Zur etwas ungewöhnlichen Anstoßzeit um 20:00 Uhr beginnt für den 1. FC Köln am Freitagabend der 25. Spieltag der Bundesliga. Grund für die verfrühte Anstoßzeit sind die Lärmschutzbestimmungen der Stadt Paderborn, die die Anwohner schützen soll – spätestens um 22:00 Uhr muss der Bundesligabetrieb in der Paderborner Arena daher beendet sein. Für die “Geißböcke” ist der Auftritt bei den Ostwestfalen gleichzeitig der Beginn einer Englischen Woche, weil am kommenden Mittwoch schon das Nachholspiel bei Borussia Mönchengladbach ansteht. Am darauf folgenden Samstag wartet dann mit dem 1. FSV Mainz 05 ein weiterer Konkurrent im Kampf um den Klassenerhalt. Dieses Spiel wird zudem die Rückkehr des ehemaligen Kölner Trainers Achim Beierlorzer nach Müngersdorf bedeuten.
Doch bleiben wir zunächst beim Spiel in Paderborn. FC-Coach Markus Gisdol ist nach dem 3:0-Heimsieg gegen den FC Schalke erneut dazu gezwungen, seine Mannschaft wegen eines Ausfalls personell zu verändern. Wie auch in den letzten Partien wird ein Stammspieler fehlen, dieses Mal trifft es den aktuell formstarken Stürmer Jhon Cordoba. Der Kolumbianer muss nach einer vermeidbaren fünften gelben Karte aus dem Schalke-Spiel einmal aussetzen. Ein weiteres Fragezeichen steht noch hinter Kölns Keeper Timo Horn, dessen Formanstieg in den letzten Wochen ebenfalls dazu beitrug, dass der 1. FC Köln in der Tabelle klettern und sich von den unteren Rängen absetzen konnte. Der Torhüter war unter der Woche erkrankt und trainierte erst am Donnerstag wieder. Er fährt mit nach Paderborn, ob er fit genug für das Spiel ist, wird sich zeigen. Als erste Alternative steht Julian Krahl bereit. Abwehrspieler Sebastiaan Bornauw reiste vorerst nicht mit, der Belgier hat muskuläre Probleme. Über einen Einsatz dürfte am Spieltag entschieden werden.
Wer stürmt für Cordoba? Wird Horn rechtzeitig fit?
Zudem ist offen, wie Gisdol die Position in der Sturmspitze besetzt: Als erste Alternative zu Cordoba gilt Anthony Modeste – der Franzose kam vor mehr als einem Jahr als Rückkehrer in die Domstadt, konnte aber bis dato nicht an alte Glanzzeiten anknüpfen. Gisdol lobte ihn dennoch in der Pressekonferenz: „Ich sehe Tony gut aufgelegt. Er nimmt seine Rolle zu 100 Prozent an.” Für das Spiel beim Tabellenletzten muss der in vorderster Front aufgebotene FC-Stürmer, der auch Simon Terodde sein könnte, aber zuerst die Defensivarbeit erledigen, wie Gisdol unterstrich. „Für uns ist es wichtig, dass unsere zentrale Spitze der erste Spieler ist, der gut gegen den Ball arbeitet. Es gibt mehrere Optionen”, lautete die Einschätzung des Trainers, der mit seiner Mannschaft zuletzt sieben Siege aus neun Spielen holen konnte. Eher unwahrscheinlich ist, dass Startelf-Rückkehrer Mark Uth seine Position als hängende Spitze verlässt und nach vorne rückt – dafür hatte die Leihgabe des FC Schalke in den vergangenen Partien zu viel Einfluss in den offensiven Spielphasen des 1. FC Köln.
Für Uth müsste dann wohl Elvis Rexhbecaj weichen, der durch seine beiden Startelf-Einsätze in Berlin und gegen Schalke allerdings nachhaltig auf sich aufmerksam machen konnte. In beiden Partien gehörte er zu den stärksten Spielern, er überzeugte mit einem großen Aktionsradius und zwei Torvorlagen. Auch defensiv überzeugte der aus Wolfsburg ausgeliehene Mittelfeldspieler mit vielen Zweikämpfen und Tacklings, die er für sich entscheiden konnte. Am Stammduo Skhiri-Hector im zentralen Mittelfeld wird Gisdol aber höchstwahrscheinlich nicht rütteln, dafür war der Anteil der beiden Sechser am jüngsten Aufschwung des FC zu groß. Ob Modeste, ob Terodde, ob Rexhbecaj oder Uth – der 1. FC Köln hat auf einmal Luxusprobleme. Und muss im Kampf um den Klassenerhalt plötzlich nicht mehr jedes Spiel zwingend gewinnen.
Unterschiedliche Trends des 1. FC Köln und SC Paderborn
Zum Zeitpunkt des Hinspiels gegen den Mitaufsteiger aus Paderborn sah die Situation noch ein wenig anders aus: Nach dem Auswärtssieg am zweiten Spieltag in Freiburg war das ungefährdete 3:0 im Heimspiel gegen das Team von Steffen Baumgart erst der zweite Erfolg der Saison. Damals hatte der FC den Paderbornern den Ball überlassen, solide verteidigt und vorne zu den richtigen Zeitpunkten die Tore gemacht. In der Folge rutschte der FC allerdings in der Tabelle weiter ab, stand im Dezember sogar hinter Paderborn – bis die Mannschaft sich fing und einen Formanstieg hinlegte, der bis jetzt sieben Siege brachte.
Bei den Gastgebern des Freitagsspiels lief es seitdem eher schleppend, was das Erreichen der 40-Punkte-Marke angeht. Zuhause besiegte der SC Paderborn lediglich Fortuna Düsseldorf und Eintracht Frankfurt, auch auswärts gab es nur Erfolge in Bremen und Freiburg. Für die konsequente Spielidee mit viel Aggressivität und Fokus auf Umschaltaktionen bekam Baumgarts Team viel Lob, aber eben wenig Punkte. Aktuell steht die Mannschaft mit 16 Punkten auf dem letzten Platz, der Abstand auf Rang 16 beträgt fünf, der auf Platz 15 bereits neun Punkte.
Umschaltaktionen wie immer im Fokus
Für die Gastgeber wird das Unterfangen “Klassenerhalt” daher durchaus eine Mammutaufgabe – danach hatte es zwischendurch auch beim 1. FC Köln ausgesehen. „Wir müssen in die Zweikämpfe gehen und unsere Mentalität auf den Platz bringen”, gab Baumgart auf der Paderborner Pressekonferenz die Marschroute vor. Er wolle darüber hinaus am eigenen Spielstil festhalten und hoffe, dass seine Mannschaft die individuellen Fehler vermeide. Diese hatten zuletzt häufig bessere Ergebnisse gekostet. Fairerweise muss man dazu sagen, dass viele der Paderborner Spieler in den letzten Jahren in unterklassigen Ligen aktiv waren – der SCP schaffte unter Baumgart selbst den Durchmarsch von Liga 3 ins Oberhaus. Von daher ist es umso beeindruckender, dass die Mannschaft sich in so vielen Spielen auf Augenhöhe zeigte.
Für den 1. FC Köln wird es gegen die aggressive Spielweise der Ostwestfalen darauf ankommen, wenig Umschaltaktionen zuzulassen, weil die Paderborner Offensive um Pröger, Antwi-Adjej und Co. viel Geschwindigkeit mitbringt. Gleichzeitig ist die Frage, inwieweit der FC vielleicht auf eigenen Ballbesitz verzichtet, um dann wie zuletzt gegen Hertha und Schalke selbst im Umschalten nach vorne Torchancen zu schaffen.
Früher als erwartet könnte der aktuelle Tabellenelfte die 30-Punkte-Marke knacken und damit einen weiteren Schritt in Richtung Klassenerhalt unternehmen. Dass sich Markus Gisdol mit personellen Luxusproblemen und der Tatsache, dass man einen Gegner nicht unterschätzen sollte, beschäftigen muss, zeigt die Entwicklung der letzten Monate deutlich auf. Es ging nach oben beim FC – und vielleicht besteht am Freitagabend um 22:00 Uhr auch wieder die Möglichkeit zum Feiern.