Folge uns
.

Kolumnen

Jeff-Jas-Kolumne: Aller Anfang ist schwer!

Endlich rollt der Ball wieder, doch beim 1. FC Köln läuft noch nicht alles optimal – weder auf dem Platz noch bei Pfandbechern oder Ticketverteilung – die neue Jeff-Jas-Kolumne.

COLOGNE, GERMANY - AUGUST 23: Kingsley Ehizibue of 1. FC Koeln tumbles over during the Bundesliga match between 1. FC Koeln and Borussia Dortmund at RheinEnergieStadion on August 23, 2019 in Cologne, Germany. (Photo by Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images)
Foto: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images

Leev Lück,

endlich rollt er wieder – nicht der Rubel, sondern der Ball natürlich. Nicht nur im Profibereich, sondern auch im Amateurfußball geht es in und um Köln nach langer Sommerpause wieder um Punkte, Tore und das kalte Bier nach der Partie. Es sei denn, ihr seid irgendwo in den Fußballkreisen Bonn und Sieg unterwegs, wo aufgrund einer Rechtsstreitigkeit um Spielwertungen der erste Spieltag nicht stattgefunden hat. Doch hier im hillije Kölle gehört der Sonntag nun wieder zuvorderst den Kreisligalegenden auf den Asche- oder Kunstrasenplätzen. Da ist der Fußball noch so, wie er sein sollte: Keine Chearleader, keine Werbeeinblendungen, keine Diskussionen um irgendwelche Instagram-Storys. Einfach nur 90 Minuten auf die Socken!

Während der Start im Amateurbereich also recht erfreulich vonstatten ging (lecker Kölsch, lecker Bratwurst!), musste ich beim 1. FC Köln leider zwei Niederlagen aus zwei Partien bewundern. Ja gut, beim Tabellensechsten der Vorsaison sollte man als effzeh-Fan ebenso wenig mit Punkten rechnen wie zuhause gegen den Titelkandidaten Borussia Dortmund. Dennoch: Keine Zähler zum Saisonstart, das sorgt vor dem Gang zum Angstgegner Freiburg doch für etwas Muffensausen. Auch wenn der Auftritt gegen den BVB doch Mut machte: Aggressiv, präsent, mutig – so könnten unsere Jungs mit dem Geißbock auf der Brust doch auch zukünftig Spaß machen. Nur aufgepasst: Gegen starke Gegner gut mithalten und nichts holen, während es gegen schwächere Kontrahenten keine derartigen Leistungen gibt, kennen Kölner aus anderen Abstiegsjahren nur zu gut.

Auch interessant
Veh im DAZN-Matchday-Feature: „Es liegt nicht nur an mir, ob ich beim 1. FC Köln verlängere“

Von Pfandbechern und treulosen Tickettomaten

Aller Anfang ist schwer, das mussten unsere Helden in rot-weiß auch spielplan-bedingt bei der Rückkehr in die Bundesliga leidvoll erfahren. Ebenso schleppend wie der effzeh-Saisonstart verlief allerdings auch das Comeback des Pfandbechers im Müngersdorfer Stadion: Sicherheitsbedenken wurden ebenso ausgeräumt wie logistische Probleme, so dass nun das Bier in einem durchaus ansehnlich bedruckten Hartplastikbecher für schlappe zwei Euro Pfand daherkommt. Wenig überraschend zeigten sich alle Beteiligten beim ersten Heimspiel der Saison mit dieser Ausgangssituation überfordert. Nicht an allen Kassen konnten die Becher zurückgegeben werden, es gab offenbar Unterschiede zwischen Bieren, die beim mobilen Verkäufer gekauft wurden, und welche, die an den Ständen erworben wurden. Ein heilloses Chaos, das hoffentlich bis zum Derby gegen Mönchengladbach der Vergangenheit angehört.

COLOGNE, GERMANY - AUGUST 23: Fans of Koeln are seen during the Bundesliga match between 1. FC Koeln and Borussia Dortmund at RheinEnergieStadion on August 23, 2019 in Cologne, Germany. (Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images

Der Vergangenheit angehören sollte in meinen Augen auch ein Bild, das beim Duell der vermeintlichen Fanfreunde aus Köln und Dortmund überhand genommen hat. Wo das Auge im Müngersdorfer Stadion auch hinsah, überall waren vereinzelte schwarzgelbe Menschen wahrzunehmen. Ob es auf beiden Haupttribünen war, wo zahlreiche BVB-Anhänger offensichtlich Karten von FC-Mitgliedern abgestaubt hatten. Oder in der Südkurve, wo gemischte Pärchen aus Kölner und Dortmunder Fußballfans ihr Stelldichein gaben – sogar im Stehplatzbereich. Wer die Szenen nach den Gegentoren in der zweiten Hälfte im Fernsehen aus den entsprechenden Kameraperspektiven gesehen hat, dem dürften die zahlreichen Gäste-Supporter nicht entgangen sein.

Leute, so geht das nicht. Völlig abgesehen davon, dass die Stadionordnung eine klare Sprache spricht: Das ist unser Heimspiel, hier geht es um drei Punkte für unseren Verein. Da Anhänger der Gegner mitzunehmen oder gar aus finanziellen Motiven mit Karten auszustatten, geht in meinen Augen gar nicht klar. Vor allem nicht angesichts der akuten Probleme, für Heimspiele in Müngersdorf an Tickets zu kommen. Während also einige Freunde von mir das Duell gegen die Dortmunder Borussia nur zuhause vor DAZN verfolgen konnten (schöne Grüße hier an den wahnsinnig starken Eventim-Ticketshop!), mussten sie währenddessen mitansehen, wie in ihrem Wohnzimmer eine fünfstellige Anzahl von Schwarzgelben fröhlich eine packende Partie inklusive Auswärtssieg verfolgen konnte.

Hinterzimmergekungel auf der Suche nach dem DFB-Präsidenten

Apropos DAZN: Wer das effzeh-Spiel gegen Dortmund auf dem Streamingdienst verfolgte, konnte miterleben, wie schön eine Fußballübertragung sein kann. Ich habe mir die Partie sogar in der Nacht noch relive angeschaut – ein kleiner Masochist scheint einfach in mir zu stecken als effzeh-Fan. Ein Kommentatoren-Gespann, das nicht nur Ahnung hat, sondern sich auch hervorragend ergänzte. Wenig Brimborium drumherum, ein paar Interviews während der Übertragung. So sollte Fußball im Fernsehen immer sein. Kein Reiner Calmund, der inhaltsleer über irgendwelche Nichtigkeiten der Woche schwafelt. Keine Gespräche mit irgendwelchen Handballern oder Schauspielern, weil diese gerade schwer in der Crosspromotion aktiv sind. Keine einminütige „Analyse“, gesponsert von irgendwelchen Halsabschneidern. Einfach nur Fußball – nichts anderes!

Auch interessant
FC-Stammtisch Talk: Neue Crowdfunding-Runde gestartet

Davon weit entfernt scheint mir (und nicht nur mir) der DFB zu sein. Auf der Suche nach einem neuen Präsidenten wurden sie in Freiburg fündig, der dortige Vereinsboss Fritz Keller soll, geht es nach den Wünschen von DFB und DFL, die Geschicke des mitgliederstärksten Sportverbandes lenken. Eine Personalie, die an sich vermutlich nicht zu beanstanden wäre, hätte die zunehmend einflussreicheren Proficlubs den Kandidaten nicht in Zusammenwirken mit den DFB-Granden im Hinterzimmer ausgekungelt. Vertreten, das habe ich am Wochenende bei den Amateurkicks einmal mehr gemerkt, fühlt sich vom Verband sowieso kaum jemand mehr an der Basis. Dort rollt noch der Ball, nicht ausschließlich der Rubel. Manchmal wünscht man sich zurück in Zeiten, als das noch etwas anders war. Auch wenn damals ganz sicherlich nicht alles besser, sondern einfach nur anders war. Irgendwo muss man da wohl irgendwann anfangen – noch fehlt mir Junkie dazu die Selbstdisziplin.

Euer Jeff Jas

Einmal im Monat schreibt Jeff Jas an dieser Stelle über die groben Fouls und versteckten Nickligkeiten im Fußball, die Diskussionen auf dem Platz, an der Seitenlinie, in der Kabine, auf der Tribüne und an der Theke. Er fühlt sich überall zuhause, wo der Ball rollt: Vom Aschenplatz auf der Schäl Sick über das Müngersdorfer Stadion im Kölner Westen bis zu den Hochglanzarenen dieser Welt.

Mehr aus Kolumnen

.