Seifert hat mit der eben angesprochenen “gesunden Basis” bereits die 2017 beginnende Periode der “Vermarktung der nationalen Medienrechte” im Blick, die Erlöse in Höhe von 4,64 Milliarden Euro und damit neue wirtschaftliche Bestmarken bringen werden. Doch damit nicht genug: Mit dem im Herbst 2016 vereinbarten Austauschprogramm zwischen dem DFB, der DFL und dem chinesischen Fußball und dessen 400 bis 500 Millionen Euro (!) sollen weitere Einnahmen generiert werden. Seifert freut sich darauf, dass die Clubs und die DFL die Internationalisierung vorantreiben und das Produkt Bundesliga nun besser im Land der Mitte vermarkten können.
Internationale Vermarktung bringt ab 2017 neue Umsatzrekorde
Für DFL-Geschäftsführer Christian Seifert müsse die Bundesliga “ihre Stärken besser darstellen”, um das “große Wachstumspotenzial des internationalen Marktes” besser ausnutzen zu können. Im Wettbewerb mit den anderen großen europäischen Ligen sei man allerdings etwas im Hintertreffen, wie Seifert gegenüber dem Handelsblatt beschreibt: “Andere Ligen haben derzeit aber ziemlich gute Argumente: mehr starke Klubmarken, mehr internationale Titel oder glamouröse Weltstars wie Cristiano Ronaldo, Neymar oder Lionel Messi. Und das massiv unterstützt durch Social Media.”
“Es gibt Warnzeichen, aber bei weitem noch keinen Alarm.”
Bestes Beispiel dafür war die China-Reise des 1. FC Köln direkt nach dem Saisonende: Ein strapaziöser Vier-Tages-Trip nach Shenyang stand für den effzeh-Tross auf dem Programm, um dort ein Show-Training und ein Freundschaftsspiel zu absolvieren. Das Handelsblatt berichtet, dass Christian Seifert vor dem Gesprächstermin mit der Tageszeitung ein Video gezeigt habe, das “Manager des 1. FC Köln von einer China-Reise schickten”. “Kölle Alaaf” sollen die chinesischen Gastgeber bei einer gemeinsamen Festivität “vergnügt” gerufen haben. Für Seifert absolute Genugtuung, da er mit seinem Engagement für eine verstärkte Internationalisierung der Bundesliga nicht überall auf offene Ohren stieß.
Seit 2005 ist der mittlerweile 48-Jährige bei der DFL als Geschäftsführer tätig. Die wichtigsten Veränderungen seit dieser Zeit beschreibt er im Handelsblatt wie folgt: “Die Professionalisierung hat in vielen Bereichen erheblich zugenommen. Aber vor allem: Das mediale Umfeld hat sich enorm gewandelt. Noch immer wird ein Spiel nach 90 Minuten plus Nachspielzeit abgepfiffen. Doch es wird davor, danach und inzwischen nahezu rund um die Uhr auf allen Kanälen über Fußball berichtet.” Dass es dabei auch zu einer gewissen Übersättigung kommen könnte, will Seifert nicht leugnen – er sagt: “Es gibt Warnzeichen, aber bei weitem noch keinen Alarm.”
Foto: JOHANNES EISELE/AFP/Getty Images
Seifert sieht keine Anzeichen für ein Platzen der Blase
Dass die Blase irgendwann platzen könne, glaubt er dabei nicht – diese Bedenken habe es schon immer im Fußball gegeben, richtige Konsequenzen jedoch nie. “Alle relevanten Kennziffern und auch unsere Marktforschung bestätigen diese Sorgen nicht.” Auch die oftmals angesprochene Langeweile des Wettbewerbs scheint ihn nicht sonderlich zu beeindrucken: “Für die Fans in Deutschland ist die Bundesliga offensichtlich alles andere als langweilig. Sonst hätte zum Beispiel die „Sportschau“ in der abgelaufenen Saison ihren Marktanteil nicht noch einmal auf über 24 Prozent steigern können.”
“Erlösmaximierung ist ja generell nicht das Hauptziel der DFL.”
Ein wirtschaftlich denkender Mensch wie er hat im Zuge der Kommerzialisierung sowieso andere Dinge im Blick. Die jährlichen Umsatzrekorde der DFL kommentiert er im Handelsblatt: “Generell sind die Umsätze im Profisport weltweit erheblich gestiegen. Der Fußball profitiert davon überproportional, weil sich global Menschen für die Sportart Nummer eins begeistern. Aber Erlösmaximierung ist ja generell nicht das Hauptziel der DFL.”
Gewiss, es ist keine leichte Aufgabe, das Produkt Bundesliga zu vermarkten. Für viele Deutsche ist es zuerst ein Kulturgut und erst dann ein Unterhaltungsprodukt, das den Gesetzen des Marktes nach auch wirtschaftlich und profitorientiert genutzt werden kann. Dazu kann man sich Anregungen aus England holen, wo die Premier League unangefochten als wirtschaftlich stärkste Fußballliga der Welt Jahr für Jahr ebenfalls neue Rekorde bricht.
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