Die wichtigen, richtungsweisenden Personalentscheidungen beim 1. FC Köln sind am Montag endlich gefallen. Horst Heldt wird neuer Sportchef der „Geißböcke“, Markus Gisdol ist der neue Trainer des Vereins. Wie passend, dass am selben Tag auch der FC-Stammtisch Talk im „Brauhaus Stüsser“ die nächste Ausgabe an den Start brachte.
Wie es der Zufall wollte, begrüßte Gastgeber und Moderator Ralf Friedrichs neben Christian Löer (Sportchef des Kölner Stadt-Anzeigers) und Frank Hauser (100 % FC – Dein Verein) mit dem ehemaligen FC-Profi Olaf Janßen auch jemanden, der als Bruno Labbadias Co-Trainer den Prozess aus der Perspektive des umworbenen Trainers miterlebt hat. Schließlich hatte der effzeh zunächst eben jenen Labbadia als Wunschtrainer auserkoren.
Janßen: “Viele Dinge sind beim 1. FC Köln ins Wanken geraten”
„Die Anfrage wurde hochprofessionell und sehr fundiert durchgeführt. Man hat Bruno die Entscheidung mit der Art und Weise auch sehr, sehr schwer gemacht. Das kann der 1. FC Köln als Kompliment auffassen. Ich habe das Gefühl, das da Leute hinter stehen, die sich viele Gedanken gemacht haben, auch was die Zukunft des Vereins betrifft, wie man sich aufstellen will. Das kam bei Bruno sehr gut an“, erklärte Janßen auf die Kölner Anfrage angesprochen.
Letztlich kam es nach Labbadias Absage zur Verpflichtung von Markus Gisdol, dessen taktische Ausrichtung die Runde kontrovers diskutierte. Passt doch die befürwortete Spielweise des neuen Coaches nicht so recht zu den zuvor angesprochenen Trainerkandidaten Labbadia und Dardai passen. Janßen verwies aber auf andere Aspekte: „Das Entscheidende ist, dass nun ein Trainer da ist, der Krisenmanagement beherrscht. Viele Dinge sind ins Wanken geraten, sei es Selbstvertrauen, die Art und Weise, wie man spielt, sei es innerhalb der Mannschaft, in der das ‘Wir’-Gefühl nicht da zu sein scheint“, betonte der einstige Coach von Viktoria Köln.
“Es ist jetzt gefragt, die Mannschaft aufzubauen und ihr Stabilität zu geben. Der Trainer muss das alles verkörpern.”
„Es ist jetzt gefragt, die Mannschaft aufzubauen und ihr Stabilität zu geben. Der Trainer muss das alles verkörpern. Deswegen ist die Wahl eines erfahrenen Trainers – der das alles schon erlebt hat, der auch weiß, welche Entscheidungen er in welcher Phase getroffen hat und die Wirkung daraus kennt – eine gute Entscheidung“, so Janßen, bevor die Debatte im „Brauhaus Stüsser“ Kurs auf die Fülle an anderen Themen nahm, die sich neben den neuen Personalentscheidungen beim 1. FC Köln in der jüngsten Vergangenheit schier aufgetürmt hatte.
Diskussion über die Vereinsgremien auch an diesem Abend
Das ständige Zusammenbrechen der Mannschaft, der anscheinend immer noch nicht aufgearbeitete Abstieg und die Formkrisen einzelner Spieler waren natürlich auch Teil des launigen Gesprächs. Ebenso wurde auch Armin Veh ein zwiegespaltenes Zeugnis ausgestellt, schließlich stand der Sportchef, der den FC kürzlich Hals über Kopf verließ, lange Zeit in der Verantwortung und hatte seinen Anteil an positiven, aber auch an weniger guten Entwicklungen. Die Diskussion rund um die Vereinsgremien, die zwischenzeitlich bei Medien und Fans aufkam, wurde ebenso besprochen.
Natürlich kam auch die Personalie Horst Heldt intensiv zur Sprache. FC-Fan Frank Hauser von der Mitgliederinitiative „100 % FC – Dein Verein“ hätte sich lieber jemanden gewünscht, „der auch mit kleinem Geld etwas erreicht und das hat Horst Heldt lange nicht mehr machen müssen.“ Auf der anderen Seite sieht er „den FC so tief im Loch, dass für Experimente kein Platz mehr ist. Anfang und Beierlorzer waren Experimente, jetzt aber wollten die Gremien wohl auf jemanden setzen, der Erfahrung mitbringt.“
“Der 1. FC Köln ist so tief im Loch, dass für Experimente kein Platz mehr ist.”
Dennoch zeigt sich der FC-Fan aus den genannten finanziellen Aspekten, aber auch weil Heldt offenbar von Kölns Finanzgeschäftsführer Alexander Wehrle durchgesetzt wurde, was sich nach seiner Meinung nicht immer bewährt hätte, nicht ganz glücklich mit der Entscheidung. „Doch nach zweimaligen Durchatmen will ich ihm die Chance geben und hoffe, dass er das bewältigen kann“ zeigte sich Hauser auch versöhnlich.
Ist Horst Heldt der richtige Mann?
Olaf Janßen sah es anders, er verwies zunächst einmal, das es beim 1. FC Köln Leute gibt, die nach 25 Jahren den ewigen Kreislauf der Auf- und Abstiege beenden und einen neuen Kurs fahren wollen. Heldt ist in seinen Augen dafür der richtige Mann. “Horst ist jemand, der authentisch ist, der im Umgang mit seinen Mitarbeitern herausragende Qualitäten hat, der hier um die Ecke geboren ist und für den Verein gespielt hat. Er könnte mit seiner Erfahrung derjenige sein, der den neuen Weg verkörpert.“
Auch Christian Löer verwies auf die Titel-Erfolge Heldts in Schalke und Stuttgart, verweis aber auch die vielen Kaderbewegungen in Schalke, was seinen enormen Fleiß zeige. „Er ist einer, der die Bundesliga und das Geschäft kennt, der dazu den Verein kennt sowie ‘heiß’ und dazu noch vergleichsweise jung ist. Ich traue ihm das also hier zu.“ Löer betonte aber auch, dass in den Gremien vermutlich dennoch Vorbehalte zu finden sind, die relativ kurze Vertragsdauer spräche dafür.
“Horst ist jemand, der authentisch ist, der im Umgang mit seinen Mitarbeitern herausragende Qualitäten hat.”
Natürlich wurden in über 80 Minuten im proppevollen „Brauhaus Stüsser“ noch viele weitere Themen angerissen, gerade an diesem – aus FC-Sicht – besonderen Tag wurde ohne Spieltagsaktualität auch tiefer in Themen eingetaucht, für die sonst weniger Zeit ist. Ein jeder mag sich ein eigenes Urteil darüber bilden. Am 9. Dezember findet nun der nächste „FC-Stammtisch Talk“, wieder um 20 Uhr im Brauhaus Stüsser statt. Anmelden für die dann 199. Ausgabe kann man sich nun bereits auf der Website des FC-Stammtisch Talks.