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Lebenswege beim 1. FC Köln: Gregor Kapitza – Vom Aschenplatz zur Nationalelf

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Gregor Kapitza, in dessen Leben Fußball eine große Rolle spielt – und der immer noch Verbindungen zum Geißbockheim hat.

Im Wembley-Stadion, Gregor Kapitza in der hinteren Reihe 6. von rechts Foto: privat

Zunächst aber stehen Vertragsverhandlungen an. Da Gregor Kapitza wie auch seine Eltern in diesen Dingen unerfahren sind, fragen sie Thomas Sobotzik, den Cousin des zukünftigen Kölners, um Rat. Dessen Berater, Dirk Schmitt, übernimmt die Gespräche mit dem FC und handelt einen Dreijahresvertrag aus, an dessen Ende der Verein eine einseitige Option auf einen einjährigen Profivertrag hat.

Kapitzas Eltern entschließen sich, mit ihren Kindern nach Köln zu ziehen, um ihrem Sohn den großen Schritt vom Odenwald in die Rheinmetropole zu erleichtern. Da genau zu dieser Zeit im Geißbockheim größere Umbauarbeiten anstehen, und der Verein zu diesem Zweck einen Hausmeister mit gutem technischen Verständnis sucht, wird auch Kapitzas Vater Angestellter des 1. FC Köln – und ist es bis zum heutigen Tag geblieben. „Im Gegensatz zu mir hat mein Vater einen unbefristeten Vertrag erhalten“, sagt der ehemalige Innenverteidiger lachend. „Nächstes Jahr hört er auf, weil er das Rentenalter erreicht hat.“

Kölns ehemaliger Nachwuchstrainer Frank Schaefer | Foto: Dennis Grombkowski/Bongarts/Getty Images

Kurz vor seinem Wechsel nach Köln wird Kapitza von der Nachricht überrascht, dass Frank Schaefer zu Bayer Leverkusen gewechselt ist und nicht mehr die A-Jugend des 1. FC Köln trainiert. „Das war natürlich ein Schock für mich, denn derjenige, der mich geholt hatte, war nun nicht mehr da“, erläutert Kapitza. Christoph John ist nun Trainer der U19, in der er unter anderem mit Markus Pröll, Dominique Ndjeng und Nermin Celikovic zusammenspielt.

Die Kölner Presse interessiert sich für ihn und vergleicht ihn mit den ebenfalls aus der Waldhof-Jugend stammenden Innenverteidigern Paul Steiner und Jürgen Kohler. „Irgendeine Zeitung brachte einen Artikel über mich mit der Schlagzeile: ‘Der neue Kohle’“, seufzt er. „Das war nicht hilfreich damals, zumal ich in keiner guten Phase des Clubs zum 1. FC Köln gekommen war.“

Aller Anfang ist schwer …

Das Bosman-Urteil von 1995 hat Ende der neunziger Jahre erhebliche Auswirkungen auf die Kadergestaltung der Profivereine, die nun ablösefreie ausländische Profis in nahezu unbegrenzter Zahl einsetzen dürfen und dabei in Gefahr geraten, den eigenen Nachwuchs zu vernachlässigen. Spieler wie Dorinel Munteanu, Toni Polster, Ion Vladoiu, Khodadad Azizi, Alexander Rychkov oder Goran Vucevic können jedoch nicht verhindern, dass es sportlich beim FC nicht läuft, zudem herrscht einige Unruhe im Verein.

Peter Neururer, der die Profis trainiert, wird Anfang Oktober 1997 durch Lorenz-Günther Kostner ersetzt. „Mit ihm schien es besser zu werden, denn er interessierte sich für talentierte Spieler in der A-Jugend und hatte dabei Nermin Celikovic, Jens Baumann und mich im Blick“,  sagt der frühere Waldhöfer. Die drei Jugendspieler nehmen ab dann auch einmal pro Woche am Training der zweiten Mannschaft teil. Im Februar signalisiert Köstner, dass er das Trio auch zum Training der Profis dazu holen wolle.

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„Wir hatten Karnevalssamstag noch ein Testspiel, bei dem ich mit dem gegnerischen Torwart zusammenprallte und mir das Schlüsselbein brach“, erinnert sich Kapitza. „Köstner tröstete mich und sagte mir, dass ich beim Profitraining dabei sein würde, wenn ich wieder gesund wäre.“ Als die Verletzung auskuriert ist, ist der FC zum ersten Male in seiner Vereinsgeschichte abgestiegen und Köstner nicht mehr da.

Vize-Europameister mit der U18

Während seiner Rekonvaleszenz kommen dem Innenverteidiger erste Zweifel, ob der Schritt zum FC richtig war. „Ich habe mit Reinhold Fanz, der mein Trainer in der Hessenauswahl war, telefoniert“, sagt er.“Fanz war inzwischen Trainer bei Hannover 96, damals in der Regionalliga Nord beheimatet. Er war dafür bekannt, junge Spieler zu fördern, und hatte Sebastian Kehl, Fabian Ernst und Gerald Asamoah zu den Leinestädtern geholt. Vielleicht wäre ein Wechsel dorthin für mich die Möglichkeit gewesen, schon als A-Jugendlicher auf Einsätze im Seniorenbereich zu kommen.“

Trotzdem war das ein großer Erfolg, immerhin waren wir Vize-Europameister geworden!

Kurz vor Ende der Saison ist Kapitza wieder fit und wird zum Nachsichtungslehrgang für die U18-Europamesterschaft in Zypern eingeladen. Tatsächlich ist er einer von zwei Spielern, die noch im letzten Moment den Sprung in den EM-Kader schaffen. „Unser Trainer war Rainer Bonhof, der durch seine sehr menschliche, ruhige und einfach entspannte Art einen sehr guten Draht zu uns Spielern hatte“, erinnert sich der Ex-FCler. „Wir hatten eine starke Mannschaft mit Spielern wie zum Beispiel Timo Hildebrand, Fabian Ernst, Sebastian Deisler, Christian Timm oder Sebastian Kehl und qualifizierten uns für das Finale gegen Irland, das wir im Elfmeterschießen 3:4 verloren. Trotzdem war das ein großer Erfolg, immerhin waren wir Vize-Europameister geworden!“

DFB-U18, Gregor Kapitza 7. v. links | Foto: privat

In der Saison 1998/99 rückt Kapitza zur zweiten Mannschaft des 1. FC Köln auf, die von Stephan Engels trainiert wird. Zu seinen Mannschaftskameraden zählen Alexander Voigt, Stephan Glaser und Markus Dworrak. Der ehemalige Waldhöfer kommt auf viele Einsätze und will den nächsten Schritt in seiner Laufbahn machen. „In der darauffolgenden Saison 1999/2000 lief mein Vertrag aus. Ich wollte mich noch mehr zeigen und beweisen, dass die hohen Erwartungen, die der Verein an meine Verpflichtung geknüpft hatte, vollauf berechtigt waren“, erinnert er sich. Trainiert wird die Mannschaft nun von Christoph John, seinem ehemaligen U19-Trainer.

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