Wenig später fährt Gregor Kapitza mit der Hessenauswahl nach Duisburg und gewinnt dort als Innenverteidiger mit dem Team den Länderpokal. Er spielt so gut, dass er zum Sichtungslehrgang für die Bildung der U15-Nationalmannschaft in die Sportschule Wedau eingeladen wird, bei dem aus den 40 besten Spieler des Turniers um den Länderpokal der 22er-Kader ausgewählt wird, der anschließend zwei Länderspiele gegen Frankreich bestreitet.
„Am Ende des Lehrgangs versammelten wir uns im Besprechungsraum in der obersten Etage der Sportschule, wo Nationaltrainer Erich Rutemöller die Namen der 22 Auserwählten bekanntgab. Ich war dabei!“, erinnert sich der frühere Innenverteidiger. „Ich habe meinen Vater angerufen und ihm gesagt, dass ich etwas länger bleibe, da ich noch zwei Länderspiele gegen Frankreich bestreiten müsste.“
Nach seiner Rückkehr kehrt recht bald wieder Normalität in das Leben des jungen Gregor ein, auch wenn seine Berufung in die U15-Nationalelf eine ganze Weile Gesprächsthema im heimischen Gammelsbach ist. Er gerät aber auch in den Fokus größerer Vereine als des FC Erbach und gibt schließlich dem Werben des SV Waldhof Mannheim nach, dem Heimatclub des früheren Bundestrainers Sepp Herberger.
4:2-Sieg gegen Englands Jugendauswahl
Als Teil der B1-Jugend des Vereins erlebt er in der Saison 1995/96 einen weiteren Höhepunkt seiner noch jungen Karriere: Er spielt mit der deutschen Jugendauswahl im legendären Wembley-Stadion gegen die Jugendnationalmannschaft Englands. „Am Tag vor dem Spiel besuchten wir das Stadion. Wir waren an Umkleidekabinen gewöhnt, die kaum größer als ein normales Zimmer waren“, erinnert sich Kapitza. „Hier aber stand den Spielern eine große Halle zur Verfügung mit einem riesigen Ermüdungsbecken und einem Whirlpool.“
Noch mehr beeindruckt sind die deutschen Nachwuchsspieler vom Rasen des Wembley-Stadions. „Wir standen auf dem Rasen, der aussah wie ein Wohnzimmerteppich und genauso eben war. Ich fragte mich, wie dort die Stollen meiner Fußballschuhe hineingehen sollten“, berichtet er. Interessantes und Wissenswertes über die gegnerische Mannschaft erfahren Erich Rutemöllers Schützlinge durch ein Programmheft des englischen Fußballverbands. Gregor Kapitzas Gegenspieler heißt Michael Owen.
„Er hatte zu dem Zeitpunkt schon 18 Länderspiele absolviert, in denen er 21 Tore erzielte“, erinnert er sich. „Da war jedem klar, dass er eine Rakete war.“ Ganz ausschalten kann Kapitza den späteren Spieler vom FC Liverpool, Real Madrid und Manchester United nicht, aber mehr als ein Tor gelingt Owen nicht. Die jungen Deutschen machen ein gutes Spiel und gewinnen vor 30.000 Zuschauern 4:2.
Deutscher A-Junioren-Vizemeister mit Waldhof
Wenig später erleidet der junge Waldhöfer einen Ermüdungsbruch im Wadenbein, der erst festgestellt wird, nachdem er bei einem Vorbereitungsspiel für die U16-Europameisterschaft gegen Griechenland mit starken Schmerzen ausgewechselt werden muss. Er wird gerade noch rechtzeitig fit, um als B-Jugendlicher mit der U19 von Waldhof Mannheim den süddeutschen Meistertitel zu erringen, der zur Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft berechtigt. „Roland Dickgießer war der Trainer der U19, die große Verletzungsprobleme hatte“, erzählt Kapitza. „Deswegen holte er mich dazu, und ich habe dann alle Spiele mitgemacht bis zum Finale.“
Dort trifft die Dickgießer-Elf im heimischen Stadion am Alsenweg auf die U19 von Borussia Dortmund. „Wir hatten keine Chance und verloren 0:2. Der BVB war damals gespickt mit tollen Spielern wie Christian Timm, Vladimir But, Klaus Voike und Dennis Vogt“, erläutert der ehemalige Waldhöfer. „Aber das Endspiel war natürlich eine tolle Erfahrung für uns. Überhaupt denke ich an die Zeit in Mannheim sehr gerne zurück, weil wir Erfolg hatten, aber gleichzeitig das Klima im Verein ungemein familiär war und ich mit Jürgen Heck, Peter Placzek und vor allem Roland Dickgießer ausgezeichnete Trainer hatte“.
Man merkte, dass er ein Fußballbesessener war, der ein besonderes Geschick hatte, junge Spieler zu begeistern.
Nur wenig später nimmt Kapitza mit der deutschen Jugendauswahl an der U16-Europameisterschaft in Österreich teil, wo das DFB-Team das Viertelfinale erreicht, dort aber nach einer 2:0-Führung noch mit 2:3 gegen Israel verliert und ausscheidet. Die guten Leistungen des schnellen und zweikampfstarken Innenverteidigers haben inzwischen auch das Interesse größerer Clubs geweckt. Frank Schaefer meldet sich bei ihm und versucht vergebens, ihn zu einem Wechsel zur A-Jugend des 1. FC Köln zu bewegen. „Ich ging damals in die 9. Klasse einer Gesamtschule und spürte, dass ich noch nicht bereit war, mein gewohntes Umfeld zu verlassen“, erinnert sich Kapitza.
Wechsel zum 1.FC Köln
Am Ende der Saison 1996/97 ist es dann aber soweit, Frank Schaefer gelingt es, dem jungen Waldhöfer die grundsätzliche Bereitschaft zu einem Wechsel in die Domstadt abzuringen. „Frank Schaefer besaß einen Optimismus und einen Enthusiasmus, der es mir unmöglich machte, Nein zu sagen“, erklärt Kapitza. „Man merkte, dass er ein Fußballbesessener war, der ein besonderes Geschick hatte, junge Spieler zu begeistern.“
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