>>> Saisonrückblick (1): Top aufgestellt in der falschen Liga
>>> Saisonrückblick (2): Vorentscheidung bei der Mitgliederversammlung
>>> Saisonrückblick (3): Sportliche Pflichterfüllung ohne Kür
Dass diese Saison des 1. FC Köln für alle Beteiligten so anstrengend war, lag auch daran, dass nicht immer das Sportliche im Vordergrund stand. Die Schwierigkeiten, die der Aufstiegsaspirant ab und an auf dem Feld hatte, wurden zum Teil deutlich davon überlagert, dass es in den verschiedenen Gremien und bei Entscheidungsträgern Ärger gab. In dieser Saison gipfelten die Konflikte in einer turbulenten Mitgliederversammlung, die in einer schallenden Ohrfeige für das amtierende Präsidium endete, und im Rücktritt von Werner Spinner an Aschermittwoch.
Spinner war im Jahr 2012 zusammen mit Markus Ritterbach und Toni Schumacher angetreten – das Ziel lautete, den Verein zu vereinen. Durch solides wirtschaftliches Arbeiten und die konstruktive Zusammenarbeit von Jörg Schmadtke und Peter Stöger im sportlichen Bereich schaffte es der 1. FC Köln, sich innerhalb von fünf Jahren nach Amtsantritt des Vorstandes für die Europa League zu qualifizieren. Im Hintergrund arbeitete Alexander Wehrle als Geschäftsführer an der finanziellen Gesundung des Vereins.
Viel Konfliktpotenzial zwischen Vereinsführung und Mitgliedschaft
Bekanntermaßen brach die Koalition zwischen Stöger und Schmadtke im Zeitpunkt des Erfolges, ein beispielloser Niedergang folgte – an diesem war auch der Vorstand nicht unbeteiligt. Fehlende Kontrollmechanismen, zu viel personengebundenes Wissen und persönliche Eitelkeiten sorgten für eine fehlende Wettbewerbsfähigkeit des 1. FC Köln. Unterdessen verschlechterte sich das Verhältnis zwischen Vorstand und aktiver Fanszene unabhängig von den sportlichen Entwicklungen: ein wenig respektvoller Umgang mit einer Mitgliederinitiative, fragwürdige Aussagen und Projekte in Bezug auf das Land China und eine überwiegend diffuse Haltung zum Thema Stadion sorgten für viel Konfliktpotenzial.
Die Fans, die den Abstieg in der Vorsaison eher stoisch ertrugen und den Niedergang eher schunkelnd als protestierend verfolgten, mussten sich dann auf der Saisoneröffnung anhören, dass der 1. FC Köln bestens aufgestellt und die Frage nach der Rückkehr in die Bundesliga eigentlich keine sei – das sollte schon klappen, so der Tenor der Verantwortlichen. Durch Vertragsverlängerungen mit Publikumslieblingen wie Timo Horn und Jonas Hector war das Kölner Publikum zwar besänftigt, aber immer noch einigermaßen kritisch. Ein nächster Höhepunkt aus vereinspolitischer Hinsicht war dann die Mitgliederversammlung im Oktober, zu der mehr als 6000 Mitglieder kamen. In mehr als sieben Stunden wurde um die Zukunft des 1. FC Köln gerungen – nicht immer nett, nicht immer freundlich, aber durchaus konstruktiv.
Foto: Sebastian Bahr
Für den amtierenden Vorstand endete dieser Abend mit einer krachenden Niederlage: Satzungsänderungsanträge waren abgeschmettert worden, am Ende bestand das Team des neu gewählten Mitgliederrats überwiegend aus vorstandskritischen Mitgliedern. Das war insofern wichtig, weil das Gremium das Vorschlagsrecht für das Vorstandsteam besitzt – im September 2019 wird beim Kölner Traditionsverein neugewählt.
Der Veranstaltung waren mediale Kampagnen vorausgegangen, deren Höhepunkt eine Äußerung von Armin Veh darstellte. Der Geschäftsführer bezeichnete Stefan Müller-Römer, den Vorsitzenden des Mitgliederrats, und sein Gremium als “Vollamateure”. Dass Veh nicht davor zurückschreckt, in der Öffentlichkeit einen Streit vom Zaun zu brechen, erkannte die Öffentlichkeit dann wieder im März.
März: Veh sorgt für Spinner-Rücktritt
„Es gibt für mich ein Problem innerhalb des Vereins“, sagte der 58-jährige Geschäftsführer nach einem 2:1-Erfolg gegen den Ingolstadt. Dieses Problem habe „mit Vertrauen zu tun und ist wenig reparabel“. Veh arbeitete sich mit dieser Äußerung an seinem Vorgesetzten Werner Spinner ab, der zu diesem Zeitpunkt im Urlaub weilte. Bereits zuvor war der Druck auf den 1. FC Köln gestiegen, weil der Start ins neue Jahr misslang und Trainer Markus Anfang schon von der Öffentlichkeit und auch Veh angezählt wurde. „Wenn man bei mir einen Vertrauensverlust hat, kann man das nicht reparieren“, sagte Veh und ergänzte: “Ich weiß nicht, was das für Konsequenzen hat. Aber irgendwann gibt es welche.“
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