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Nachspiel

Der 1. FC Köln siegt mit 5:2 gegen Hertha BSC: Die Achterbahn zum Heimerfolg

Mit Toren von Selke, Hübers (2x), Skhiri sowie Huseinbasic besiegt der 1. FC Köln die Hertha aus Berlin mit 5:2, legt den Freitagsfluch entgültig ad acta und zeigt, dass man auch nach Erreichen des Saisonziels Klassenerhalt weiter Spaß am Fußball haben kann.

Timo Hübers erzielt den 2:2-Ausgleich gegen Hertha BSC (Foto: Lars Baron/Getty Images)

Die Fans waren gut drauf an diesem späten Freitagabend in Müngersdorf, jedenfalls die des 1. FC Köln. Und so bemühten sie auch einige Perlen kölschen Liedgutes, um ihrer Freude stimmgewaltig Ausdruck zu verleihen, von “Viva Colonia” über “En unserem Veedel” bis hin zum unverwüstlichen “Trömmelche”. Der Gemütszustand von Steffen Baumgart schien allerdings so gar nicht zu dieser ausgelassenen Fröhlichkeit zu passen, denn er brauchte einige Zeit, bis sich seine Gesichtszüge entspannten wollten.

Gut möglich, dass ihn das Auf und Ab des Spiels mit der frühen Führung seines Teams, dem zwischenzeitlichen Rückstand und die zahlreichen ungenutzten Torchancen auch noch nach dem Schlusspfiff  von Schiedsrichter Sven Jablonski beschäftigte. Ein wenig Einblick in seine Gemütslage gab der Kölner Coach wenig später: “Für die Torchancen, die wir hatten, ist das 5:2, ohne jemandem zu nahe zu treten, noch nicht mal ein gutes Ergebnis. Trotzdem: Wie die Jungs das machen, ist einfach schön. Es macht riesigen Spaß, zu sehen, wie sie arbeiten,” sparte er allerdings auch nicht mit Lob für die Leistung. Und der Blick auf die Anzeigentafel offenbarte dann auch ein Endergebnis, das komfortabler kaum sein konnte. Mit 5:2 hatte der 1. FC Köln die Hertha besiegt und damit die ominöse 40-Punktegrenze locker übersprungen.

“Für die Torchancen, die wir hatten, ist das 5:2, ohne jemandem zu nahe zu treten, noch nicht mal ein gutes Ergebnis.”

(Steffen Baumgart)

Mit ihren 25 Zählern trennen die Berliner fast schon Welten von dieser Marke, in den verbleibenden beiden Partien bleibt ihnen nichts anderes übrig, als mit aller Macht Siege anzustreben und gleichzeitig auf Patzer der Konkurrenten zu setzen, um zumindest die Relegation noch erreichen zu können. Sorgen, die man in der Domstadt am Rhein Gott sei dank nicht hat.

Führung, Rückstand, erneute Führung, Sieg

Ein Spiel, so abwechslungsreich wie ein 9-Gänge-Menü, benötigte nur wenige Minuten, um volle Fahrt aufzunehmen. Eric Martel flankte von rechts, Davie Selke setzte sich gegen zwei Herthaner durch und köpfte zur Kölner Führung ein (7.). Der FC spielte schwungvoll nach vorne, schenkte in dieser Phase jedoch den Berliner Angriffen zu wenig Aufmerksamkeit. So hatte dann auch Lucas Tousart nach einer schwachen Abwehr von Kingsley Schindler wenig Mühe, zum 1:1 einzunetzen (19.). Dem Ersatzmann für Benno Schmitz bot sich nach schulmäßiger Flanke von Linton Maina die Chance zur erneuten Führung, die er aber völlig freistehend per Kopf vergab (27.).

Kingsley Schindler sichert den Ball gegen Marco Richter (Hertha BSC). (Foto: Lars Baron/Getty Images)

Das sollte sich rächen, führte doch ein schneller Konter der Berliner über Dodi Lukebakio zum 1:2 durch Stevan Jovetic (34.). Die Hoffnungen der Hauptstädter auf einen Auswärtssieg bereitete allerdings Timo Hübers per Kopf nach Freistoßflanke von Florian Kainz ein jähes Ende (40.). Doch damit nicht genug – nur vier Minuten später vollendete Ellyes Skhiri einen von ihm selber eingeleiteten Konter zur erneuten Kölner Führung.

Nach der Pause spielte nur noch eine Mannschaft und die wusste einen lautstarken Trainer mit Schiebermütze an der Seitenlinie. Timo Hübers erzielte per Absatz das 4:2 nach Flanke von Linton Maina (70.) und der eingewechselte Denis Huseinbasic besorgte schließlich den 5:2-Endstand durch einen leicht abgefälschten Schuss ins linke obere Toreck (82.). Das Ergebnis hätte problemlos zwei oder drei Tore höher für die Geißböcke ausfallen können, ja eigentlich müssen. Alleine Steffen Tigges vergab zweimal aus kürzester Distanz und musste sich nach dem Spiel fragen lassen, wie diese Bälle nicht den Weg ins Tor der Hertha finden konnten. Den Fans war’s egal, sie sangen, tanzten und schunkelten und präsentierten Timo Horn mit einem Geburtstagsständchen. Ende gut, alles gut in Müngersdorf.

Was in Erinnerung bleibt: Der FC lässt einfach nicht nach!

Den sicheren Klassenerhalt im Rücken tat das Team von Trainer Steffen Baumgart genau das nicht, was man der Mannschaft in vergangenen Jahren nicht ohne Grund vorgehalten hat: Sie schalteten keinen Gang zurück und ruhten sich nicht auf Erreichtem aus. Im Gegenteil. Mit einer Laufleistung von fast 117 km und 31 Torabschlüssen stellten sie unter Beweis, dass für sie die Saison erst am 27. Mai um 17.20 Uhr beendet sein wird und keine Minute früher.

Linton Maina im Zweikampf mit dem Herthaner Filip Uremovic. (Foto: Lars Baron/Getty Images)

Dabei blieben sie sich selber treu, sie flankten, was das Zeug hielt, attackierten den Gegner früh und ließen ihm vor allem in der 2. Halbzeit kaum Luft zum Atmen. Gewiss, nach den beiden Treffern der Berliner im ersten Durchgang mussten sie sich kurz schütteln, nahmen aber den Spielfaden wieder auf und errangen einen insgesamt beeindruckenden Sieg. Linton Maina schraubte sein Scorer-Konto durch seine beiden Assists auf 11 direkte Torbeteiligungen, Florian Kainz durch die Vorarbeit zum 2:2 gar auf 15 Scorer-Punkte. Aber: Wie beim Auswärtssieg in Leverkusen war es wieder ein “team effort”, der die Tore und den Sieg ermöglichten, was auch Thomas Kessler betonte: “Wir sind sehr stolz auf das, was die ganze Mannschaft heute geleistet hat. Das war ein harter Ritt für uns auf die 41 Punkte zu kommen. Deswegen ein großes Kompliment an alle zusammen,” sagte er nach der Partie.

“Wir sind sehr stolz auf das, was die ganze Mannschaft heute geleistet hat. Das war ein harter Ritt für uns auf die 41 Punkte zu kommen. Deswegen ein großes Kompliment an alle zusammen”

(Thomas Kessler)

Und schließlich bereitete der Sieg am Freitagabend drei “Flüchen” ein wohlverdientes Ende: Dem “Torfluch” der Kölner, die das letzte Mal am 21. Januar diesen Jahres beim 7:1 gegen Werder Bremen mehr als drei Tore erzielt hatten. Dem “Heimfluch”, schließlich konnten die letzten fünf Heimspiele nicht gewonnen werden. Und schließlich auch dem “Freitagsfluch”, der am vorigen Spieltag durch den Sieg in Leverkusen gebrochen wurde, und dem nun auch das gleiche Schicksal in einem Heimspiel zuteil wurde.

Das nächste Spiel: Zu den Fischköppen an die Weser

Am vorletzten Spieltag der Saison 2022/23 reisen die Kölner an die Weser, um sich mit Ole Werners Werder Bremen zu messen. Die Hanseaten werden die Schmach der hohen 1:7-Niederlage aus dem Hinspiel kaum vergessen haben und sich umso mehr ins Zeug legen, um durch einen Sieg die herbe Auswärtsklatsche vergessen zu machen. Niclas Füllkrug wird wohl wieder zur Verfügung stehen und mit Marvin Duksch, seinem kongenialen Sturmpartner der Kölner Defensive einzuheizen versuchen.

Denis Huseinbasic war Torschütze beim 7:1 gegen Werder Bremen im Hinspiel (Foto: Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Und die Kölner? Auch sie kennen das Gefühl einer hohen Niederlage gegen die Werderaner, zuletzt etwa beim 1:6 am letzten Spieltag der Saison 2019/20. Sollten sie mit der gleichen Energie im Weserstadion antreten wie beim 5:2 gegen die Hertha, muss den Fans nicht bange sein. Und schließlich gibt es ja noch den Mann mit der Mütze – und der wird an der Seitenlinie schon für Motivation sorgen.

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