Zur nächsten Saison kommen wieder ein paar neue Leute zum effzeh. Nimmst du sie als Einheimischer unter deine Fittiche und zeigst ihnen als Fremdenführer die Stadt mit all ihren Ecken und Kanten?
Als gebürtiger Kölner weiß ich schon, worauf es hier ankommt, wie das Umfeld tickt und werde den neuen Spielern auch sicherlich ein bisschen was zur Stadt und zum Verein erklären. Und den ein oder anderen Tipp, wo Köln die schönsten Ecken hat, habe ich bestimmt parat. Da bin ich immer gerne Ansprechpartner für unsere neuen Spieler.
Du bist jetzt 28 Jahre alt. Eigentlich das beste Fußballeralter – einen Wechsel, um noch mal Stammtorhüter sein zu können, würde Dir in Köln niemand übel nehmen. Doch willst du überhaupt weg? Wäre das Ausland eine reizvolle Station?
Ich konzentriere mich voll und ganz auf meine Aufgabe beim FC. Ich möchte den eingeschlagenen Weg weiter gehen und dabei natürlich so viel Einsatzzeiten wie möglich bekommen. Aber ich habe in meiner bisherigen Karriere auch erlebt, dass es immer wieder unerwartete Wendungen geben kann. Vielleicht kommen noch weitere zwölf Jahre FC dazu oder es kommt anders. Das kann ich heute nicht beantworten.
Nach 2008 mit dem FC und 2012 in Frankfurt ist es dein dritter Aufstieg in die Bundesliga. Wie ordnest du das Ganze ein? Ist das dennoch etwas Besonderes für dich?
Aufstiege mit dem FC kann man einfach nicht toppen. Die persönlichen Emotionen, die in diesem Moment stecken, kann man mit kaum einem anderen Gefühl vergleichen. Aber ich habe gemerkt, dass auch ich langsam alt werde, beim ersten Aufstieg war ich gefühlt eine Woche lang op Jöck. Das würde ich heute nicht mehr aushalten. (lacht)
Gab es einen Moment in der Saison, in dem dir sonnenklar wurde, dass der Effzeh aufsteigen wird? Ab wann warst du dir sicher, dass es reichen wird?
Sicher war ich mir beim Auswärtsspiel gegen 1860 München. Als Bard (Finne, Anm. der Redaktion) den Ball an Kiraly vorbeispitzelte, habe ich spontan einen 50 Meter Sprint hingelegt, um mit zu jubeln. Bei der Ankunft zurück auf der Bank schaute mich der 4. Offizielle ganz verdutzt an und sagte: “Ich wusste gar nicht, dass du so schnell bist.” Ich habe ihm da nur lächelnd geantwortet: “Wenn man den Aufstieg perfekt macht, setzt das schon mal Kräfte frei.”
Immer wieder wird von den Spielern betont, wie überragend die Fanunterstützung ist. Ist das etwas, was man als Akteur auf dem Rasen bewusst mitbekommt? Wie hoch ist der Anteil der Anhänger an dieser tollen Saison?
Klar bekommen wir als Spieler das mit, wenn uns die Fans unterstützen – zu Hause wie auswärts. Diese Saison haben sie sich ja selbst übertroffen, egal ob mit riesigen Choreografien oder einfach, dass sie uns im Stadion und vor allem auch auswärts immer unterstützen. Das ist einfach gigantisch und gibt es so nur in Köln. Genau diese Unterstützung erhoffe ich mir auch in der nächsten Saison, gerade wenn wir auch mal schwierige Phase durchlaufen müssen.
Häufig wird gesagt, die Fans würden nach zwei Siegen von der Champions League träumen. Kann man in der Domstadt nach so einer tollen Saison demütig und bescheiden in die Vorbereitung zur Bundesliga gehen?
Ja, die FC-Fans sind schon sehr begeisterungsfähig. Durch das Trainerteam und die Leute im Verein, die schon in dieser Saison sachlich an das Ganze rangegangen sind, werden wir uns sehr konzentriert auf die Bundesliga vorbereiten. Ich denke, dass es rund um unseren FC auch realistischer geworden ist. Wir wissen alle, dass in der Vergangenheit fahrlässige Fehler gemacht wurden, die uns leider in eine schlechte Ausgangssituation gebracht haben. Aber den eingeschlagenen Weg müssen wir konsequent weiter gehen und sind in diesem Club so gut aufgestellt wie seit langem nicht.
Wo muss der effzeh noch zulegen, um in der Bundesliga mithalten zu können?
Natürlich wird eine Saison in der ersten Liga anders als in der zweiten. Dennoch müssen wir, wie bereits gesagt, an unser Team glauben. Unsere große Stärke ist das Kollektiv und dieses dürfen wir durch nichts und niemanden auseinander bringen lassen.
Im Verein hat sich in deiner Profikarriere vieles verändert, gerade in jüngster Vergangenheit. Wie erlebt man einen solchen Wandel als Spieler?
Ich persönlich merke diesen Wandel natürlich viel intensiver als der ein oder andere Mitspieler, da ich da genaue Vergleiche ziehen kann. Angefangen vom Präsidium bis hin zu Hansi Dentinger, habe ich in unserem FC ein durchweg positives Gefühl. Jeder in diesem Verein lebt dieses FC-Gefühl und trifft alle Entscheidungen in völliger Ruhe im Wohle dieses Clubs. Das erleichtert das Arbeiten im und rund um das Team ungemein.
Die Wahrnehmung des effzeh hat sich komplett gedreht – vom Chaosclub zum seriös geführten Verein. Ist das etwas, was auch in der alltäglichen Arbeit eines Spielers zu spüren ist?
Wie gerade erwähnt: Man kann sich als Spieler nur auf Fußball konzentrieren. Und auch wir als Mannschaft zeigen, dass wir ein Team sind – auch neben dem Platz. Drumherum stimmt alles. Der Verein ist top aufgestellt mit einem tollen Vorstand, einem tollen Management, mit Leuten, die sehr ruhig und sachlich an die Geschichte rangehen. Wir haben ja auch sehr begeisterungsfähige Fans und da ist es dann ganz gut, Leute zu haben, die das sehr sachlich angehen.
Nicht nur der effzeh ist souverän aufgestiegen, auch dein Jugendverein Grün-Weiß Brauweiler hat sich in der Kreisliga ohne Probleme den Meistertitel gesichert. Verfolgst du das Geschehen in deiner alten sportlichen Heimat noch?
Das freut mich natürlich sehr, dass mein Heimatverein auch erfolgreich ist. In Brauweiler fing für mich alles an. Vor gut einem Jahr habe ich sogar mit den jungen Spielern von Brauweiler trainiert. Das war ein schönes Erlebnis und hat mich an meine Anfänge im Fußball erinnert.
Das Schlusswort gehört natürlich Dir. Was möchtest du uns effzeh-Fans für die Sommerpause noch mit auf den Weg geben?
Genießt die WM bei einem leckeren Kölsch und freut euch genau wie wir auf die kommende Bundesligasaison mit unserem FC!