Er kam, sah und spielte direkt: Seit vergangenen Freitag ist Marius Wolf Spieler des 1. FC Köln, bereits am Samstag im Derby gegen Borussia Mönchengladbach war der 25 Jahre alte Flügelspieler, der auf Leihbasis von Borussia Dortmund für den Rest dieser Spielzeit an den Rhein wechselte, für die “Geißböcke” im Einsatz. Wolf, der in vergangenen Saison ein Intermezzo bei Hertha BSC gab, feierte im Trikot von Eintracht Frankfurt seinen Durchbruch, wurde 2018 mit den Hessen sogar DFB-Pokalsieger. Daraufhin wechselte der dynamische Offensivmann zum BVB, wo seine Karriere ins Stocken geriet.
Doch ist Wolf ein One-Hit-Wonder, der nach seiner starken Saison bei der SGE kein Bein mehr auf den Boden brachte? Was kann der kampf- und laufstarke 25-Jährige dem 1. FC Köln auf der Außenbahn bringen? Wir sprechen mit Eintracht-Expertin Patricia Seiwert, die auch nach Wolfs Zeit bei den Hessen ein Auge auf die Leistungen des einstigen Frankfurter Durchstarters geworfen hat. Im Interview erklärt das Mitglied des Eintracht-Podcasts, wo die Stärken des Kölner Neuzugangs liegen und weshalb die BVB-Leihgabe gerade durch seine Mentalität für die “Geißböcke” wichtig werden könne.
Marius Wolf ist nun ein Spieler des 1. FC Köln – der Flügelspieler hatte seinen Durchbruch bei Eintracht Frankfurt. Wodurch hat er sich bei euch derart ins Schaufenster gespielt, dass ihn Borussia Dortmund geholt hat?
Mit seiner agilen, temporeichen Spielweise ist er bei der Eintracht quasi über Nacht zum Leistungsträger geworden. Er hat nicht nur Schnelligkeit und Dynamik ins Spiel gebracht, sondern auch durch gute Hereingaben oftmals für Torgefahr gesorgt. Marius Wolf war in Frankfurt der perfekte Spieler für schnelle Konter. Auch Borussia Dortmund sind diese Vorzüge nicht entgangen. Da der BVB auch für sein starkes Umschaltspiel bekannt ist, haben Wolfs Anlagen eigentlich gut zur Dortmunder Spielidee gepasst.
“Er hat nicht nur Schnelligkeit und Dynamik ins Spiel gebracht, sondern auch durch gute Hereingaben oftmals für Torgefahr gesorgt. Marius Wolf war in Frankfurt der perfekte Spieler für schnelle Konter.”
Ihr hattet ihn von Hannover 96 ausgeliehen, die Kaufoption auf ihn betrug lediglich 500.000 Euro. Hattest du erwartet, wie er sich dann bei der Eintracht entwickeln konnte?
Nein, ich muss zugeben, dass ich nicht damit gerechnet habe, dass er in dem Maße Einfluss auf das Spiel nehmen könnte – vor allem nicht so schnell nach seinem Wechsel an den Main. Dass man ihn für 500.000 Euro fest verpflichtet und wenig später für die im Vertrag als Ausstiegsklausel festgeschriebenen 5 Millionen an Borussia Dortmund weitergibt, ist dann natürlich auch finanziell rentabel gewesen. Ein richtiger Glücksgriff! Wenngleich man sich als Eintracht-Fan gewünscht hätte, mit diesem Spieler, der gerade einen absoluten Höhenflug hatte, eine noch höhere Ablöse zu erzielen.
Beim BVB und bei Hertha BSC lief es für ihn nicht mehr so gut wie bei euch. Du hast ihn nach seiner Zeit bei der SGE weiter verfolgt: Was fehlte außer der Unterstützung der Frankfurter Fans bei Wolf nach seinem Abschied von der Eintracht?
Der BVB war einfach eine Nummer zu groß für Wolf. Das Niveau war zu hoch, sodass er sich dort nicht durchsetzen konnte. Der Wechsel kam meiner Meinung nach zu früh für ihn, zumal er seine guten Leistungen bei Eintracht Frankfurt nicht über einen längeren Zeitraum unter Beweis stellen konnte. Dazu kommt seine Verletzungsanfälligkeit, die ihn häufig ausbremst. Bei Hertha BSC hat es ihm an Konstanz gefehlt. Zudem wurde von ihm als Schienenspieler verlangt, auch defensive Aufgaben zu übernehmen, die er nicht ausreichend ausfüllen konnte. Als er sich dann als reiner Rechtsaußen auf die Offensive konzentrieren durfte, hat er sich in der ersten Elf festgespielt, wurde durch Verletzungen aber wieder zurückgeworfen. Letztlich war die Hertha dann auch nicht bereit, die hohe Ablösesumme für einen Spieler zu zahlen, der häufig verletzt war und dadurch keine konstanten Leistungen bringen konnte.
Er gilt als flexibel einsetzbarer Spieler auf der Außenbahn. Wo ist er in deinen Augen am besten aufgehoben?
Meiner Meinung nach kommt er am besten in einem System zurecht, in dem ihm Freiheiten nach vorne gelassen werden. Wenn er beispielsweise als Rechtsaußen mit einer defensiven Absicherung agiert, kann er seine offensiven Fähigkeiten ausleben, mit seinem Tempo Impulse setzen und für Gefahr in der gegnerischen Hälfte sorgen.
“Er ist auf der Außenbahn flexibel einsetzbar. Dennoch hat er in der Defensivarbeit auch einige Defizite, weshalb er mir bei der Eintracht besonders als offensive Kraft und weniger als Fixpunkt in der Verteidigung in Erinnerung geblieben ist.”
Was sind letztlich seine Stärken, was seine Schwächen? Was kann Wolf dem FC-Spiel geben, was wir vielleicht so noch nicht im Kader haben?
Zu seinen Stärken zählen definitiv sein Tempo, seine Beweglichkeit und seine guten Hereingaben. Er hat einen ausgeprägten Offensivdrang. Sein großes Idol ist Cristiano Ronaldo. Auch wenn er von dessen Niveau selbstverständlich weit entfernt ist, kann man sich darauf einstellen, dass Wolf zu dem ein oder anderen Dribbling ansetzen wird. Dass er hin und wieder zu verspielt ist, ist die Kehrseite. Er ist auf der Außenbahn flexibel einsetzbar, was erstmal positiv ist. Dennoch hat er in der Defensivarbeit auch einige Defizite, weshalb er mir bei der Eintracht besonders als offensive Kraft und weniger als Fixpunkt in der Verteidigung in Erinnerung geblieben ist. Seine größte Schwäche ist aber wohl sein Körper. Er ist verletzungsanfällig und hat häufig mit muskulären Problemen zu kämpfen. Für das FC-Spiel bringt er auf jeden Fall Tempo über die Außenbahn mit und kann euren kopfballstarken Neuzugang Sebastian Andersson mit Hereingaben bedienen.
Nach seiner Frankfurter Zeit machte Wolf eher Schlagzeilen außerhalb des Platzes als auf dem Rasen. Was für einen Typ haben wir uns da ins Team geholt?
Marius Wolf ist ein Spieler, der sich auf dem Platz immer voll reinhaut. Hin und wieder kann das in Übermotivation ausarten, was zu unnötigen Fouls und gelben Karten führt. Bei der Eintracht ist er im zugegebenermaßen gut funktionierenden Teamgefüge nicht negativ aufgefallen und auch die Hertha lobte zuletzt seine Mentalität. An Selbstbewusstsein mangelt es ihm jedenfalls nicht, auf Instagram hat er seinen eigenen Hashtag #UNLEASHTHEWOLF. Ich denke, Wolf findet sich überall dort zurecht, wo er den ein oder anderen coolen Typen hat, mit dem er auf einer Wellenlänge ist. Bei der Eintracht war das zum Beispiel Kevin Prince Boateng.
Über unseren Interviewpartner: Von ihren 25 Lebensjahren verfolgt Patricia Seiwert die Eintracht nunmehr über 15 Jahre und ging mit ihr durch viele trübe, aber zuletzt auch wundervoll spektakuläre Zeiten. Seit kurzem ist sie außerdem im Eintracht-Podcast zu hören und kümmert sich um den Instagram-Kanal von Fußball2000.