Der Konflikt zwischen Modeste und Tianjin Quanjian ist nicht neu. Er hat den Verein auf eigene Faust im Sommer verlassen und seinen Vertrag frühzeitig gekündigt. Beide Streitparteien haben daraufhin bei der FIFA um Klärung gebeten. Warum ist die ganze Geschichte nur ein Jahr nach der Verpflichtung derart eskaliert?
Das passiert ehrlich oft im chinesischen Fußball. Die Regeln für Spielertransfers werden von der FIFA gemacht, aber es ist ein offenes Geheimnis, dass der chinesische Verband CFA solche Regeln gern ignoriert. Zum Beispiel existieren oft zweierlei Verträge: Einer zwischen Spieler und Verein, der komplett mit den FIFA-Regularien übereinstimmt und dort auch eingereicht wird, und einer zwischen Spieler und Verein, der die tatsächlichen Bedingungen beinhaltet. Das passiert für gewöhnlich bei chinesischen Spielern, die sich aufgrund der Kultur im heimischen Fußball nicht bei der CFA oder der FIFA beschweren, wenn etwas falsch läuft. Sie wissen ganz genau, dass sie dann niemals mehr einen Profivertrag bei einem chinesischen Club erhalten würden. Bei einem ausländischen Spieler liegt die Sache anders: Dort kann der chinesische Club wenig tun, um ihn davon abzuhalten, zur FIFA zu gehen.
Modeste und der 1. FC Köln sagen, dass die Kündigung des Vertrags rechtens ist und warten auf die Freigabe durch die FIFA. Glaubst du angesichts deiner Erfahrungen mit den chinesischen Fußballclubs, dass die FC-Fans ihren Publikumsliebling bald auf dem Platz sehen werden?
Die Realität in China ist: Die Clubs beschäftigen Spieler für gewöhnlich auf quasi-legaler Basis – sie würden damit vermutlich jeden Rechtsstreit außerhalb des Landes verlieren. Sie sind es nicht gewohnt, dass ihre Autorität auf diese Weise angegriffen wird. Daher verlegen sie sich darauf, diese großen Ankündigungen und Klagedrohungen zu veröffentlichen, um es einerseits einfach zu versuchen und andererseits ihr Gesicht zu wahren. Die Probleme sind alsbald klammheimlich vergessen. Daher wäre ich äußerst überrascht, wenn in eurem Fall irgendetwas als der normale Verlauf der Dinge passieren würde. Das ganze Ding wird bei Tianjin Quanjian ad acta gelegt und Modeste wird ohne Verzögerung für den FC spielen.
Die Realität in China ist: Die Clubs beschäftigen Spieler für gewöhnlich auf quasi-legaler Basis – sie würden damit vermutlich jeden Rechtsstreit außerhalb des Landes verlieren.
Es ist nicht das erste Mal, dass chinesische Clubs Probleme mit Spielern haben, die sich über ausbleibende Gehälter beschweren. Holen sie sich Stars aus den europäischen Ligen mit Märchenangeboten an Land und können oder wollen dies dann nicht bezahlen?
Es geht dabei nicht darum, dass das Geld nicht vorhanden wäre. Es sind zumeist politische Dinge auf Vereinsebene und im lokalen Umfeld, die den Wunsch, die vereinbarten Vertragsdetails zu erfüllen, behindern. Dazu kommt der von mir geschilderte Unterschied im Machtgefüge zwischen ausländischen und einheimischen Spielern – letztere beschweren sich eben bei solchen Problemen nicht.
https://twitter.com/amodeste27/status/1063871436857724931
Im Sommer wechselte aus Tianjin bereits Axel Witsel nach Deutschland, schloss sich Borussia Dortmund. Dieser Transfer lief etwas geräuschloser ab – doch war auch dort dasselbe Problem vorhanden?
Meinen Informationen zufolge hat Witsel einem Wechsel in die Chinese Super League nur zugestimmt, wenn sein Vertrag eine Ausstiegsklausel enthält. Diese hat der BVB dann offensichtlich ausgenutzt. Das scheint auch zu stimmen, denn sein Abgang erfolgte nach Schließung des chinesischen Transferfensters, so dass Tianjin keinen Ersatz mehr verpflichten konnte. Das ist für die Clubs hier sehr wichtig, weil sie nur vier ausländische Spieler beschäftigen dürfen und diese zumeist die besten Spieler der Teams sind.
Um noch einen sportlichen Eindruck zu erhalten: Wie hat sich Modeste in der CSL überhaupt gemacht? 16 Tore klingen auf den ersten Blick jetzt nicht allzu schlecht.
Modeste hat sich definitiv von seiner guten Seite präsentiert. Auf jeden Fall war er bei den Fans und Medien bei Tianjin Quanjian sehr geschätzt, aber letztlich war er wohl zu kurz hier, um wirklich einen außerordentlich bleibenden Eindruck zu hinterlassen.