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Nachspiel

1. FC Köln – FC Schaffhausen 2:0: Vier Erkenntnisse aus dem Testspiel

Auch im vierten Testspiel behält der 1. FC Köln seine weiße Weste: Gegen den FC Schaffhausen siegen die “Geißböcke” mit 2:0 – und zeigen dabei, dass schon überraschend viel Steffen Baumgart im Spiel steckt. Unsere Erkenntnisse.

Fussball 1. Bundesliga Saison 2021/2022 Testspiel in Villingen 1. FC Koeln - FC Bayern Muenchen 17.07.2021 Trainer Steffen Baumgart 1. FC Koeln *** Football 1 Bundesliga season 2021 2022 Test match in Villingen 1 FC Koeln FC Bayern Muenchen 17 07 2021 Coach Steffen Baumgart 1 FC Koeln
Foto: imago images / ULMER Presseagentur

Viertes Testspiel, dritter Sieg für den 1. FC Köln: Gegen den Schweizer Zweitligisten FC Schaffhausen setzten sich die “Geißböcke” im Rahmen des Trainingslager mit 2:0 (1:0) durch, Sebastian Andersson (33.) und Philipp Wydra (67.) erzielten die Tore für das Team von Trainer Steffen Baumgart, der sich mit dem Auftritt seiner Schützlinge im Anschluss zufrieden zeigte: „Die Jungs haben sich gute Möglichkeiten erarbeitet. In der ein oder andere Situation fehlte die Klarheit oder Frische. Aber der Gegner hat insgesamt glaube ich nur zweimal auf unser Tor geschossen, das haben die Jungs besser gemacht als gestern. Deshalb bin ich sehr zufrieden mit unserem Weg.“

Live und störungsfrei, anders als am Vortag das Duell mit dem Rekordmeister FC Bayern München, wurde die Partie in Bad Dürrheim auf YouTube übertragen – insgesamt wurde der Stream 83.000 Mal angeklickt. Den geneigten Zuschauer*innen wurde dabei von beiden Seiten ein engagiertes Spiel geboten, das jedoch arm an Torraumszenen war. Und trotz der weiterhin noch frühen Phase in der Vorbereitung: Einige Beobachtungen zur angedachten Spielweise des 1. FC Köln ließen sich in den 90 Minuten gegen den FC Schaffhausen schon ableiten.

 

Auffälligkeit 1: Die Verdichtung des Mittelfeldes

Steffen Baumgarts Ansatz scheint es zu sein, das Mittelfeld enorm zu verdichten, um den Gegner unter Stress zu setzen. Hoher Druck und intensives, durchgehendes Anlaufen gehören zu den Grundtugenden unter dem neuen FC-Trainer. Das gab er zum Beispiel nach Uths Auftritt gegen den FC Bayern seinem Stürmer mit auf den Weg: Zwar habe er offensiv gute Szenen gehabt, aber er habe – auch aufgrund fehlender Frische – noch nicht die nötigen Kilometer gemacht. So war nun in diesem Testspiel immer wieder zu hören, wie Baumgart seine Spieler im laufenden Spiel coacht und zum Anlaufen beziehungsweise Abfangen ermahnt. Gerade Dejan Ljubicic fiel hier als giftiger, vorstoßender Mittelfeldspieler auf, der einige Ballgewinne zu verzeichnen hatte, aber noch daran arbeiten muss, die eroberten Bälle an den eigenen Mann zu bringen.

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Salih Özcan etwa, der jahrelang in einem anderen Defensivsystem sozialisiert wurde, fremdelte aber noch sichtlich mit dieser veränderten Rollenbeschreibung, auch Louis Schaub wurde häufig hörbar von außen auf Fehlpositionierungen hingewiesen. Da es bei dieser Spielweise auf viele hohe Ballgewinnen ankommt, setzt Baumgart auf ein eng verdichtetes Mittelfeld. So spielte einer der beiden Innenverteidiger oft fast auf Höhe des Sechsers, während der andere absicherte, auch die Außenverteidiger schoben so hoch, dass sie fast als Außenstürmer galten.

Es war daher kein Zufall, dass die Vorlage zum 1:0 vom als Linksverteidiger eingesetzten Benno Schmitz kam, der den Kopf von Sebastian Andersson fand und unter gütiger Mithilfe des Schaffhausener Torwarts einnetzte (33.). Es verwundert auch nicht, dass der sehr schnelle, physisch starke Kingsley Schindler seine Vorbereitungsspiele weitestgehend als Rechtsverteidiger absolvierte: Sollte er seine Torgefahr aus Kieler Zeiten auch in der Bundesliga unter Beweis stellen, könnte er genau auf Baumgarts Profil passen und einer der Profis sein, die ihre zweite Chance nutzen.

Auffälligkeit 2: Polyvalenz

„Polyvalenz“ war einst das Lieblingswort von Trainer Lucien Favre. Es heißt im Wesentlichen nichts anderes, als dass Spieler mehrere Positionen ohne merklichen Qualitätsverlust bekleiden können müssen. Auch in der Vorbereitung mussten viele Profis positionsfremd ran, um sich dort zu beweisen. Schindlers Verwendung als Rechtsverteidiger (was er bereits in Hannover hin und wieder spielen durfte) wurde bereits erwähnt, aber auch Benno Schmitz musste sich nach einer kurzen Phase unter Gisdol als Linksverteidiger versuchen.

 

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Sein Konkurrent Kingsley Ehizibue musste ebenfalls auf dieser Position heran, fand sich im Testspiel gegen Schaffhausen aber auch unvermittelt als rechter Innenverteidiger einen Viererkette wieder, Jan Thielmann spielte während der gesamten Vorbereitung auf jeder Offensivposition inklusive Stoßstürmer und auch Dimitrios Limnios musste beide Flügel bekleiden. Ob Baumgart eine der Varianten für die Position des Linksverteidigers ernsthaft für den Bundesligastart in Betracht zieht, bleibt abzuwarten, aber nach dem Abgang von Ismael Jakobs und der Verletzung Jannes Horns ist es nicht unklug, Alternativen für links hinten zu testen. Und generell schadet es ja auch nicht, flexibel einsetzbar zu sein.

Auffälligkeit 3: Jugend vor

Baumgart hat gerade in diesem Spiel die Jugendspieler als vollwertige Kaderspieler betrachtet: Maiko Sponsel durfte eine ganze Halbzeit ran, Philipp Wydra war zum Teil der erste Aufbauspieler des FC und erzielte das 2:0 nach gutem Nachsetzen durch Marvin Obuz (67.) – er hatte zudem noch die Chance zum 3:0 nach Nachsetzen und Ablage Modestes auf dem Fuß (77.). Beide Szenen dürften exemplarisch sein für den Fußball, den Baumgart sehen will. Zu wünschen bleibt, dass er auch in den Pflichtspielern den jungen Kerlen eine Chance gibt – zu gefallen wussten sie durchaus. Besonders Sponsel und Wydra machten in diesem Spiel Eigenwerbung für sich, Tim Lemperle gegen Fortuna Köln.

Auffälligkeit 4: Das Problem mit dem gegnerischen Druck

In der abgelaufenen Spielzeit zeigte sich der Kölner Spielaufbau sehr anfällig, wenn der Gegner seinerseits früh und aggressiv draufging. Etwa Bayer 04 Leverkusen gelang es so gleich zweimal, die Kölner chancenlos zu schlagen. Hierfür müssen Baumgart und sein Trainerteam auch noch an Lösungen arbeiten, denn dass dies dem FC Probleme bereitete, war auch in diesem Testspiel deutlich zu sehen. Zwar setzten die Schweizer den FC nur für eine kurze Zeit zu Beginn der zweiten Halbzeit derartig unter Druck, dies jedoch mit Effekt, denn die Domstädter gerieten sichtlich ins Schwimmen. Mannschaften mit etwas mehr Potential in der Offensive als ein Schweizer Zweitligist könnten hieraus großen Profit schlagen, da sich dies auch bereits durch das Testspiel gegen Bayerns Ersatzmannschaft und gegen Duisburg (zumindest in Bezug auf den Last-Minute-Ausgleich) zog.

Fazit

Es steckt schon überraschend viel Baumgart im Spiel des FC. Diese frische Spielweise in der Offensive macht gepaart mit den verheißungsvollen Jungspielern durchaus Lust, den “Geißböcken” beim Fußballspielen zuzusehen – ein Satz, der in große Teilen der abgelaufenen Saison so nicht gefallen wäre. Es wird allerdings auch darum gehen, dem ganzen Konstrukt ein defensives Fundament zu geben und in die richtige Balance zu bringen.

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