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Ausbau des Müngersdorfer Stadions: Möglich, aber teuer für den 1. FC Köln

Um den Ausbau des Müngersdorfer Stadions wird schon seit geraumer Zeit diskutiert. Die zweite Machbarkeitsstudie zeigt: Prinzipiell ist eine Erweiterung möglich, allerdings extrem teuer.

COLOGNE, GERMANY - APRIL 26: General view of Stadium prior to the Second Bundesliga match between 1. FC Koeln and SV Darmstadt 98 at RheinEnergieStadion on April 26, 2019 in Cologne, Germany. (Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)
Foto: Maja Hitij/Bongarts/Getty Images

Wird das Müngersdorfer Stadion nun ausgebaut oder nicht? Bereits seit einiger Zeit wird rund um den 1. FC Köln leidenschaftlich darüber diskutiert. Aktuell fasst die WM-Arena von 2006 knapp 50.000 Fußball-Fans und ist nahezu bei jeder Partie der „Geißböcke“ ausverkauft. Gedankenspiele, die effzeh-Heimat auf eine Kapazität von 70.000 bis 75.000 Zuschauern zu erweitern, existieren bei den Vereinsverantwortlichen schon länger. Nun gibt die zweite Machbarkeitsstudie, die der Club in Auftrag gegeben hatte und am Mittwoch den entsprechenden Entscheidern vorgelegt wurde, ein zuvorderst positives Signal: Ein Stadionausbau ist prinzipiell, allerdings extrem teuer.

Die von den Stadionarchitekten GMP (Gerkan, Marg & Partner) ausgearbeitete Untersuchung zeige laut 1. FC Köln, dass es im aktuellen Planungsstadium keine unüberwindbare Hürden gebe. „Sowohl die bauliche als auch die planungsrechtliche Prüfung kommt zu dem Schluss, dass ein Ausbau des Stadions machbar ist“, heißt es in der Stellungnahme des Vereins, der die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie positiv bewertet. „Ein Ausbau des Stadions war und ist unsere bevorzugte Option, um mehr FC-Fans die Möglichkeit zu geben, unsere Heimspiele zu erleben und zugleich die Einnahmen des 1. FC Köln nachhaltig zu erhöhen. Die vorgelegten Studien zeigen, dass dies möglich wäre. Das ist für uns ein Ergebnis, das zumindest Mut macht“, erklärt FC-Finanzgeschäftsführer Alexander Wehrle.

Kosten von mindestens 215 Millionen Euro für den Ausbau

Weniger Mut macht derweil die Stellungnahme des Aufsichtsrats der Kölner Sportstätten, denen das Stadion im Kölner Westen gehört. Die Machbarkeitsstudie stelle zwar fest, dass ein Ausbau der effzeh-Heimat „technisch grundsätzlich machbar“ sei. Auch werde die architektonische Entwurfsidee, die die unverwechselbare Identität des Müngersdorfer Stadions trotz der Erweiterung auf rund 75.000 Zuschauer bewahrt, gelobt. Doch: Die politische Gesamtbewertung unter Einbeziehung weiterer Aspekte wie des Landschafts- oder Denkmalschutzes müsse noch erfolgen. Und: Nach planungsrechtlicher Sondierung bestünden erhebliche Herausforderungen, auf die beispielsweise bei umwelt- und planungsrechtlichen Fragen Antworten gefunden werden müssen.

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Die größte Herausforderung scheint allerdings bei den Ausbauträumen des 1. FC Köln wirtschaftlicher Natur zu sein: Gesamtkosten von mindestens 215 Millionen Euro müssen bei dem Projekt nach Ansicht der Studienersteller gestemmt werden. Diese Berechnung, darauf weist der Aufsichtsrat der Kölner Sportstätten hin, erfolgte allerdings ohne Berücksichtigung von Risiken, Indexsteigerungen, unvorhergesehenen Aufwendungen und notwendigen infrastrukturellen Maßnahmen. Dazu dürften noch Renovierungsmaßnahmen der bisherigen Bausubstanz und ein etwaiger Kauf des Stadions durch den Verein oder eine zu gründende Stadiongesellschaft kommen. Zum Vergleich: Der Neubau des Müngersdorfer Stadions von 2001 bis 2004 hatte lediglich knapp 120 Millionen Euro verschlungen.

Auch wegen EM 2024: Entscheidung liegt noch in weiter Ferne

Eine Herkulesaufgabe, die vor dem effzeh liegen wird – und eine schwierige Entscheidung, die ganz genau abgewägt werden sollte. „Wir werden nun zunächst intern mit den zuständigen Gremien und im Nachgang hierzu in enger Abstimmung mit der KSS und der Stadt Köln die weiteren Prüfungen angehen“, beschreibt Alexander Wehrle die nächste Schritte des Vereins. Unter anderem müsse gemeinsam geprüft werden, ob und wie ein solches Projekt wirtschaftlich dargestellt werden kann. „Die zu einem Ausbau derzeit vorliegenden Zahlen sind eine erste Kostenindikation. Daher ist zum jetzigen Zeitpunkt auch keine seriöse Aussage zu Kosten und Finanzierung möglich“, betont der Finanzgeschäftsführer des Bundesliga-Aufsteigers: „Das Thema fundierte Kostenschätzung muss nun im nächsten Projekt-Schritt gemeinsam angegangen werden.“

COLOGNE, GERMANY - DECEMBER 10: General view of the stadium during the Bundesliga match between 1. FC Koeln and Borussia Dortmund at RheinEnergieStadion on December 10, 2016 in Cologne, Germany. (Photo by Lukas Schulze/Bongarts/Getty Images)

Foto: Lukas Schulze/Bongarts/Getty Images

So bleibt auch die zweite Machbarkeitsstudie, egal wie positiv sie nun interpretiert werden mag, nur ein weiterer Schritt zu einem möglichen Ausbau des Müngersdorfer Stadions. Die Sondierungen und Beratungen werden weitergehen, doch eine Entscheidung, ob die „Geißböcke“ dieses Mammutprojekt in Angriff nehmen werden, liegt noch in weiter Ferne. Bis zur Europameisterschaft 2024, wenn auch der Pachtvertrag des 1. FC Köln mit der Stadt auslaufen wird, darf an der Spielstätte sowieso nichts verändert werden, was nicht bei der Bewerbung für die Endrunde bereits geplant war. Spätestens dann müssen die Karten auf dem Tisch liegen: Kann der Verein eine solche Investition verantworten? Ist sie nicht nur technisch mach- und finanziell darstellbar, sondern auch politisch mehrheitsfähig?

Der 1. FC Köln befindet sich in einer Zwickmühle

Bis dahin befindet sich der 1. FC Köln in einer Zwickmühle. Der Publikumsandrang für die Heimspiele des Aufsteigers ist unverändert gewaltig, der Verein wird dazu vermutlich demnächst die Marke von 110.000 Mitgliedern knacken. Doch während das Wachstum des Clubs keine Grenzen zu kennen scheint, ist die Kapazität des Stadions endlich. Die Alternativen sind rar gesät: Das neue Präsidium hat einen Wegzug aus Müngersdorf, den viele effzeh-Fans befürchteten, bereits ausgeschlossen – auch die vormalige Prüfung potenzieller Standorte für einen Stadionneubau hat dem Verein wenig Hoffnungen machen können. Es bedarf wohl, das zeigt auch die zweite Machbarkeitsstudie, eines enormen Kraftakts, um aus dieser Situation Positives zu ziehen.

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