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Nachspiel

Der 1. FC Köln erreicht ein 1:1 gegen Hoffenheim: Moral macht Müdigkeit Beine!

Nur 52 Stunden nach dem 1:0-Sieg beim 1. FC Slovácko trotzte der 1. FC Köln der TSG Hoffenheim ein 1:1-Unentschieden ab. Dabei verdienten sich die Kölner den Punkt mit großer Moral, hoher Laufbereitschaft und purem Willen.

Florian Kainz trifft zum 1:0 des 1. FC Köln gegen die TSG Hoffenheim (Foto: Lars Baron/Getty Images)

Ganz langsam streckte Steffen Baumgart seine Arme nach oben und pustet einmal kräftig durch. Andrej Kramarić, der Torjäger der TSG Hoffenheim, hatte eben noch eine Großchance zum möglichen 1:2 ausgelassen, dann kam der Schlusspfiff von Schiedsrichter Frank Willenborg. Es war kein ausgelassener Jubel wie nach den 3:2-Siegen gegen den BVB und den FC Augsburg, nein, Erleichterung war dabei, aber auch eine tiefe Befriedigung und auch ein wenig Stolz.

Seine Jungs hatten es wieder einmal auf den Platz gebracht, trotz der vielen Ausfälle und der bleiernen Müdigkeit, die ihnen nach den Strapazen der Conference League-Partie in Slovácko in den Gliedern steckte. Sie waren gerannt, so weit sie ihre Füße tragen konnten, hatten mit 122,53 km fast drei Kilometer mehr zurückgelegt als die ausgeruhten Hoffenheimer und sich deshalb auch den einen Punkt in dieser Partie mehr als redlich verdient.

Mit Kampf und Moral zum verdienten Punkt

Mit einer Not-Elf waren die Kölner in dieses Spiel gegangen. Ohne Jonas Hector, ihren Kapitän, ohne Ellyes Skhiri, das Laufwunder im defensiven Mittelfeld, ohne die schnellen Dejan Ljubičić und Jan Thielmann, ohne Jeff Chabot und Mathias Olesen und ohne den gesperrten Luca Kilian. Doch nach 13 Minuten stand es 1:0 für das so gebeutelte Team. Linton Maina hatte vorbereitet, Florian Kainz vollendet.

“Man muss den Jungs einfach ein Riesen-Kompliment machen, sie haben ihr Herz auf dem Platz gelassen.” (Thomas Kessler)

Die TSG musste reagieren, tat dies auch mit viel Ballbesitz (65%), sah sich aber immer wieder Kölner Konterangriffen vor allem über den schnellen Linton Maina gegenüber. Jacob Bruun Larsen war es dann, der 10 Minuten vor der Halbzeit nach Vorarbeit von Christoph Baumgartner zum 1:1-Ausgleich traf. Nicht unverdient, wenn man die Spielanteile betrachtet.

Das Team des 1. FC Köln bedankt sich bei seinen Fans (Foto: Lars Baron/Getty Images)

Nach der Pause verteidigte der 1. FC Köln verbissen, gallig, warf alles in die Waagschale, was noch an Kraft da war, und schaffte es so, das eigene Tor sauber zu halten bis zu Kramarićs Großchance in der Nachspielzeit. Florian Kainz hatte noch eine Gelegenheit (53.), Florian Dietz war kurz vor Schluss auf seinem Weg zum gegnerischen Tor nur durch ein Foul des Hoffenheimers Ozan Kabak zu stoppen, der dafür Gelb-Rot bekam. So blieb es bei diesem Remis, das für den 1. FC Köln mehr wert war als für die Elf aus Sinsheim.

Erkenntnisse: Viele wuchsen über sich hinaus

Sie mussten sich mit einem Punkt begnügen und gingen doch als gefühlter Sieger vom Platz. Denis Huseinbašić etwa, der vor Monaten noch in der 4. Liga zu Hause war, aber im Mittelfeld rannte, kämpfte und dabei viel dazu beitrug, das Spiel der Kölner anzukurbeln. Dabei machte er nicht alles richtig, so etwa vor dem Ausgleich der Hoffenheimer, als er in der Platzmitte den Ball verlor. Steffen Baumgart bezog sich wohl auch auf den ehemaligen Offenbacher, als er nach dem Spiel sagte: “Wir machen Fehler, das gehört dazu. Aber man sieht eine Entwicklung bei jedem Einzelnen.” Und wie zur Bestätigung auch der Leistung von Huseinbašić ergänzte er: “Es macht einfach Spaß, die Jungs zu sehen, und das ist das, wovon wir immer reden.”

Eric Martel im Zweikampf mit dem Hoffenheimer Christoph Baumgartner (Foto: Lars Baron/Getty Images)

Eric Martel kämpfte um jeden Ball und gewann viele Zweikämpfe, Kristian Pedersen machte sein bislang vielleicht bestes Spiel für den FC, Linton Maina überrannte ein ums andere Mal die Deckung der TSG und schien dabei die Folgen seiner Verletzung aus dem Freitagsspiel völlig vergessen zu haben und Ondrej Duda zeigte endlich das, was Baumgart immer von ihm verlangt hatte: Klarheit, Passgenauigkeit und Präsenz.

“Es macht einfach Spaß, die Jungs zu sehen, und das ist das, wovon wir immer reden.” (Steffen Baumgart)

Und Florian Kainz. Nicht nur durch seinen Treffer trug er zum Punktgewinn bei, er feuerte seine Mitspieler an, war kämpferisches Vorbild und gleichzeitig auch gefährlichster Stürmer der Kölner. Dies verdeutlicht aber auch das schon seit langem sichtbare Problem der Elf: In der Sturmzentrale fehlt ein Torjäger. Steffen Tigges ist dies (noch) nicht und auch nicht Florian Dietz, der zudem verletzt ausgewechselt werden musste. Aber auch auf die beiden traf zu, was Thomas Kessler den Journalisten nach dem Spiel in ihre Notizblöcke diktierte: “Man muss den Jungs einfach ein Riesen-Kompliment machen, sie haben ihr Herz auf dem Platz gelassen,” sagte er und niemand wollte widersprechen.

Ausblick: Endspiel gegen Nizza, dann in den Breisgau

Am Sonntag geht’s zum Tabellendritten nach Freiburg. Daran denkt jedoch rund um das Geißbockheim noch niemand. Denn vorher wird es wieder europäisch, wenn die OGC Nizza am Donnerstag (21 Uhr) nach Müngersdorf kommt. Für beide Teams ist diese Begegnung ein Endspiel um das Weiterkommen im Wettbewerb. Den Rechenschieber braucht es nicht mehr, der FC muss gewinnen, den Franzosen genügt ein Punkt, mit dem sie zumindest Platz 2 belegen und in die Qualifikation fürs Achtelfinale gehen würden. Die Siege gegen Belgrad und ein beachtlicher 2:1-Auswärtssieg beim FC Lorient, dem Tabellenvierten  der Ligue 1, wird das Selbstvertrauen der Elf von Trainer Lucien Favre gestärkt haben.

“Die Fans haben uns wieder unglaublich gepusht. Sie geben uns unheimlich viel Energie.” (Ondrej Duda)

Für den 1. FC Köln steht Regeneration auf dem Wochenplan ganz weit oben. Die Elf muss frisch sein, um die Chance, in Europa zu überwintern, nutzen zu können. Die Unterstützung der Fans sollte ihnen sicher sein, schon gegen Hoffenheim war dies ein wichtiger Faktor, so Mittelfeldspieler Ondrej Duda: “Die Fans haben uns wieder unglaublich gepusht. Sie geben uns unheimlich viel Energie. Nur so sind wir in der Lage, immer 110 Prozent geben können.” Dass man mit Moral, dem Rückhalt der weit über 40. 000 Zuschauer, hoher Laufbereitschaft und Konzentration einem individuell überlegenen Gegner Paroli bieten kann, hat man gegen die TSG gezeigt. Mach’s noch mal, FC, möchte man ihm zurufen.

 

 

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