Bevor der 1. FC Köln am Mittwoch ins Trainingslager nach Mallorca aufbricht, wird sich Markus Anfang mit seinen Trainerkollegen aus der U19 und U21 darauf einigen, welche Spieler aus dem Jugendbereich die Reise auf die Urlaubsinsel mit antreten dürfen. Anlässlich des Trainingsauftakts betonte der Fußballlehrer, dass er gerne 24 Feldspieler mitnehmen würde, um in Kleingruppen arbeiten zu können. Neben den verfügbaren Torhütern also ein relativ großer Tross an Spielern, mit dem der effzeh für acht Tage intensiv arbeiten wird. Mit dabei sein wird auch wieder Lasse Sobiech, nachdem sich der Innenverteidiger im vergangenen Jahr den Zeh gebrochen hatte und deswegen ausgefallen war. Am Sonntag trainierte der ehemalige Paulianer erstmals wieder mit der Mannschaft.
Danach gab er auf der offiziellen Homepage des 1. FC Köln seinen Plan für die nahe Zukunft aus: “Die ersten Tage geht es für mich wieder darum, wieder reinzufinden, Kraft zu bekommen und ans Spielen zu kommen. Danach möchte ich mich wieder in die Mannschaft zu spielen. Deshalb kommen mir die vielen Trainingseinheiten sehr gelegen.” Dass in der Zwischenzeit Jorge Meré zum Abwehrchef mutierte und gar eine Umstellung auf drei Innenverteidiger stattfand, hat Sobiech natürlich beobachtet – in Bezug auf seine Chancen auf Startelfeinsätze sagte der 1,96m große Abwehrspieler: “Ich denke, es ist ähnlich wie im Sommer in der Vorbereitung vor der Saison. Da hatten wir eine große Konkurrenzsituation und haben sie jetzt wieder. Ich will spielen, das ist klar. Dass es nicht total einfach wird, ist mir aber bewusst.”
Vier Jugendspieler auf Mallorca dabei?
Neben den ehemals Langzeitverletzten Clemens und eben Sobiech dürfen sich auch mehrere Jugendspieler Hoffnungen machen, am Training der Profis teilnehmen zu dürfen. Beim Trainingsauftakt sagte Markus Anfang: “Wir werden den ein oder anderen jungen Spieler mit ins Trainingslager nehmen. Wir haben das heute mit Ruthe besprochen und wir werden auch mit einigen Spielern sprechen.”
Voraussichtlich werden dies Katterbach, Ostrak, Churlinov und Nartey sein – jeder einzelne von ihnen hat allerdings eine andere Vorgeschichte. Noah Katterbach, Linksverteidiger und 17 Jahre alt (Jahrgang 2001), rückte bereits vor der Winterpause in den effzeh-Kader, weil sich aufgrund der Verletzung von Jonas Hector ein Engpass auf der linken Seite ergeben hatte. Es erscheint derzeit durchaus wahrscheinlich, dass Katterbach aufgrund seiner Fähigkeiten und seines Positionsprofils durchaus auch für die Rückrunde einen Kaderplatz bei den Profis haben dürfte. Zuletzt wurde sein Potenzial sowohl von DFB (Gewinner der Fritz-Walter-Medaille) als auch von “The Guardian” honoriert – das englische Medium nannte ihn auf seiner Liste der interessantesten Fußballer des Jahrgangs 2001.
Ein wenig anders sieht es bei den beiden Offensivspielern Tomas Ostrak (18, Jahrgang 2000) und Darko Churlinov (ebenfalls Jahrgang 2000) aus, die zu den wichtigsten Stützen in der U19 zählen. Aktuell liegt die Mannschaft von Trainer Ruthenbeck auf Rang drei in der Bundesliga West mit besten Chancen auf Rang eins und damit die Endrunde der deutschen Meisterschaft – Mitbewerber sind Dortmund und Schalke, die aber nur zwei bzw. einen Punkt entfernt sind. Ostrak und Churlinov gehören zum offensiven Stammpersonal und erzielten zusammen bis dato 14 Tore. Der mazedonische U-Nationalspieler Churlinov, der bereits 2017 für sein Heimatland auch in der A-Nationalmannschaft debütierte, ist mit elf Treffern gar zweitbester Torschütze der Liga. Ostrak, seines Zeichens tschechischer Nationalspieler, bekommt möglicherweise einen Kaderplatz, weil Koziello nach wie vor verletzt fehlt. Er dürfte sich dementsprechend genauso im Profitraining beweisen und seine Qualitäten zeigen.
Bisseck und Nartey: Lang dabei, immer noch jung
Zwei weitere Nachwuchskräfte des 1. FC Köln sind schon ein wenig länger im Umfeld der Profis bekannt: Yann-Aurel Bisseck gab im zarten Alter von 16 Jahren im vergangenen Jahr sein Debüt in der Bundesliga und kam seitdem sowohl in der U19 als auch in der U21 zum Einsatz. Die Mannschaft vom neuen alten Trainer André Pawlak kämpft bekanntlich in der Regionalliga West um den Klassenerhalt und hat dabei derzeit sechs Punkte Rückstand. Zuletzt verlief Bissecks Entwicklung dort gut, im Kampf gegen erfahrene und vor allem körperlich präsente Gegenspieler kann er sich die notwendige Erfahrung holen, um langfristig um einen Kaderplatz bei den Profis zu kämpfen. Im Trainingslager wird er allerdings nicht dabei sein, sondern bei der U21 bleiben und dort trainieren.
Schon unter Peter Stöger war auch Nikolas Nartey ein Teilnehmer von Vorbereitungsphasen auf eine Halbserie. Bereits seit zwei Jahren ist der Däne nun in Köln und immer noch für die U19 spielberechtigt, zumindest theoretisch. Doch der Mittelfeldspieler ist schon so lange dabei, dass man glauben könnte, er wäre schon älter – seine Ausbildung zum Fußballprofi ist aber immer noch nicht abgeschlossen. Zuletzt hatte der U-Nationalspieler Dänemarks allerdings von August bis November mit einer Fuß-Verletzung pausieren müssen. Aktuell mischt er allerdings fleißig im Training der Profis mit und wird sich auch auf Mallorca Markus Anfang präsentieren können.
Langfristiges Ziel: Ein Kaderplatz bei den Profis
Sowohl Quantität als auch Qualität der Spieler aus den Jahrgängen 2000 und 2001 lassen dementsprechend für die Zukunft hoffen – auch wenn von keinem der fünf Wunderdinge erwartet werden dürfen. Alle sind noch nicht am Ende ihrer Entwicklung angelangt und es wäre unfair, sie mit überbordendem Druck zu versehen. Ihre Entwicklungswege sind alle unterschiedlich, was auch mit ihren Einsatzzeiten in den beiden Mannschaften zusammenhängt – während Bisseck und Nartey im Erwachsenenfußball Verantwortung übernehmen müssen und zumindest theoretisch den Druck spüren, die Klasse halten zu müssen, dürfen sich Katterbach, Ostrak und Churlinov auf eine aufregende Rückrunde in der U19 freuen. Zwar herrscht da natürlich auch ein gewisser Druck, es geht allerdings eher um ein Positiverlebnis – die mögliche Meisterschaft.
Dass nun wahrscheinlich Katterbach, Ostrak, Churlinov und Nartey mit ins Trainingslager der Profis reisen dürfen, ist eine gute Wertschätzung ihrer Entwicklung und ein wertvolles Zeichen für Jugendspieler des 1. FC Köln. Für ihre Ausbildung dient ein intensives Trainingslager quasi als Fortbildung, um darauf aufbauend weiterzuarbeiten – und sich langfristig einen Kaderplatz bei den Profis zu sichern.