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Ausbau des Müngersdorfer Stadion: Ein feuchter Traum, mehr nicht!

Ein Ausbau des Müngersdorfer Stadions ist laut Machbarkeitsstudie durchaus möglich. Doch die Kosten sind derart hoch, dass der 1. FC Köln davon Abstand nehmen sollte. Ein Kommentar.

COLOGNE, GERMANY - NOVEMBER 22: General view of the RheinEnergieStadion prior to the Bundesliga match between 1. FC Koeln and Hertha BSC on November 22, 2014 in Cologne, Germany. (Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)
Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images

Auf den ersten Blick gab es an diesem 17. Juli gute Nachrichten für den 1. FC Köln und seine Fans. Die zweite Machbarkeitsstudie zum angedachten Ausbau des Müngersdorfer Stadions brachte ein Ergebnis, das die Träume von einer 75.000 Anhänger fassenden Heimspielstätte am Leben lässt. Grundsätzlich möglich sei eine Erweiterung der Kapazität, sagt der 1. FC Köln. Technisch machbar nennt es der Aufsichtsrat der Kölner Sportstätten. Es gebe keine unüberwindbaren Hürden im aktuellen Planungsstadium, sagt der 1. FC Köln. Die Entwurfsidee des Architektenbüros GMP, das bereits das Stadion in seiner jetzigen Form ersonnen hatte, bewahrt die unverwechselbare Identität der WM-Arena von 2006, lobt der Aufsichtsrat der Kölner Sportstätten.

Die „Geißböcke“ bald vor heimischer Kulisse, angetrieben von über 70.000 Anhängern im drittgrößten Fußballstadion Deutschlands? Auf den zweiten Blick ist jedoch klar: Dieser feuchte Traum vieler effzeh-Fans, er ist nicht sonderlich realistisch. Das zeigt bereits die Pressemitteilung der Kölner Sportstätten: Eine politische Gesamtbewertung müsse noch erfolgen, von erheblichen Herausforderungen in planungs- und umweltrechtlichen Fragen ist die Rede, die Kosten des Mammutprojekts würden sich laut Machbarkeitsstudie auf mindestens 215 Millionen Euro belaufen. Ohne schon jetzt dringend notwendige Investitionen in die Infrastruktur, ohne mögliche Risiken und Preissteigerungen, ohne Renovierungsmaßnahmen an der derzeitigen Bausubstanz.

Der 1. FC Köln platzt aus allen Nähten

Wer diese Zahlen sieht und halbwegs rechnen kann, der muss Abstand nehmen von einer Euphorie rund um den Ausbau des Müngersdorfer Stadions. Und sich fragen: Lohnt sich der ganze Aufwand für 25.000 Plätze mehr? Ohne Zweifel: Der Club platzt aus allen Nähten – die Ticketanfrage ist immens und übersteigt die derzeitige Kapazität bei vielen Heimspielen deutlich. Die Mitgliederzahlen steigen seit Jahren, der effzeh wird bald über 110.000 Mitglieder beheimaten. Ist da ein Stadion mit dem Fassungsvermögen von lediglich 50.000 Fans noch zeitgemäß? Die Gegenfrage lautet: Muss der Verein für eine Erweiterung derart viel Geld in die Hand nehmen und damit womöglich die Zukunft des Vereins aufs Spiel setzen? Nur zum Vergleich: Die Errichtung der aktuellen Heimspielstätte des 1. FC Köln kostete lediglich 120 Millionen Euro.

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Es muss nun viel gerechnet werden am Geißbockheim. Hin und her. Pro und Contra. Eine besondere Herausforderung dabei: Die Entwicklung des Vereins im Speziellen und des Fußballs im Allgemeinen ist schwierig vorherzusehen. Der Zuschauerboom findet in der Bundesliga allmählich ein Ende, die Verbindung vieler Fans zum Sport an sich ist in Zeiten von Konkurrenten wie RB Leipzig, Gedankenspielen um eine etwaige Superliga im europäischen Clubfußball und einer im Profibereich grundsätzlich um sich greifenden Kommerzialisierung brüchig geworden. Wie wird sich angesichts dieser Probleme der Andrang auf Heimspiele in einem ausgebauten effzeh-Stadion in zehn bis 15 Jahren entwickeln? Wie die technischen Möglichkeiten, sich den Besuch eines Bundesliga-Spiels auch atmosphärisch nach Hause zu holen? Wie die Zuneigung junger Fußball-Fans zu einem eher semi-erfolgreichen Club aus der Region? Die Verantwortlichen müssen dabei wohl einen Blick in die Glaskugel riskieren.

Eine Lose-Lose-Lose-Situation für den Verein

Das gilt natürlich auch für die sportliche und wirtschaftliche Zukunft des 1. FC Köln. In den vergangenen 20 Jahren machten die „Geißböcke“ satte sechs Mal den Abgalopp in die 2. Bundesliga. Sportliches Versagen mit Konsequenzen, vor allem finanzieller Natur. Doch auch dank der gütiger Mithilfe der Stadt und der eigenen treuen Anhängerschaft war das wunderbare Stadion, anders als an anderen Standorte wie Kaiserslautern, Bielefeld oder Aachen kein Klotz am Bein eines Ertrinkenden, sondern geradezu ein Rettungsanker für den Verein. Wenig Miete, volle Einnahmen aus der Vermarktung der Naming Rights, gut gefüllte Ränge: Mit der einst gewählten 50.000-Zuschauer-Variante konnte der 1. FC Köln alles in allem sehr gut leben. Wie es mit einer größeren Lösung ausgesehen hätte, ist eine hypothetische Überlegung.

Cologne's players celebrate with their fans after the UEFA Europa League football match 1 FC Cologne v Arsenal FC on November 23, 2017 in Cologne, western Germany. / AFP PHOTO / INA FASSBENDER (Photo credit should read INA FASSBENDER/AFP/Getty Images)

Foto: INA FASSBENDER/AFP/Getty Images

Wie schwierig allerdings eine dauerhafte Etablierung in der Bundesliga ist, mussten alle effzeh-Fans zuletzt schmerzhaft erfahren. Nun könnte eine etwas anders gelagerte, aber für manchen ähnlich schmerzhafte Erfahrung hinzukommen: Der 1. FC Köln wird sein Stadion wohl nicht derart ausbauen können. Und an einen anderen Standort ziehen? Gar nicht so einfach, in Anbetracht der Alternativen und der Stimmungslage vieler Fans. Es bahnt sich an, was vor einiger Zeit bereits angedeutet wurde: Der Verein steckt beim Stadion in einem tragischen Dilemma, einer Lose-Lose-Lose-Situation, die kein Beteiligter wirklich ändern oder für sich entscheiden kann. Ausbau? Zu teuer und zu unsicher. Neubau? Ungewollt und Standort-Probleme. Nichts ändern? Auch keine Lösung. Der feuchte Traum eines 75.000 Zuschauer fassende Stadions mit einer rot-weißen Wand im Süden? Er ist lediglich das: Ein feuchter Traum. Trockengelegt durch die störende Realität.

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