Der Juli stand im Zeichen der Saisonvorbereitung. Armin Veh kam während der Vorbereitungsspiele auf die Idee, dass es dem Kader an offensiver Durchschlagskraft fehlt, nachdem zuvor die Abgänge Yuya Osakos und Leo Bittencourts mit Louis Schaub kompensiert werden sollten. Das reicht nicht, dachte sich der Sportchef – und schloss am 20.Juli einen der fantasielosesten Transfers der jüngeren Vereinsgeschichte ab: Dominick Drexler kam in die Domstadt. Für 4,5 Millionen Euro Ablöse aus Midtjylland. Dort absolvierte er nur die Vorbereitung, denn die Dänen hatten ihn zuvor für 2,5 Millionen von Holstein Kiel verpflichtet. Weshalb man Drexler nicht holte, als er noch nicht bei Midtjylland unter Vertrag stand, ist nicht überliefert. Es ist ja auch egal, denn trotz des kräftigen Preisaufschlags war die Kaderplanung mit dem Transfer des 28-jährigen nun abgeschlossen und die Offensive deutlich verstärkt.
Was gab es sonst noch im Juli? Ach ja, die Saisoneröffnung. Unter gewaltigem Applaus von rund 50.000 Fans verkündete Präsident Werner Spinner, der Verein sei top aufgestellt, aber in der falschen Liga. Er, Spinner, gehe davon aus, dass man das schnell reparieren und aufsteigen werde. So weit, so nüchtern, so realistisch. Dass es auch anders geht, bewies später sein Vize Toni Schumacher: „Mit den Verantwortlichen vom HSV habe ich besprochen, dass wir uns gegenseitig alle anderen vom Hals halten!“ entfuhr es ihm. Und so war’s recht, denn ohne elitäre Arroganz würde man den 1.FC Köln schließlich weder sach- noch zeitgemäß repräsentieren. Wie dieses aufgeplusterte Gehabe bei der Mannschaft ankam, verriet direkt danach Timo Horn: „Da hat der Vorstand einen rausgehauen! Da haben sie direkt mal Druck aufgebaut. Aber natürlich wollen wir dem gerecht werden.“
Der August: Ein ordentlicher Saisonstart und viele Kandidaten für den Mitgliederrat
Und den Ergebnissen nach zu urteilen wurden sie es auch: Mit einem holprigen 2:0 in Bochum, einem umkämpften 1:1 gegen Union Berlin und einem 3:1 gegen Aue stand die Mannschaft punkt- und torgleich mit den Eisernen aus der Hauptstadt auf dem ersten Tabellenplatz. Mit seinem Hattrick gegen Aue stellte Simon Terodde zudem die Weichen für eine überragende Hinrunde und zahlreiche Rekorde, die er noch brechen würde. Viel wurde zu dieser Zeit über den Prozess geredet, den es brauchen würde, damit die Mannschaft Markus Anfangs System verinnerlicht hätte. Klar war aber schon nach drei Spielen (und eigentlich auch schon vor Saisonbeginn): Der effzeh hat den besten Kader der Liga, jedenfalls bezüglich der Qualität der Einzelspieler. Ob der Kader so clever zusammengestellt wurde, ist eine andere Frage, die aber nicht die Aufstiegstauglichkeit in Zweifel zieht.
Auf vereinspolitischer Ebene warf vor allem die Mitgliederversammlung ihre Schatten voraus. Für die dort anstehende Wahl des Mitgliederrats stellten sich, so wurde verkündet, satte 41 Leute zur Wahl. Darunter alle bisherigen Mitgliederräte, diverse ehrenamtlich Aktive (alternativ: Brötchenschmierer) und Leute aus der Lokalpolitik, die zuvor noch nie mit dem effzeh in einem Atemzug genannt wurden. Und sonst? Nach dem Spiel gegen Berlin wurde ein Fanbus der Gäste angegriffen. Von vermummten Fans des 1.FC Köln, deren Wertmaßstäbe offenkundig etwas zurechtgerückt werden müssen. Dieser Vorfall sollte die Öffentlichkeit und alle Verantwortlichen noch lange beschäftigen und mehrfach erwähnt werden. Ein Fan stand vor Gericht, weil er Dietmar Hopp ein paar Monate zuvor beleidigt hat. Der „Kölsche Klüngel“ empfahl, künftig die Stadionverbotskommission zu boykottieren, da dort Interna an andere Stellen weitergegeben wurden. Ach ja, und der effzeh benannte die Südkurve nach dem 2017 verstorbenen Hans Schäfer. Natürlich ohne diejenigen mit einzubeziehen, die auf selbiger stehen und die Mannschaft unterstützen. Eröffnet wurde die “Hans-Schäfer-Südkurve” dann bei einem eitären Sektempfang.
Der September: Spitzenreiter, Terodde und Wahlkampf um den Mitgliederrat
Aus sportlicher Sicht ist der September schnell abgehandelt: Fünf Spiele, vier Siege, 21:12 Tore, davon 12 durch Simon Terodde. Der Mittelstürmer erzielte im September sein 101. Zweitligator und stellte den Rekord für die meisten Tore in aufeinanderfolgenden effzeh-Spielen ein. Der negative Höhepunkt war das 3:5 gegen Paderborn, bei dem der effzeh defensiv dilettantisch und lasch agierte. Anschließend nahm Markus Anfang Korrekturen vor, die sich bezahlt machen sollten: In den folgenden zehn Spielen kassierte der effzeh „nur noch“ zehn Gegentore, nachdem es zuvor zwölf in acht Partien gewesen sind. Der beste Scorer des effzeh nach dem überragenden Terodde war zu diesem Zeitpunkt übrigens Christian Clemens mit zwei Toren und vier Vorlagen. Seine Rückkehr im neuen Kalenderjahr dürfte Markus Anfang dementsprechend freuen.
Dominant war jedoch vor allem die Vorbereitung auf die Mitgliederversammlung. Zum Wahlkampfauftakt und zur Themensetzung blies das Vorstandstrio um effzeh-Präsident Werner Spinner bei einem Mitgliederstammtisch zu Beginn des Monats. Dort verkündete Spinner zwei Dinge: Markus Anfang sei der „König von Köln“ (eine Bemerkung, die er öffentlich seitdem nie wiederholte) und Jörg Schmadtke, dieser streitlustige Schweiger (das sagte Spinner nicht), sei gar nicht nicht entlassen worden, wie nun rund ein Jahr lang behauptet wurde, sondern natürlich doch entlassen worden (das sagte Spinner). Im Fußball habe man, so Spinner, anders als in der Wirtschaft keine Wahl bei seinem Personal, da bliebe nur die Entlassung als Konsequenz aus Fehlverhalten. Seine Vorstandskumpanen Ritterbach und Schumacher äußerten sich weniger gehaltvoll: Der Verleger brüllte meist gegen Gewalt bei Fans an, auf die er bei der Veranstaltung gar nicht traf; der Ex-Torwart drückte hingegen nur ein paar Sprüche und beantwortete die unzutreffende Anmerkung eines Mitglieds zu Jörg Schmadtke und Ulli Krieger keck mit der Frage: „Warst du dabei?“. Themen gesetzt, Leute umgarnt, Abend beendet.
Die Kandidierenden für den Mitgliederrat sahen sich ebenfalls dem vollem Wahlkampfprogramm ausgesetzt: Sie konnten nicht nur Fragen von effzeh.com beantworten, sondern auch an einem Speed-Dating teilnehmen, bei dem sie Mitgliedern ihre Standpunkte zu deren Herzensanliegen erläutern konnten. Die meisten machten von beidem Gebrauch (vielen Dank für ersteres an dieser Stelle noch einmal!). Unfreiwillige Aufmerksamkeit wurde Ende September dann dem Mitgliederratsvorsitzenden Stefan Müller-Römer zuteil, der von Armin Veh vor versammelter Journalistenmannschaft mit „der mit dem Doppelnamen, der ist unerträglich“ beschrieben wurde. Auch grundsätzlich säßen in diesem Gremium, so Veh, „Vollamateure“. Öffentliche Entschuldigungen gab es dafür bis heute nicht. Obwohl Veh die Sache immerhin klären konnte. Der Rest der Vereins- und Klubführung schweigt dazu bis heute. Die Quittung für ihr Verhalten sollten ihnen die Mitglieder im Oktober aussprechen. Aber das ist eine Geschichte, die morgen erzählt wird.