Nein, fußballerische Leckerbissen waren bislang bei den Duellen des 1. FC Köln mit dem FC Augsburg nicht zu erwarten gewesen, und auch die gestrige 0:1-Niederlage gegen die Fuggerstädter bildete gewiss keine Ausnahme. Die Partie lud ein zum Wegschauen. Beide Teams präsentierten sich spielerisch arg begrenzt und taten sich in erster Linie beim Zerstören gegnerischer Angriffsbemühungen hervor.
Dass das Team von Heiko Herrlich in dieser Disziplin anderen Mannschaften und so auch dem 1. FC Köln etwas voraus hat, mag niemanden überraschen. Dieser Spielstil war der Garant für zehn Jahre erfolgreich bestrittenen Klassenerhalt und ist quasi zur DNA des Vereins geworden. Giftig, bisweilen eklig, auch durchaus bereit, einen Gegner einfach mal abzuräumen, wie Jan Thielmann in der 12. Spielminute und Noah Katterbach nur eine Minute später.
Der FC Augsburg kommt besser in die Partie
Beide Trainer hatten sich für eine Dreierkette entschieden, wobei man den Kölnern die Umstellung nach zwei Partien mit Viererkette zu Beginn durchaus anmerkte. Die Augsburger kamen zu ihren ersten Chancen und erzielten ein Tor durch Florian Niederlechner, dem jedoch wegen Abseits die Anerkennung verweigert wurde (8.). Schon hier zeigte sich, dass der Kölner Abwehrverbund nicht so sicher stand wie gewünscht. Der Augsburger Angriff über die linke Seite war bereits abgewehrt, als ein unkonzentriertes Zuspiel den Fuggerstädtern die Möglichkeit zu einer erneuten Flanke bescherte.
Dies ärgerte Salih Özcan, der in dieser Situation nicht gut aussah, besonders: “Alles in allem waren wir in manchen Situationen einfach zu unkonzentriert. Wir haben einfache Fehler gemacht, durch die wir die Augsburger ins Spiel haben kommen lassen.” Es sollte dann bis zur 35. (!!) Spielminute dauern, bis Augsburgs Torwart Gikiewicz seine Aufwärmübungen zum ersten Mal unterbrechen musste, um Sebastiaan Bornauws wuchtigen Kopfball nach einem Eckball von Ondrej Duda zu parieren.
Vergebene Chancen und Slapstick in der FC-Abwehr
Auch nach der Halbzeit ließen sich die Torchancen auf beiden Seiten an einer Hand abzählen. Marius Wolf bot sich in der 54. Minute die Chance zum Führungstor, eine Viertelstunde später vergab er freistehend aus gut 10 Metern. Verständlicherweise ärgerte er sich über diesen Fehlschuss: “Ich hatte noch eine große Chance. Der Ball ist mir leicht über den Fuß gerutscht und dann verziehe ich nach rechts. Den muss ich natürlich machen.”
Je länger das Spiel dauerte, um so mehr verfestigte sich der Eindruck, dass die Augsburger einen Tick gefährlicher und die Kölner zunehmend unkonzentrierter waren. Zunächst erzielten die Fuggerstädter ein weiteres Abseitstor durch Niederlechner (74.), dessen Entstehung durchaus slapstickhafte Elemente enthielt: Rafael Czichos kann einen an sich harmlosen hohen Ball nicht kontrollieren und köpft ihn schließlich zu dem von einem Augsburger bedrängten Bornauw, der prompt den Zweikampf verliert. Czichos ungelenker Abwehrversuch misslingt dann ebenfalls, alleine der Abseitspfiff rettet die Kölner.
Zwei Minuten später war es dann passiert, Iago schob den Ball aus kurzer Entfernung zum 0:1 ein und beendete damit eine Kölner Fehlerkette bedenklichen Ausmaßes. Zunächst gelingt es drei Abwehrspielern nicht, Caligiuri an der rechten Außenlinie vom Ball zu trennen, woraufhin der ex-Schalker die Abwehr der Domstädter mit einem simplen Doppelpass aushebelt, Noah Katterbach tunnelt und Niederlechner die Möglichkeit zu einem perfekten Zuspiel eröffnet. Selbst danach hätte das Tor noch verhindert werden können, wenn Marius Wolf seinen Gegenspieler zum Ball begleitet hätte anstatt stehenzubleiben.
Der Rest der Partie ist schnell erzählt: Auch die eingewechselten Modeste und Arokodare konnten von ihren Mitspielern nicht in Abschlusssituationen gebracht werden, so dass der Schlusspfiff von Schiedsrichter Sören Storks die 0:1-Niederlage der Kölner besiegelte.
Erkenntnisse aus dem Spiel
Was bleibt? Nun, die Erkenntnis scheint sich zu verfestigen, dass der FC nach dem Motto: “Hinten dicht und vorne hilft der liebe Gott!” agiert. Wobei heute beides fehlte: Die Abwehr machte in mehreren Situationen schwere Fehler, und vorne half selbst der göttliche Beistand nicht. Was wieder deutlich wurde, war die mangelnde Schnelligkeit zahlreicher Spieler, vor allem in der Abwehr und im Mittelfeld. Spielerisch gelingt wenig bis nichts, ohne Ondrej Duda, dem einzigen Kölner Akteur, der Technik, Tempo und Ideen vereint, sieht es ganz düster aus.
Die Stimmen der Trainer
Markus Gisdol sah ein ausgeglichenes Spiel mit einem unglücklichen Gegentor: “Wir haben heute ein enges Spiel gesehen, das eigentlich 0:0 ausgeht, aber dann durch ein Tor verloren geht. Aber wie immer in solchen Spielen: Wer das erste Tor macht, der gewinnt. Wenn wir das 1:0 machen, bin ich sicher, dass wir gewinnen. Und wir hatten gute Chancen, ich denke an die Kopfballchance von Sebastiaan Bornauw und den Schuss von Marius Wolf. Wenn wir dadurch gewinnen, sagen alle: Klasse gestartet. Jetzt haben wir ein enges Spiel verloren. Deshalb fällt es mir schwer, meine Mannschaft heute härter zu kritisieren. Klar hätten wir gerne was mitgenommen, aber das haben wir nicht gemacht.”
Heiko Herrlich freute sich über den Sieg bei einem Mitkonkurrenten: “Ich freue mich über die drei Punkte hier. Wir haben im Vorfeld gesagt, dass Köln ein Gegner auf Augenhöhe ist, bei dem wir etwas mitnehmen wollen. Zunächst haben sich die Reihen neutralisiert, wobei wir etwas mehr vom Spiel hatten. Wir mussten geduldig sein, bis die richtige Situation kommt. Das hat dann auch geklappt. Es war insgesamt glücklich, aber der Sieg geht in Ordnung.”
Der Blick auf das nächste Spiel
Am nächste Samstag reist der FC in den Breisgau zum SC Freiburg ins enge Schwarzwald-Stadion. Das Team von Trainer Christian Streich ist mit einem 3:1-Auswärtssieg bei der TSG Hoffenheim gestartet und hat auch dort unter Beweis gestellt, wie schwierig diese Mannschaft zu bespielen ist.
Die Kölner werden gerne an ihren letzten Auftritt dort zurückdenken. Anthony Modeste und ein Last-Minute-Treffer von Ellyes Skhiri sicherten einen 2:1-Auswärtssieg. Die Vorzeichen vor der Begegnung am nächsten Samstag lassen ähnliches nicht wirklich erwarten. Andererseits müssen die Kölner punkten, um nicht in eine fatale Negativspirale zu geraten. In Abwandlung des bekannten Faust-Zitats von Johann Wolfgang von Goethe möchte man sagen: “Die Hoffnung hab’ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.”