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Die gefühlteste Niederlage

Am Freitagabend trafen die beiden „Serientäter“ der noch jungen Bundesligasaison aufeinander um eine der beiden Serien zu beenden. Wie immer kam alles anders als gedacht und am Ende steht ein, für den effzeh, sehr unbefriedigendes Unentschieden auf der Anzeigetafel.

Foto: Dirk Unschuld
Foto: Dirk Unschuld

Foto: Dirk Unschuld

Am Freitagabend trafen die beiden „Serientäter“ der noch jungen Bundesligasaison aufeinander um eine der beiden Serien zu beenden. Wie immer kam alles anders als gedacht und am Ende steht ein, für den effzeh, sehr unbefriedigendes Unentschieden auf der Anzeigetafel.

Freitagabend, lauer Frühherbst, Flutlicht. Die Zutaten stimmten also, als gestern der FC Ingolstadt zu Gast in Müngersdorf war. Die Schanzer kamen mit der breiten Brust eines Überraschungsteams, da sie bisher alle ihre drei Spiele auf Gegners Platz mit 1-0 für sich entscheiden konnten. Dementsprechend war Peter Stöger in jedem Interview vor dem Spiel bemüht, vor dem starken Umschaltspiel und der Gefährlichkeit bei Standards zu warnen. Dass er damit nicht ganz unrecht hatte, war gestern schön zu erkennen. Aber der Reihe nach

Der Trainer reagiert

Schon nach dem unglückseligen Spiel bei der Hertha aus Berlin war klar, dass Yannick Gerhardt für den verletzten Vogt auflaufen würde. Der Nachwuchsspieler zeigte zuletzt eine aufsteigende Form und erhielt so den Vorzug vor Milos Jojic. Dennoch konnte Stögers Pitter mit einer Überraschung aufwarten, indem er im Vergleich zu Berlin, Simon Zoller für den formschwachen Pawel Olkowski brachte. Dadurch rutschte Marcel Risse auf die Rechtsverteidiger-Position – eine taktische Variante, die sonst immer dann gewählt wurde, wenn Stöger ein bisschen Offensive in das Spiel bringen wollte. „Wir wollen in unserem System, dass die Außenverteidiger sehr hoch stehen und die Angriffe mit initiieren“, erklärte Peter Stöger vor der Partie dem Sky-Moderator. Ein Konzept, das voll aufgehen sollte.

Alles kommt anders als man denkt

Der FC Ingolstadt hat seine Punkte vor Allem auf fremdem Platz und dort mit einer beinharten Defensive rausgeholt. Dreimal 1-0 und eine perfekte Punkteausbeute – 9/9. Dementsprechend rechnete ganz Müngersdorf mit einem langweiligen Spiel, in dem der effzeh im Stile des FC Bayern rund um den 16er spielen würde. So kam es aber nicht. Ingolstadt spielte in den ersten 15 Minuten volles Pressing mit drei Spitzen im 4-3-3 und drückte los. Das wiederum kam dem effzeh sehr zu Gute. Vor Allem über die Außen konnte man schnell nach Vorne kombinieren und erspielte sich gleich mehrere Chancen. Die Größte hatte zunächst Yuya Osako, dessen Schuss nach einer abgefälschten Zoller-Flanke nur noch durch den hereingesprungenen Levels geklärt werden konnte. Der effzeh drückte weiter und konnte sich in der 10. Minute belohnen: Risse erläuft sich einen schlechten Direktpass von Lehmann und bringt eine Flanke punktgenau an den Elfmeterpunkt zu Modeste. Dessen Gegenspieler Marvin Matip (ja genau der) rutscht aus und der Franzose nickt eiskalt über den Ingolstädter Torwart ein.

Nach dem Tor ziehen sich die Ingolstädter etwas zurück, bleiben aber brandgefährlich. Ein strittiger Eckball führt dann zum Ausgleich. Patrick Groß bringt eine Ecke mit viel Schnitt rein und Marvin Matip (ja genau der) köpft unhaltbar ein.

Foto: Dirk Unschuld

Foto: Dirk Unschuld

Der effzeh zeigt sich nicht geschockt über den Ausgleich und erspielt sich über die starken Außen rund um die Duos Risse/Zoller und Hector/ Bittencourt immer wieder gefährliche Chancen. Allerdings ist an diesem Abend wohl das Tor zu klein oder man hat Pech und der Ball wird vom starken Gästekeeper Öczan immer wieder irgendwie noch gerettet. Die Ingolstädter zeigen in der gesamten zweiten Halbzeit nur noch Entlastungsangriffe, sodass ihr Trainer Hasenhüttl das Unentschieden „wie einen Sieg“ empfindet. Aber das Schlusswort hatte dann doch Stögers Pitter: „Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft. Sie hat sehr gut gespielt.“ Da hatte er Recht.

Das fiel auf

  • Risse spielte im offensiven Mittelfeld diese Saison noch überhaupt keine Rolle. Die Variante ihn in der Verteidigung starten zu lassen und ihm mit Zoller einen ebenso schnellen Spieler als Partner zu geben, kann eine Option mit Zukunft sein. Das Zusammenspiel der Beiden wusste zu gefallen und war zwischendurch brandgefährlich. Bitte mehr davon.
  • Yannick Gerhardts Rolle war neu und keinesfalls eine Kopie der Spielanlage von Kevin Vogt. Stöger setzte ihn sehr variabel mal rechts, mal links jeweils im Zusammenspiel mit den beiden Außenduos (s.o.) ein. Die „Dreiecke“ funktionierten perfekt und so konnte man ein ums andere mal mit hoher Geschwindigkeit die eng stehende Ingolstädter Defensive überlaufen. Das wäre auch bestimmt erfolgreich gewesen, wenn
  • Präzision, Präzision, Präzision (bitte nach Empfinden weiter führen). Ja sie fehlte und das besonders bei Standards. Das Ziel eines Freistoßes sollte schon sein, den Mitspieler in der Mitte und nicht den ersten Gegenspieler oder die Mauer zu finden. Bitte, bitte Marcel Risse. Dass du den Ball toll anschneiden kannst, wissen wir, aber bitte finde bei ruhenden Bällen wieder die richtige Höhe.
  • Die Blöcke S3 und S4 machten wieder Lärm und das tat der Mannschaft gut. Der verständliche Protest beim Spiel gegen Gladbach ist vorbei und das fand selbst von Jörg Schmadtke lobende Worte vor dem Spiel als der Sky-Moderator ihn zu einer hetzerischen Aussage sticheln wollte. Jedoch blieb Jörg Schmadtke ganz cool, sprach davon, dass die Fans ihr gutes Recht des Protests wahrgenommen haben und das er jetzt wieder von gutem Support ausgehe. Recht hat er gehabt.
  • Auch wenn das nicht so unsere Art ist, wollen wir hier doch ein Wort über den Schiedsrichter verlieren. Christian Dingert erlebte einen furchtbaren Abend und in einem überragend fairen Spiel verteilte er ohne Not fünf gelbe Karten. Und diese witzigerweise oft auch noch falsch herum gepfiffen. Mal zum Nachteil des effzeh, mal zum Nachteil der Ingolstädter. So hebt es sich im Nachhinein wohl wieder auf und übrig bleibt der gebrauchte Schiesrichterabend…
  • Spieler für Spieler haben wir in unserer Einzelkritik analysiert.

Kurz und knapp

Der effzeh verliert zwei Punkte zu Hause gegen einen aufopferungsvoll kämpfenden Aufsteiger, der in vielen Situationen stark an den effzeh aus der letzten Saison erinnert hat. Herzlichen Glückwunsch nachträglich an EX-effzehler Marvin Matip, der gestern seinen 30. Geburtstag feierte und an beiden Toren erfolgreich mitarbeitete. Man soll die Feste ja feiern wie sie fallen. Die Serien hielten auf jeden Fall.

In diesem Sinne: COME ON EFFZEEEEH

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