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Kolumnen

Der effzeh.com-Possbüggel: Ist dieser Verein noch zu retten?

Rund um den 1. FC Köln gibt es viel Diskussionsstoff – auch bei unseren Lesern, die um unsere Einschätzung bitten können. Ihr fragt, wir antworten: Der effzeh.com-Possbüggel!

Foto von Dennis Grombkowski/Bongarts/Getty Images

Es ist Winterpause in der Bundesliga. In Köln kam diese dieses Jahr mit dem Doppelwumms – erst die Trennung von Trainer Steffen Baumgart und dann das Urteil des CAS, welches die einjährige Transfersperre bestätigte. Der Weihnachtsbaum schien also nicht nur weihnachtlich, er brannte und brennt am Geißbockheim eigentlich immer noch lichterloh.

Bevor in der Nacht von Sonntag auf Montag Raclette gegessen, Raketen gezündet und Neujahrswünsche ausgesprochen werden und 2024 selbstverständlich endlich alles gut wird für den 1. FC Köln haben wir euch noch einmal um Fragen gebeten und beantworten einige davon im neuen Possbüggel. Es waren leider wieder zu viele, um sie alle zu beantworten, wir haben aber alle gelesen und freuen uns wirklich über jede einzelne! Was die Hässler-Millionen angeht müssen wir allerdings wie bereits beim letzten Mal passen. Und wohin der Titel des Randalemeisters diese Saioson geht nach der Rekordstrafe für das Feuerwerk vor dem Derby ja eigentlich auch schon beantwortet. Und Podolski? Naja, Transfersperre dies das. Falls ihr für den nächsten Possbüggel auch eine Frage habt, dann folgt uns auf den Social-Media Kanälen Facebook, Instagram oder X (ehemals Twitter) und haltet die Augen offen! In diesem Sinne wünschen wir euch einen guten Rutsch und starten gleich rein in eine XXL-Ausgabe Possbüggel zum Jahresabschluss.

Foto von Leon Kuegeler/Getty Images

Ens em Vertraue – die Fragerunde

Diverse Fragen bezüglich der Arbeit von Keller und Präsidium, unter anderem:

Müsste Keller nicht freiwillig gehen? (der_einzig_wahre_jd; via Instagram); Wieso sind die Verantwortlichen immer noch in Funktion? (DanielLooking via Twitter); Warum denken viele, dass ein Rücktritt von Vorstand & GF die Probleme löst? Was soll an einem Vakuum und der damit verbundenen Handlungsunfähigkeit gut sein? Und als ob neue Leute auf einmal das Paradies erschaffen würden. Analysieren & aus den Fehlern lernen. Das ist der Weg (gelbster_ via Twitter).

Die Frage nach der Zukunft der Geschäftsführung vor allem um Christian Keller und Philipp Türoff auf der einen und dem Präsidium um Werner Wolf, Eckhard Sauren und Christian Wettich auf der anderen stellten wie erwartet einige, teilweise wurde in den Kommentaren auch schon diskutiert oder unterschiedliche Punkte betont, warum Präsidium und Geschäftsführung gehen müssen oder sollen beziehungsweise warum dies eventuell keine gute Idee sei. Also widmen wir uns der Causa prima und der Frage: Werden die Geschäftsführung und das Präsidium noch lange im Grüngürtel arbeiten?

Fehler sind in den vergangenen Monaten und Jahren ohne Frage von allen Beteiligten mehr als zur Genüge gemacht worden. Seien es die gesamte Handhabung des FIFA-Urteils, an dessen Ende mit der Transfersperre ein so katastrophales und einschneidendes Ergebnis steht, das sich einfach keiner damit herausreden kann, man hätte aber eigentlich alles richtig gemacht, das Gericht sei halt dummerweise zu einer anderen Einschätzung gekommen. Das ist als Erläuterung einfach unzureichend. Sei es aber auch der sportliche Bereich, wo man nach 16 Spielen mit 10 Punkten und 10 Toren auf dem 17. Tabellenplatz steht und wie ein Absteiger aussieht, bei dem eigentlich kein Neuzugang aus dem Sommer eine erhoffte Verstärkung darstellt. Ein Abstieg wäre wirtschaftlich eine Katastrophe, die sich der Verein nicht leisten kann. Da kann man noch so häufig die gemachten Hausaufgaben und den Sparzwang betonen. Der ist bei einem Fußballverein kein Selbstzweck. Sei es aber auch der infrastrukturelle Bereich, bei dem man in den Themen Geißbockheim bzw. Trainingsgelände seit Jahren nicht wirklich Fortschritte sieht, auch wenn man mit der Lupe nach ihnen sucht. Bei allem Verständnis dafür, dass die Stadt Köln wahrlich kein einfacher Verhandlungspartner ist, an irgendeinem Punkt muss auch mal irgendein Fortschritt zu sehen sein. So fällt es schwer, irgendwem für das Jahr 2023 eine bessere Note als ein rotes fettes „Mangelhaft“ ins Notenbuch zu schreiben.

Zu diesen Fehlern kommt das dauerhafte Kommunikationsdebakel vom Geißbockheim. Die einberufene Pressekonferenz vor Weihnachten hinterließ nicht nur ein so selten gesehenes vernichtendes Presseecho, in den sozialen Netzen regnete es eigentlich nichts außer Fassungslosigkeit, Hohn und Spott. Doch das schlimmste: Die Pressekonferenz war kein singuläres Event. Denn die Mitgliederversammlung im Herbst war ebenso furchtbar anzuschauen. Das lag nicht nur an dem hoffentlich einmaligen Format mit Couch und Tischgespräch. Das lag auch nicht nur an dem Partner aus der Glücksspielbranche, der zurecht viel Kritik auslöste. Nein, es lag im Wesentlichen am Inhaltlichen, wo man den Mitgliedern neben Floskeln nichts außer der Botschaft mitgab, dass man schon alles im Griff habe und alles gut werden würde. Spulen wir ein paar Monate nach vorne und fragen uns rhetorisch: Wurde denn seitdem irgendwas besser? Am kommenden 10. Januar gibt es jetzt den nächsten Versuch von Geschäftsführung und Präsidium bei einem Mitgliederstammtisch Antworten zu liefern. In der Einladungsmail spricht man schon einmal davon, dass „noch nicht alle Antworten“ gegeben wurden. Hoffentlich ein leiser Akt der Selbstkritik und kein Vorwurf an die anwesenden Journalistinnen und Journalisten.

Foto von Adam Pretty/Getty Images

Sollte es auf diesem Mitgliederstammtisch wieder keine zufriedenstellenden Antworten und zumindest ein bisschen Selbstreflexion geben, werden die Forderungen nach einer außerordentlichen Mitgliederversammlung, um das Präsidium abzuwählen, lauter werden und vielleicht auch ernstzunehmende Versuche unternommen, diese zu organisieren. Im Sinne von Präsidium und Geschäftsführung kann man entsprechend nur hoffen, dass sie diesen Termin nicht wieder in den Sand setzen und bei Kritik an etwa Alexander Wehrle ausfällig werden. Gewählt ist das Präsidium jedenfalls bis Herbst 2025.

Und die Geschäftsführung? Dass das Präsidium um Werner Wolf diese bald von ihren Aufgaben entbindet, ist nicht zu erwarten. Beinahe die gesamte erste Amtszeit ab 2019 war davon gekennzeichnet, sich am Geißbockheim zurechtzufinden, freizuschwimmen und das richtige Personal zu finden. Man wollte erst den Vertrag von Armin Veh verlängern, holte dann Horst Heldt und hielt (zu) lange an Alexander Wehrle fest. Ein eigenes Profil, eine eigene Identität und ein Motto haben Wolf, Sauren und Wettich hingegen nie für ihre Präsidentschaft gefunden, sie definieren sich und den Erfolg ihrer Präsidentschaft darüber das ihre jetzt eingestellten Geschäftsführer gut arbeiten. “Großes Vertrauen” in die jetzige Geschäftsführung, mit denen “ein gutes Fundament” geschaffen wurde, das ist das Mantra von Präsident Wolf.

Mit einer Entlassung einer oder aller Geschäftsführer würden sie jedes Schutzschild vor sich wegziehen und den Volkszorn, welcher sich derzeit vor allem auf Geschäftsführer Sport Christian Keller konzentriert, ungefiltert auf sich lenken. Ein gutes Rezept einen Verein zu führen ist das alles natürlich nicht.

DanielLooking via Twitter:
Wie konnte es trotz Beteiligung des erfahrenen Justiziar Oliver Zierold in der Risikoabwägung zum Potocnik-Transfer zu einer positiven Entscheidung kommen?

Eine sehr berechtigte Frage, welcher der Verein bis dato nicht zufriedenstellend beantworten konnte. Vielleicht gibt der 10. Januar ja Antworten. Noch einmal die nicht ganz einfach zu merkenden Fakten zum Januar 2022: Der Spieler Jaka Cuber Potocnik, beziehungsweise weil der Spieler zu diesem Zeitpunkt minderjährig war stellvertretend seine Mutter Tina Potocnik, kündigte am 30. Januar 2022 den bestehenden Vertrag mit Olimpija Ljubljana. Die Begründung: Die Nicht-Verschriftlichung und Nicht-Einhaltung von bei Vertragsunterschrift ein halbes Jahr vorher mündlich gegebenen Versprechen, um die man eine Woche vorher gebeten hatte. Juristisch scheint dies zumindest für Laien eine wackelige Begründung für eine Kündigung, können mündliche Versprechen nicht ohne Weiteres nachgewiesen werden und es steht oft genug Aussage gegen Aussage.

Beim 1. FC Köln gibt es nach der Kündigung ein Meeting, bei dem unter anderem die damaligen Geschäftsführer Alexander Wehrle und Philipp Türoff sowie der Justiziar Oliver Zierold sowie Jörg Jakobs anwesend waren und der Fall besprochen wurde, da man sich gerne die Dienste von Potocnik sichern wollte. Chancen und Risiken wurden abgewogen, wobei man laut Kölner Stadtanzeiger am Geißbockheim höchstens von einer Strafe in Höhe von 300.000 Euro ausging. Woher diese Zahl stammt, ist nicht zu klären. Im Nachhinein eine üble Fehleinschätzung. Christian Keller betonte auf der Pressekonferenz vor Weihnachten, dass die Entscheidung der Herren auch aus heutiger Sicht nicht zu beanstanden war, ohne diesbezüglich jedoch ins Detail gegangen zu sein.

Im Allgemeinen geht der 1. FC Köln auch nach dem Urteil, das machte die Pressekonferenz deutlich, davon aus, dass man eigentlich im Recht sei und die Kündigung Potocniks rechtswirksam war, auch wenn das Gericht nicht in Ihrem Sinne gesprochen hat. Es ist das gute Recht des Vereins, Beweise und Zeugenaussagen anders zu interpretieren als das Gericht, welches trotz allem ja auch nicht unfehlbar ist. Einen katastrophalen Fehler in der Risikoabwägung zuzugeben, und sei es nur, weil man bekanntlich vor Gericht und auf hoher See in Gottes Hand ist, wäre jedoch das Mindeste gewesen. Dann allerdings hätte es auch jemanden geben müssen, der sich hinstellt, entschuldigt und die Verantwortung übernimmt. Und daran mangelt es beim 1. FC Köln leider grundsätzlich dieser Tage.

Foto von Leon Kuegeler/Getty Images

der_dave1823 via Instagram:

Und jetzt? Gibt es ein positives Szenario das ihr euch vorstellen könnt?

Jedes positives Szenario beginnt mit einem Trainer, der es schafft, der Mannschaft das verloren gegangene Selbstvertrauen wiederzugeben und nach 34 Spielen (plus eventuelle Relegation) die Klasse zu halten. Das ist bei Licht betrachtet auch alles andere als Denkunmöglich: Denn der 16. Mainz 05 ist punktgleich mit dem 1. FC Köln, hat keinen Kader, der sich qualitativ in anderen Sphären als der der Kölner befindet und die Karte „Trainerwechsel“ auch schon gespielt. Und auch in Berlin (drei Punkte vor den Kölnern) oder Bochum (sechs Punkte vor dem FC) wird nur mit Wasser gekocht. Schaffen die Geißböcke den Klassenerhalt, dann kann man ab nächsten Winter neue Spieler verpflichten. Zumal die zwangsläufige Fixierung auf junge Spieler auch eine Chance bieten, Identität stiften und ein „Wir gegen die Welt“-Gefühl in Verein und Stadt erzeugen kann, welches im Sport niemals unterschätzt werden darf.

Doch zunächst muss die Trainerwahl muss ohne Wenn und Aber sitzen. Sonst ist kein positives Szenario denkbar!

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