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Interviews

Ralf Friedrichs im Interview zur Zukunft des FC-Stammtisch Talks: “Ich will wieder unters Volk – da gehört das Format hin”

Vor drei Monaten hatte Ralf Friedrichs seinen “FC-Stammtisch Talk” nach Streitigkeiten um die 200. Ausgabe vorerst auf Eis gelegt. Wir sprechen mit dem Talk-Initiator über den aktuellen Stand und die Pläne für die Zukunft.

FC-Stammtisch Talk Löer Friedrichs Janßen Hauser
Foto: privat

Wie stehst du nun zur weiteren Zukunft des Talks?

Bezüglich der irreparablen Beschädigung des Formats, das sehe ich nun nicht mehr so. Wurde das Format beschädigt: Ja, sicher! Aber irreparabel: Nein! Mit der Zeit, die ich nun auch gebraucht habe, setzte sich mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass man deswegen nicht einfach die letzten elf Jahre aufgibt. Man darf ja nicht vergessen: Der Talk ist ja nicht nur eine FC-Gesprächsrunde, er ist ja auch eine Begegnungsstätte – und das nicht nur für die Teilnehmer der Talkrunde, sondern für die Fans. Es ist eben doch etwas anderes als ein Podcast, so sehr ich diese Sachen auch mag und da auch gerne als Gast da teilnehme.

“Der Talk ist ja nicht nur eine FC-Gesprächsrunde, er ist ja auch eine Begegnungsstätte – und das nicht nur für die Teilnehmer der Talkrunde, sondern für die Fans.”

Die physische Komponente eines Talkabends sozusagen. Sich vor Ort treffen, über den FC und den Alltag quatschen, ein wenig abschalten. So ungefähr?

Ja, genau. Beim „FC-Stammtisch Talk“ kommen Menschen zusammen, die alle gemeinsam die Leidenschaft 1. FC Köln vereint. Das sind ganz normale Fans, aber auch Vereinsangehörige und sogar ehemalige Spieler, die man unter den Zuschauern findet. Es wird sich ausgetauscht, Kontakte entstehen, Freundschaften werden geschlossen. Man glaubt gar nicht, wie viele Zusammenkünfte sich aus diesem kleinen Format all ergeben haben. Man nimmt ja auch teil am Leben der Gäste. Wenn ich zum Beispiel an unseren Haus- und Hof-Fotografen Dieter Voss denke, der so lange krank war – da hat fast die gesamte Stammtisch-Community mitgelitten und sich gefreut, als jetzt wieder die ersten Meldungen auf Facebook erfolgten, das es ihm zum Glück wieder besser geht.

FC-Stammtisch Talk Publikum

Foto: André Friedrichs

Es ist eben so, dass bei unserem Talk auch eine Menge „kölsches Jeföhl“ mitschwingt, was selbst am Monitor herüberkommt. Ich darf da mal aus einer von vielen Emails zitieren, die mich nach meinen Rücktrittsgedanken von FC-Fans aus Bayern erreicht hat: „Wir schauen immer zusammen mit lieben Freunden, natürlich Bayern-Fans, euren Stammtisch. Die sind regelrecht neidisch, dass es sowas bei denen nicht gibt und meinen nun auch, dass man das unbedingt erhalten müsse. Also Ralf, mach bitte weiter. Das zieht mehr Kreise, als du vielleicht denkst“.

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Wenn man solchen Zuspruch liest und hört – dann kann man doch eigentlich gar nicht aufhören, oder?

Das habe ich mich auch gefragt, zumal das der allgemeine Tenor war. Ich werde also zumindest versuchen, das Format langfristig zu erhalten, was natürlich die Corona-Krise nicht erleichtert hat. Erst einmal muss die Saison zu Ende geführt werden, also rein fußballtechnisch, was ja dann wieder ein eigenes Thema für sich ist. Aber eben auch von der Stammtisch-Seite aus. Da bin ich nun abhängig davon, wie es wann weitergeht und ob man in absehbarer Zeit noch einmal in eine Gaststätte damit kann. Denn eines ist klar: Auf lange Sicht will ich wieder ins Brauhaus, wieder unter Menschen. Mir ist nun noch klarer als zuvor geworden, wie wertvoll das alles ist. Ob privat oder mit dem Stammtisch-Format – ich will wieder unters Volk. Da gehöre ich hin und da gehört auch das Format hin.

Wenn du sagst, du willst „versuchen“, das Format aufrecht zu erhalten, dann könnte man daraus verstehen, dass es schwierig wird?

Nun ja, wie für viele andere auch, muss auch ich sehen, dass es irgendwie weitergeht. Offiziell systemrelevant ist die Arbeit als „Stammtisch’ler“ nun nicht gerade und es fällt zur Zeit halt einiges an Einnahmen weg. Ich versuche das zu kompensieren, indem ich einige Produkte rund um den Stammtisch auf meiner Website anbiete. Das konnte man ja damals beim Crowdfunding für diese Saison nicht einkalkulieren und so muss es auf dem Wege gehen, um die Folgen abzumildern. Mir ist ja klar, dass im Moment viele auf diese Art und Weise um Unterstützung bitten und ich muss es leider auch tun. Wer also mag, darf gerne da mitmachen. Ich verstehe aber auch jeden, der es eben zur Zeit nicht kann.

Zusehen, dass es irgendwie weitergeht, muss auch der 1. FC Köln, den – wie die ganze Bundesliga – die Corona-Krise ziemlich getroffen hat. Wie viele Sorgen machst du dir auch um den Verein?

Natürlich geht mir nach meiner Sorge um Familie und Privates auch mein Verein nicht aus dem Sinn. Ich denke aber, dass der FC es überstehen wird. Aktuell geht es ja in Richtung Geisterspiele ab Mitte Mai, was ja Einnahmen sichern würde. Ob ich mir das als Fan wünsche, ist eine andere Frage. In der Sache bin ich ziemlich zwiegespalten, denn man könnte ja die Corona-Krise dazu nutzen, sich grundsätzlich über das Businessmodell Profifussball Gedanken zu machen und Änderungen anzustoßen. Aber da ich da keinen Einfluss habe und auch noch nicht weiß, wie es überhaupt in dieser Sache weitergeht, warte ich zunächst die weitere Entwicklung ab und hoffe, dass wir bald schrittweise in eine Art Normalität zurückkehren können.

“Sollte es ab Mitte Mai tatsächlich weiter gehen, dann starte ich sicher aus meinem kleinen Studio etwas in der Richtung, entweder mit Gästen vor Ort auf Abstand oder via Telefon oder Skype.”

Zum guten Schluss: Wirst du bald wieder aktiv einen Talk anbieten, wenn auch von zuhause aus?

Ja, auch wenn ich noch nicht weiß, wann ich das mache. Sollte es ab Mitte Mai tatsächlich weiter gehen, dann starte ich sicher aus meinem kleinen Studio etwas in der Richtung, entweder mit Gästen vor Ort auf Abstand oder via Telefon oder Skype. Es geht weiter und ihr werdet es hier zuerst erfahren, wenn das feststeht.

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