Daniel Meyer: NLZ-Leiter und U19-Trainer in Doppelfunktion
Faktisch ist die U19 aktuell ja ohne Trainer – sucht man aktuell nach einem Nachfolger, der ab sofort übernehmen könnte oder wirst Du die Mannschaft bis Saisonende coachen?
Es wird eine Entscheidung Anfang der Woche geben und es gibt aktuell auch schon eine Tendenz. Es ist schwer, aufgrund der Gesamtsituation im Moment und auch in Bezug auf die Variablen, die wir haben, jemanden zu holen, der dauerhaft bei uns bleiben soll. Wir sträuben uns dagegen, jemanden für sechs Monate zu engagieren, weil wir auch eine mittelfristige Personalentwicklung bei den Mitarbeitern haben möchten und nicht nur bei den Spielern.
Ist es denn miteinander vereinbar, Leiter des NLZ und U19-Coach gleichzeitig zu sein?
In einem anderen Verein habe ich es auch schon einmal in einer Doppelfunktion gemacht, von daher ist es kein Problem. Es ist auch ein überschaubarer Zeitraum, Anfang Mai ist unser letztes Spiel – es sind noch elf Spiele. Wir werden bis dahin den Stab um die Mannschaft herum ein bisschen verstärken und einen Co-Trainer hinzunehmen, um dann im Alltag die Dinge zu bewältigen. Wir profitieren auch von der Struktur, denn wir haben zwei NLZ-Leiter (Anm. d. Red.: Meyers Partner ist Carsten Schiel). Wir können intern da ganz gut delegieren und Präsenz zeigen.
Sportpsychologie-Projekt des 1. FC Köln deutschlandweit einmalig
Du bist knapp anderthalb Jahren jetzt beim effzeh angestellt. Wie kam es damals zu deinem Wechsel in die Domstadt?
Man hatte sich beim 1. FC Köln zu Anfang des Jahres 2016 dazu entschieden, im NLZ etwas verändern zu wollen. Es gab zu diesem Zeitpunkt Gespräche mit meinem Vorgänger Frank Schaefer und man hatte sich nicht einigen können. Ich kenne zwar die genauen Abläufe von damals nicht, allerdings hat der 1. FC Köln dann ein Profil erstellt, wie man sich die Leitung des Nachwuchsleistungszentrum künftig vorstellen will. Da ging es darum, dass es eine neue Struktur gibt mit einem Leiter für den Bereich Sport und einem Leiter, der den ganzen Rest verantwortet. Das ist bei uns Carsten Schiel, der Leiter “Entwicklung”.
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Er ist zuständig für das Internat, das pägagogische Konzept, unser Sportpsychologie-Projekt, unsere Partnerschulen – kurz gesagt für all die Themen ringsherum, weil man die duale Ausbildung stärken wollte. Bevor ich eingestellt wurde, hat man dann in einem klassischen Assessment Center Kandidaten durchlaufen lassen und am Ende sind wir es eben geworden.
Kannst du uns ein wenig näher erklären, was es mit dem Sportpsychologie-Projekt auf sich hat?
Dieses Projekt gibt es schon ein wenig länger und es ist auch einmalig in Deutschland. Das ist in der Zertifizierung sehr positiv aufgefallen. Wir haben in Kooperation mit der Deutschen Sporthochschule einen externen Dienstleister, der uns Sportpsychologen zur Verfügung stellt. Die Sportpsychologen arbeiten dann mit den Teams, mit den einzelnen Spielern und mit den Trainern. Sie machen Dinge wie sportpsychologische Diagnostik, darunter fallen klassische Maßnahmen wie Teambuilding, aber auch eine Auseinandersetzung mit Stressresistenz, Leistungsoptimierung und so weiter. Die Spieler haben die Möglichkeit, die Sportpsychologen in allen Problemlagen zu kontaktieren und mit ihnen zu arbeiten. Die Besonderheit ist eben, dass die Sportpsychologen nicht bei uns angestellt sind und dementsprechend autark arbeiten können. Daher kann kein Verdacht entstehen, dass sie uns dann Dinge erzählen und Bericht erstatten. Es soll ein Vertrauensverhältnis geben. Insgesamt machen wir das sehr groß und umfassend.
Daniel Meyer: “Man muss auch das Glück haben, mal reingeworfen zu werden”
Speziell zum Ende des Jahres 2017 war die Durchlässigkeit vom Jugend- in den Profi-Bereich beim 1. FC Köln sehr groß. Sieht man das dann als Auszeichnung der eigenen Arbeit oder war das eher notgedrungen, dass so viele Jugendspieler nach oben hochgezogen wurden?
Wenn man die Historie betrachtet, haben wir einige Spieler aus dem Jugendbereich im Kader der Profis. Dass vor kurzem so viele Spieler hochgerückt sind, hatte mit der Situation bei den Profis zu tun, mit den ganzen Verletzungen und auch damit, dass der ehemalige U19-Trainer jetzt oben ist, der seine Spieler natürlich kennt und dann eben auch reingeworfen hat. Aber das gehört dazu: Man muss auch mal das Glück haben, reingeworfen zu werden. Entscheidend ist dann, dass die Jungs nicht abfallen, sondern funktionieren. Das spricht dann für die Ausbildung hier und alle Trainer, die mit den Jungs arbeiten. Aus der Historie heraus gab es ja nicht nur Notsituationen, in denen es Spieler geschafft haben. Von daher ist beim 1. FC Köln in den letzten Jahren immer schon gut gearbeitet worden. Aber es wird nicht einfacher, man muss sich weiterentwickeln, denn Fußball ist sehr beweglich und alle suchen die Nische, wo sie die letzten Prozent herauskitzeln können. Wir sind sehr wachsam, Entwicklungen da nicht zu verpassen und auch, um an der ein oder anderen Stelle mal einen Schritt voraus zu sein. Wir wollen natürlich weiterhin so viele und im Idealfall noch mehr Leute nach oben bringen.
Daniel Meyers Ausblick auf die Zukunft
Diese Frage muss ich stellen: Welchem Spieler traust Du den aktuell am ehesten den Sprung zu?
Es ist immer schwierig, da sicher zu sein. Die Erfahrung zeigt, dass man sich schwer festlegen kann. Wir haben ein paar Jungs nach oben abgegeben, Yann-Aurel Bisseck hat sein Debüt gefeiert, Kevin Goden war auch dabei. Es ist denke ich eine Ausnahmesituation, wenn man sich auf dem Niveau zeigen darf. Die Jungs haben das gut gemacht und wenn sie dabei bleiben, traue ich ihnen zu, sich festzubeißen. Dahinter haben wir dann eine große Breite, bei der ich mich nicht festlegen würde. Wir haben Spieler mit speziellen Qualitäten, die eine Berechtigung haben, oben stattzufinden. Es fehlt aber an einzelnen Stellen noch etwas, hier und da ein Detail und von daher muss man gucken, wer jetzt den schnellsten Reifeprozess hat und wer auch im richtigen Moment die Möglichkeit hat und dann funktioniert.
Es ist eine spannende Gruppe in der U19, auch mit interessanten Charakteren.
Unsere Aufgabe ist es, die entsprechenden Spieler darauf vorzubereiten, dass sie im richtigen Moment in einer top Verfassung sind und mental dem Druck Stand halten können. Wir haben acht, neun gute Spieler, die sich auf einem extrem guten Niveau bewegen und es ist schwer, da jetzt jemanden herauszuheben – sie sind leistungsmäßig sehr ausgeglichen. Es ist eine spannende Gruppe in der U19, auch mit interessanten Charakteren. Wir wollen in den nächsten Monaten einen Schritt nach vorne machen, was zum Beispiel die Konzentration und das Abrufen von Fähigkeiten zum richtigen Moment angeht. Wenn uns das gelingt, können einige der Jungs die Berechtigung haben. Aus der Erfahrung heraus werden es aber auch nicht alle schaffen.