Bezirksligamannschaft formen.

So ganz ohne Fußball werde ich wohl nie auskommen.

Auch hier trifft Kapitza wieder auf ehemalige FCler wie Torwart Daniel Feuerbach, Thomas Frohn und Sebastian Zinke. „Die Arbeit mit diesen Jungs hat großen Spaß gemacht, aber im Sommer ist Schluss“, sagt er. Ist dann auch endgültig Schluss mit Fußball? Er lächelt. „Die Prioritäten in meinem Leben haben sich geändert. Meine Frau Irina, die ich bei der Raiffeisenbank kennengelernt habe, und ich sind vor knapp acht Monaten Eltern von Zwillingen, Romy und Lenny, geworden.“ Er überlegt einen Augenblick. „So ganz ohne Fußball werde ich wohl nie auskommen. Vielleicht fahre ich dann donnerstags wieder öfter mal zum Geißbockheim, um dort am Hallenkick der ehemaligen FC-Spieler um Wolfgang Overath teilzunehmen. Mal sehen!“

Freude am Beruf und die Beziehung zum FC

Er arbeitet immer noch bei der Raiffeisenbank Frechen-Hürth, hat sich nach seinem Studium zum Bankfachwirt intensiv im Immobilienbereich weitergebildet. „In unserer Bank bin ich zuständig für den Vertrieb von Neubaumaßnahmen“, erläutert er. „Das umfasst vor allem den Bereich der Projektentwicklung und basiert auf den vier Säulen Ankauf von Grundstücken, Entwickeln, Bauen und Verkaufen.“

Gregor Kapitza heute Foto: privat

Gregor Kapitza ist seit siebzehn Jahren bei dieser Bank, in der er auch schon seine Ausbildung zum Bankkaufmann absolviert hat. „Das ist ein Job, der mich erfüllt, ich gehe gerne zur Arbeit. Ich glaube in den siebzehn Jahren hat es noch keinen Tag gegeben, an dem ich nicht mit Freude meinem Beruf nachgegangen bin.“

Die Verbindung zum 1.FC Köln besteht natürlich weiterhin durch seinen Vater, aber auch durch gelegentliche Begegnungen mit alten Weggefährten. Über die Zukunft „seines“ Vereins macht er sich seine eigenen Gedanken. „Ich glaube, es wäre hilfreich wenn der FC eine Philosophie entwickeln würde, eine Idee, wie gespielt werden soll“, sagt er. „All die erfolgreichen Vereine wie Dortmund, Bayern oder Schalke haben ein solches Konzept. Der Vorteil wäre, dass man auf der Grundlage einer Spielidee Trainer und Spieler verpflichten könnte, die zu dieser Philosophie passen, und nicht umgekehrt, und so verhindern könnte, dass mit jedem neuen Trainer wieder alles, was vorher gemacht wurde, umgeschmissen werden muss.“

Die Bilanz nicht nur einer Fußballkarriere

Wie sieht die Bilanz seiner Fußballkarriere aus? Ohne Zögern sagt er: „Überwiegend positiv! Der Fußball hat nicht nur mir, sondern meiner ganzen Familie geholfen. Ich habe mit den Jugendnationalmannschaften Reisen zum Beispiel in die USA, nach Zypern oder Griechenland gemacht, die meine Eltern mir damals nie hätten ermöglichen können. Mein Vater hat seit mehr als zwanzig Jahren einen interessanten und abwechslungsreichen Arbeitsplatz beim FC. Wir alle führen ein gutes Leben, der Fußball hat seinen Beitrag dazu geleistet.“

Und die Profikarriere, die ihm vorenthalten blieb? Er hält einen Moment inne. „Mir hat einmal ein Profifußballer gesagt, dass man 80 Prozent Glück und 20 Prozent Talent benötigt, um eine erfolgreiche Profikarriere einschlagen zu können. Die 80 Prozent Glück setzen sich aus drei Dingen zusammen: Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, man muss möglichst verletzungsfrei bleiben, und man muss die richtige Förderung genießen.“

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Gregor Kapitza hat vor vielen Jahren sein Geburtsland Polen gemeinsam mit seiner Familie verlassen. Es ging für ihn in die Abgeschiedenheit des Odenwalds, später dann in die Millionenstadt Köln. In Hürth hat er ein Zuhause gefunden, beruflich in der Raiffeisenbank und privat bei seiner Frau Irina und seinen acht Monate alten Zwillingen.

Kurz nach dem wir uns verabschiedet haben, fällt mir etwas ein, was er mir gegen Ende des Interviews gesagt hat: „Ich trauere keiner der damaligen Gelegenheiten, Profi zu werden, nach, im Gegenteil: Ich bin glücklich in meinem Leben!“ Es gibt wohl mehrere Wege zum Glück; es scheint, Gregor Kapitza hat den seinen gefunden.

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