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Die Levparade

Ein Rückblick auf das Auswärtsspiel in Leverkusen – und auf das, was hätte passieren können, aber glücklicherweise nicht passiert ist.

© effzeh.com
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Für mich ist jedes Spiel ein Auswärtsspiel. Gut, seit dieser Saison nicht mehr. Weil der effzeh einmal im Jahr nach Hannover kommt. Das ist dann für mich ein Heimspiel – quasi. Inzwischen sind wir also – Döp Dö Dö Döp – wieder in der Ersten Bundesliga und halten uns mehr als passabel auf Platz 11. Wer weiß, vielleicht gelingt uns heute ja sogar eine Überraschung? Hier, beim “Nicht-Derby”. Auf dem Parkplatz von Köln.

Bei effzeh.com hatte ich gelesen, dass ich bis zum Gästeparkplatz hinter dem Audizentrum fahren sollte. Dass von dort aus kostenfreie Pendelbusse zum Stadion fahren würden. Zum Stadion? Das ist relativ. Pendelbusse fahren sehr wohl, halten aber am Bahnhof Leverkusen-Mitte. Das bedeutet: Zwei Kilometer Fussweg zur BayArena!

Aufgrund der Einstufung zum “Hochsicherheits-Spiel” kommt es zu einer konsequenten Fan-Trennung. Zentrale Straßen rund um das Stadion sind gesperrt, alle FC-Fans kanalisiert. Vom Bahnhof Mitte, entlang des Busbahnhofs, unter einer Brücke durch eine Art Tunnel, an den Bahnschienen vorbei, über einen langen Fussweg entlang eines kleinen Flusses – eskortiert von Hundertschaften der Polizei. Dann bin ich am und (wenig später) im Stadion.

Das Spiel ist schnell erzählt:
Foul von Leno im Strafraum. (Nur) die Gelbe Karte für den Keeper.
Elfmeter. 0:1 für den effzeh!
Klares Foul von Leno im Strafraum. Rote Karte für den Keeper!!!
Elfmeter – 0:2 für den effzeh!!!
Nein! Keine Karte.
Kein Elfmeter. Nichts. 5:1 für die Werkself. Abpfiff.
Eine unglückliche 1:5-Niederlage? In der Tat – ich war dabei. Es ist 17 Uhr 17.

Die Ordner treiben uns Gästefans schnell aus der Arena, den gleichen Weg zurück. Entlang des kleinen Flusses. Überall steht Polizei – Hochsicherheit. Am Rande der Bahnschienen kommt es zu Stockungen. Durchsagen via Megaphon fordern auf weiterzugehen. Nicht den Rasen zu betreten. Nicht auf die Bahngleise zu gehen. Nicht durch die Büsche zu kriechen. Immer weiter zu gehen auf dem Weg.

Neben mir Menschen, die zum Bus wollen. Zur Bahn. Zum Auto. Alle auf diesem viel zu kleinen Weg. Vorne fordert der Polizeisprecher zu Geduld auf, da sich die Ankunft der Bahn verzögert. Von hinten kommen weitere Fans – sie sollen ja weitergehen. Sagt die Polizei. Der Polizeisprecher bittet derweil um Ruhe. Von hinten kommen weitere Fans. Einige skandieren: “All Cops Are Bastards! A.C.A.B.”. Der Polizeisprecher fordert die Kölner zu Geduld auf. Das Spiel ist seit eineinhalb Stunden zuende.

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Offenbar haben einige Fans die Polizeikette durchbrochen und werfen ein Dixie-Klo um. Vom Bahngleis stürmen Dutzende Polizisten herunter, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. Von hinten kommen weitere Fans. Aufgrund eines Defektes an der Bahn verzögert sich der Entlastungszug, sagt der Polizeisprecher. Von hinten kommen weitere Fans. Seit zwei Stunden rollt kein Ball mehr.

Die Polizeikette reißt nun endgültig und die FC-Fans bewegen sich unkoordiniert nach vorne. In den Tunnel. Auf der anderen Seite des Tunnels geht es zu den Bussen. In der Mitte des Tunnels führt eine Treppe rauf zum Bahnsteig. Die Massen bewegen sich, ein junger Fan stürzt. Er verschwindet.

Einige Polizisten fühlen sich offenbar provoziert und setzen am Tunneleingang Tränengas ein. Der Druck von hinten ist nun unvorstellbar. “Habt ihr denn aus Duisburg nichts gelernt?”, ruft einer, als ich grad die Gewalt über meine Füsse verliere. Die panischen Schreie übertönen alles Weitere.

“Dort links ist die Treppe. Wie damals in Duisburg.”, denke ich, als meine erste Rippe bricht. Ein Springerstiefel stützt sich auf meinem Brustkorb ab.
In meinem Kopf summt diese Melodie. Es ist eine Techno-Hymne. Moment! Ich erkenne sie. Hooligan. Da Hool. “Meet Her At The … Lev Parade.”
Ich lächele wegen der Ironie. Die Partie ist seit mehr als zweieinhalb Stunden zuende.
Es ist 19 Uhr 48. Abpfiff – meine Augen schließen sich für immer.

 

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